200 Kilo Plastikmüll auf Maisfeld

Erst jetzt im Frühjahr kam das volle Ausmaß der Verschmutzung zutage | Foto: privat
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  • Erst jetzt im Frühjahr kam das volle Ausmaß der Verschmutzung zutage
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STEINFELD (ven). Sage und schreibe 200 Kilogramm Plastikmüll hat der Landwirt Jürgen Trutschnig auf seinem Feld in Lind zusammengesammelt. Der Grund: Immer mehr Menschen achten nicht auf sorgsame Mülltrennung, es landet zu viel Plastik in unserem Biomüll und auch auf dem Dünge-Kompost auf den Feldern.

Regen förderte zutage

"Wenn der Kompost gute Qualität hat, spart man sich Mineraldünger ein", so Jürgen Trutschnig, der in Lind ein Feld bewirtschaftet. "Wenn man allerdings zum Müllsammeln verdonnert wird, hat man keine Motivation mehr", sagt er zur WOCHE. Im Herbst hat der Nebenerwerbsbauer Kompost von einer regionalen Kompostieranlage abgeholt und auf sein Feld aufgebracht. "Man sah schon ein bisschen Plastik, aber das ganze Ausmaß kam erst zutage, als der Regen das Material reingewaschen hat und der Wind das Plastik aufwirbelte", so Trutschnig.

Eineinhalb Tage Arbeit

Zu zweit hat er eineinhalb Tage lang rund 200 Kilogramm Plastikmüll von seinem Maisacker zusammengesammelt. "Der Acker ist rund 2,5 Hektar groß, 160 Kubikmeter Kompost habe ich damals aufgebracht. Der war ja mit rund neun Euro pro Kubikmeter nicht billig, nun muss man auch noch für die Entsorgung des Mülls aufkommen."
Weiteres Durchsieben in der Anlage wäre wahrscheinlich zu aufwändig und der Kompost dann noch teurer. Laut Trutschnig herrsche bei den Menschen eine Doppelmoral: "Einerseits wollen alle alles bio, aber die Müllthematik fängt zuhause an", sagt er.

Friedhöfe als Problemfall

Besonders schlimm seien Abfälle von Friedhöfen. Hier landen oft noch Drähte und Steckschwämme von den Gestecken sowie Kerzenreste in der Biotonne. "Im Zweifelsfall wäre da noch der Restmüll besser", sagt er. Seiner Meinung nach ist Kunststoff und die Plastiksackerln heutzutage noch viel zu günstig. "Abbaubare Säcke gibt es ja, aber das Verrotten derer dauert länger. Wobei in Kärnten ja noch genauer getrennt wird als in Osttirol", so der Nikolsdorfer.

Keine Auflösung

Ambros Jost, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Kärnten West, bestätigt: "Die Biotonne ist kein Mülleimer! Bioabfälle stehen mengenmäßig, nach Papier, an der zweiten Stelle bei den verwertbaren Abfällen von Privathaushalten. Doch nicht alles, was den Weg in die braunen Behälter findet, löst sich auch tatsächlich rückstandsfrei auf", so der Experte.

2.000 Tonnen

Im Sinne der Ressourcenschonung sei es wichtig, jene Stoffe aus dem Hausmüll zu holen, für die es noch Verwendung gibt. Dazu gehört ganz besonders der organische Anteil, der zu hochwertigem Kompost verarbeitet werden kann. Vom Abfallwirtschaftsverband Westkärnten werden jährlich ca. 2.000 Tonnen Bio- und Gartenabfälle und Strauchschnitt zu Kompost verwertet.

Kein Plastik in Biotonne

Plastikverunreinigungen sind im Biomüll ein großes Problem. Denn Kunststoffe überleben länger, selbst wenn Bio draufsteht. Für viele Kompostanlagenbetreiber ein Problem, mit dem sie es täglich zu tun haben. Das angelieferte Material wird zerkleinert, vermischt und in Mieten aufgebracht. In den folgenden 15 Wochen wird das Material laufend durch Wenden belüftet und danach abgesiebt. Das fertige Produkt wird gemäß Kompostverordnung auf Schadstoffe wie Schwermetalle und hygienische Parameter wie Salmonellen und Streptokokken untersucht.

Fehlwürfe und Störstoffe

Was bei der Biomüll-Sammlung daneben geht, wird spätestens zu diesem Zeitpunkt sichtbar. All diese Störstoffe landen in Folge in der Kompostmiete. Denn nicht alle können beim Sieben restlos entfernt werden und verbleiben so im Material. „Es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, was in die Biotonne darf und was zum Restmüll darf, was in den gelben Sack oder ins Altstoffsammelzentrum gehört“, so Jost.

Appell zur richtigen Trennung

„Es ist verwunderlich, dass im Jahr 2016 Dinge wie Kunststoffsackerln, Windeln, Zigarettenstummel, Metallverpackungen, Batterien, Blumensteckschwämme uvm. als kompostierbar betrachtet werden und in der Biotonne landen. Nur wenn Bioabfälle richtig entsorgt werden, können sie wieder zu Kompost verarbeitet werden“, ruft AWV-Geschäftsführer Ambros Jost zur besseren Trennung und bewussten Abfallentsorgung auf.

Zur Sache:

Zur besseren Hygiene und Sauberkeit im Bioeimer zu Hause können Papier- oder Maisstärkesäcke verwendet werden. Für die Sammlung von organischen Abfällen in der Küche empfiehlt Jost einen Kunststoffeimer mit Deckel, der mit Zeitungspapier oder Papiersäcken ausgelegt werden kann und dann in die Biotonne entleert wird. Das Papier zerfällt beim Kompostierprozess restlos. Aber Achtung: „Die Bezeichnung ‚biologisch abbaubar‘ auf Vorsammelsäcken bedeutet nicht dass sie auch kompostierbar sind. Wer sichergehen möchte, schaut auf die Zertifizierungsnummer. EN 13432 und 13593 sind in Ordnung“, informiert Jost.

Das darf in die Biotonne:
unverpacktes Obst oder Gemüse inkl. Schalen und Südfrüchte
Fallobst
Speisereste und verdorbene Lebensmittel (keine Flüssigkeiten, ohne Knochen, ohne Verpackung)
Kaffeefilter, Teebeutel samt Inhalt
Schnittblumen, Balkonpflanzen, verwelkte Pflanzenabfälle (ohne Kunststoffsteckschwamm)
Blumen- und Topfpflanzen mit Erde (ohne Topf)
Rindenabfälle und unbehandelte Holzspäne
Gartenabfälle, angetrockneter Rasenschnitt, Laub
Stroh

Das darf nicht in die Biotonne:
Alteisen
Baum- und Strauchschnitt
Beschichtetes Papier
Flüssige Abfälle (Speiseöle und –fette)
Glasverpackungen
Grillkohle, Koks, Asche
Haustierkot und Streu
Kaffee- und Teekapseln
Metallverpackungen, Dosen
Plastiksackerl, Frischhaltefolie, Pet-Flaschen, Verpackungsstoffe
Problemstoffe
Restmüll
Schnittholz und Holzplatten
Staubsaugerinhalt, Kehricht
Steine, Bauschutt, Sperrmüll
Tierkadaver
Weihnachtsbäume, sauber abgeräumt
Windel, Hygieneartikel
Zigarettenstummel

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