Purkersdorfer Ärztin erzählt: So geht's in Griechenlands Flüchtlings-Camps zu

Die Purkersdorfer Ärztin Karin Tschare-Fehr verbrachte ihren Urlaub in Griechenland – um vor Ort in Flüchtlingscamps zu helfen. | Foto: Tschare-Fehr
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  • Die Purkersdorfer Ärztin Karin Tschare-Fehr verbrachte ihren Urlaub in Griechenland – um vor Ort in Flüchtlingscamps zu helfen.
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PURKERSDORF/GRIECHENLAND. "Als die Grenzen geöffnet wurden habe ich meinen persönlichen Auftrag gesehen. Ich dachte mir, dass vielleicht ärztliche Hilfe gebraucht wird", erklärt die Purkersdorfer Ärztin Karin Tschare-Fehr. Nachdem sie bereits geflüchteten Menschen an der Grenze in Nickelsdorf sowie in Ungarn und Serbien mit medizinischer Hilfe zur Seite gestanden hatte, verbrachte sie im Frühling und Sommer diesen Jahres mehrere Wochen in den griechischen Flüchtlingscamps in Idomeni und später in Thessaloniki.

Von Idomeni nach Thessaloniki

"Wenn du dort einmal gearbeitet hast lässt dich das nicht mehr los", schildert die Ärztin bestürzt. Nachdem das berüchtigte Flüchtlingslager in Idomeni geschlossen wurde, wurden die Menschen in Camps rund um Thessaloniki umgesiedelt – teils gegen ihren Willen wie Karin Tschare-Fehr erzählt. Das Vorgehen der griechischen Regierung kann die Ärztin nicht nachvollziehen: "In Idomeni wurde nichts abgeräumt, alles wurde zerstört und dem Erdboden gleich gemacht."

Undichte Fabrikshallen als Unterkunft

In Thessaloniki dienen seither leere Fabrikshallen als Unterkunft, unter anderem die Halle einer ehemaligen Geflügelfabrik. Die Zustände seien miserabel, schildert sie: "Privatsphäre gibt es nicht, Hygiene ist ein Fremdwort. Der Strom wird immer wieder abgedreht, Duschen gibt's – wenn überhaupt – nur kalt, und das Essen dient dazu die Leute vor sich hin vegetieren zu lassen." Zudem seien die längst ausgedienten Hallen nicht regensicher, wodurch Zelte teils im Wasser stehen. Der Vorschlag im Sommer doch wenigstens für Moskito-Schutz zu sorgen, wurde abgelehnt. "Wir haben dort etliche Fälle von Malaria dokumentiert. Doch die griechische Regierung war der Meinung die Leute hätten das bereits mit eingeschleppt", erzählt Karin Tschare-Fehr. Für sie steht fest: "Alles, was den Leuten die Situation angenehmer machen würde, ist politisch eigentlich nicht gewollt."

Thessaloniki Flüchtlingscamp
In Thessaloniki sind die Menschen in Zelten in alten Fabrikshallen untergebracht, erzählt Karin Tschare-Fehr. (Foto: Tschare-Fehr)

Hochfiebriges Kind auf der Straße

Nicht immer wurde die Ärztin in die Flüchtlingscamps gelassen. Oftmals behandelte sie die Menschen auf sauberen Tüchern am Boden vor den Camps oder aus dem Auto heraus. Rund 1000 Menschen habe sie in den etwa zwei Wochen im Sommer behandelt. "Ich habe oft stundenlang vor mich hin gearbeitet bis auch der Letzte versorgt war", erklärt Tschare-Fehr. Die Zustände, die sie vor Ort sah, erschüttern sie nach wie vor zutiefst: "Wenn man bei uns ein hochfiebriges Kind auf Revers aus dem Spital holt, schaltet sich die Fürsorge ein. Dort ist das wurscht – da liegen solche Kinder auf der Straße und es interessiert niemanden!", schildert sie. Enttäuscht sei sie dabei auch von diversen Hilfsorganisationen und Institutionen, die vor Ort kaum oder nur sehr schwerfällig helfen, wie Tschare-Fehr meint: "Die, die wirklich Arbeit im großen Stil schaffen sind freiwillige Gruppen, das ist die Zivilgesellschaft, die dort arbeitet – nicht irgendwelche Organisationen."

Schwierige Situation – vor allem im Winter

Die schon im Sommer höchst problematischen Zustände in den griechischen Camps sorgen die Purkersdorfer Ärztin angesichts des Winters jedoch umso mehr: "Die Leute liegen in Zelten, die nicht wasserdicht sind, haben keine warme Kleidung, keine warmen Schuhe, keine warmen Schlafsäcke. Wenn ich daran denke, dass da auch kleine Kinder drin leben, raubt mir das in der ein oder anderen Nacht den Schlaf", so Karin Tschare-Fehr besorgt.

Hilfe aus der Ferne

Daher versucht sie auch aus der Ferne so gut es geht zu helfen, denn durch ihre Tätigkeiten vor Ort ist sie bestens mit freiwilligen Helfer-Gruppen vernetzt. "Alles was ich an Sach- oder Geldspenden bekomme, geht direkt nach Griechenland", erklärt sie. Mit den Geldspenden wird eine Kochtruppe unterstützt, die die Menschen vor Ort mit qualitativer Nahrung versorgt. Sachspenden werden in regelmäßigen Abständen mit Transportern in die Camps geschickt.
Wie hält man das aus, all das so hautnah zu sehen und zu erleben?, fragt eine Dame im Publikum. "Die Frage stellt sich für mich nicht", steht für Karin Tschare-Fehr fest: "Ich bin Ärztin. Es ist meine Pflicht hinzuschauen."

Sie wollen helfen?

Karin Tschare-Fehr nimmt gerne Sach- oder Geldspenden entgegen, um sie auf direktem Weg freiwilligen Helfergruppen in den griechischen Flüchtlingscamps zukommen zu lassen, die sie dort weiter verteilen.

Kontakt:ordination@tschare.at, 0676/7991011.

Alle Fotos: © Tschare-Fehr

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