Depressionen, doch zwischenzeitlich ist Daniela sehr stark!
Daniela Schwaiger leidet an Depressionen. Die junge Frau hat Phasen, in denen es ihr gut geht, doch manchmal schlägt die Krankheit mit voller Härte zu und raubt Daniela die Gefühle und das Empfinden. Liebe - selbst jene zu ihrem kleinen Söhnchen - , Freude und sogar Kälte oder Hitze sind dann Fremdwörter. Der Weg zurück in die Normalität - ein Zustand, in dem man leben will - ist ein schwerer. Doch um dem Ganzen auch etwas Positives abzugewinnen, hat Daniela die Selbsthilfegruppe „Was uns stark macht“ gegründet. Denn wenn es ihr zwischenzeitlich gut geht, dann ist Daniela stark. Sehr stark sogar und sehr aktiv. Sie appelliert an Arbeitgeber und an die Allgemeinheit für mehr Verständnis für betroffene Menschen.
PINZGAU. In den Zeiten, in denen es Daniela Schwaiger - dank Medikamenten und dank psychiatrischer Betreuung beim Mittersiller Arzt Sigmund Straach - gut geht, ist die Zellerin voll aktiv: Sie ist teilzeitbeschäftigt, kümmert sich um ihr Kind, um den Haushalt und um die von ihr gegründete Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen und Burn out. Außerdem engagiert sie sich in der Lokalpolitik, ist als Mitglied vom „Team Österreich“ für Katastropheneinsätze abrufbereit und ist zudem aktives Mitglied bei den Eisschützen.
Ein Kreislauf nach unten
Daniela hat ein großes Anliegen, was den Umgang mit betroffenen Menschen betrifft: „Bei ganz kleinen Firmen kann ich es ja noch nachvollziehen, aber grundsätzlich sollten Unternehmer depressiven Menschen wegen ihrer Krankheit nicht kündigen. Durch die Arbeitslosigkeit wird die Depression noch schlimmer und das Geld für die Behandlung fehlt - das ist ein Kreislauf nach unten. Überhaupt funktioniert das System ganz falsch: Ich weiß von Fällen, in denen betroffene Menschen in Pension geschickt werden. Und dass die Krankenkassen für psychologische Hilfe so wenig bezahlen, ist auch ein Wahnsinn. So viele Menschen können sich das kaum oder auch überhaupt nicht leisten!“ Auch für den Umgang der Gesellschaft - also von uns allen - mit der Krankheit hat Daniela Schwaiger Vorschläge parat: „Depressionen sollen kein Tabuthema sein - das hilft Betroffenen. Und überhaupt sollten Gesunde ihre Mitmenschen mit offenen Augen betrachten. Ein Gespräch oder ein Hinweis auf Möglichkeiten zur Hilfe können so wichtig sein.“
Selbsthilfegruppe mit Fachmann
Daniela spricht nicht „nur“ aus eigenen Erfahrungen, sondern auch aus jenen, die sie in der Selbsthilfegruppe macht. Derzeit sind dort jeweils zehn bis zwölf von Depressionen bzw. von Burn-out Betroffene zwischen 20 und 70 Jahren dabei. Sie alle schätzen dabei das gemeinsame, offene Reden. Es sind auch Leute dabei, die sich zwischendurch treffen und untereinander zusätzlich austauschen. Als medizinischer Fachmann ist jedesmal Dr. Straach dabei. Daniela Schwaiger: „Ich bin meinem Arzt wirklich enorm dankbar, dass er sich dafür zur Verfügung stellt.“ Die Pinzgauerin sagt auch, dass Depressionen durchaus gänzlich heilbar sind. Bei ihr selber schaute es zwar zunächst nicht danach aus, doch nun konnte ihr der Arzt doch wieder Hoffnung schenken.
Schreckliches Tief
Sie erlaubt einen Blick in ihr Innerstes: „Mein letztes Tief war einfach schrecklich. Ich kannte keinen Hunger mehr, keinen Durst und keinen Schmerz. Wenn ich mich auch noch so fest gezwickt habe, habe ich nichts gespürt. Aber das Schlimmste: Ich habe mein Kind, meinen Partner oder andere Menschen, die mir nahe stehen, angeschaut und nichts dabei empfunden. Keine Liebe, keine Zuneigung, einfach gar nichts. Das ist so schrecklich und ich habe nicht mehr gewusst, wozu ich noch leben soll. Ich habe mich einweisen lassen, trotzdem hat diese Phase sieben Monate lang angedauert.“
Infos für andere und Dank
Aber jetzt, wo es Daniela Schwaiger gut geht, ist es ihr für andere wichtig, einmal mehr auf die Selbsthilfegruppe und auf andere Kontaktmöglichkeiten für Betroffene aufmerksam zu machen. Und wichtig ist es ihr auch, „Danke“ zu sagen: „Bei meinem Arbeitgeber, der Firma ,Lutz‘ in Zell am See, für das Verständnis. Beim ,Tauernstüberl‘, wo uns ein eigener Raum zur Verfügung gestellt wird. Und bei meiner Familie, wo ich auf so viel Unterstützung zählen konnte und kann."
ZUR SACHE:
• Selbsthilfegruppe „Was uns stark macht“:
Jeden 2. Montag im Monat im GH Tauernstüberl, Schüttdorf - 18.30 bis 19.40 Uhr.
• Sozialmedizinischer Dienst im Pinzgau: Tel. 06542-760-6812, Mo. bis Fr. 9 bis 12 Uhr.
• Arbeitsassistenz: Beratungsstelle für Menschen auch mit psychischen Beeinträchtigungen, Tel. 06542-53074-20.
• Krisenhotline: 06542-72600.
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