Fischotter frisst heimische Gewässer leer
Fischer wünschen sich Freigabe zur Dezimierung der Otter; Runder Tisch soll Ergebnisse bringen.
BEZIRK SPITTAL (ven). Zwei vor zwölf - so sehen es Fischereilandesrat Gerhard Köfer und Gert Gradnitzer, Fischereirevierverbandsvorsitzender für den Bezirk Spittal. Der Grund: Der Fischotter hat die Lieser buchstäblich leergefischt. Von ursprünglich 100 Kilogramm per Hektar im Jahr 2000 hat der Räuber den Fischbestand auf ein Zehntel reduziert. Bereits im Jahr 2013 (wir berichteten) drohte die Gefahr einer Zunahme des Otterbestandes.
Fußballfeld ohne Fische
"Stellen Sie sich vor, sie haben ein Fußballfeld, und auf dem liegen zehn Kilogramm Fische. Das ist praktisch nichts", so Gradnitzer. Wie Experten bestätigen, sei nicht nur der Fischbestand massiv betroffen, sondern auch die gesamte Nahrungskette im Fluss faktisch zerstört. Andere geschützte Tiere wie Krebse, Frösche oder Muscheln seien ebenfalls stark reduziert worden. Am Beispiel der Lieser habe die Fischotter-Population bereits 75 Prozent des Fischbestandes „weggefressen“. Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie liege die Grenze bei 50kg/ha, um das Gewässer als „in gutem Zustand“ zu bewerten. „Gab es in Kärnten vor zehn Jahren rund 20 Fischotter im Bereich der Drau, ist ihre Zahl nun auf mehrere Hundert angestiegen. Und das flächendeckend über das ganze Land verteilt“, so Köfer.
Gleichgewicht zerstört
Gradnitzer sieht nur Abhilfe in der Dezimierung des Otterbestandes. "Man muss den Bestand regulieren, wie beim Wild im Wald. Da wird es sogar behördlich verordnet, aber da der Fischotter unter Naturschutz steht, wird hier nichts unternommen. Aber auch Fische, die er frisst, sind eigentlich geschützt", sagt er. Vor fünf, sechs Jahren konnte man Fischotter nur einzeln sichten, mittlerweile sehe man sie am hellichten Tag fressen. "Das ökologische Gleichgewicht ist zerstört. Der Grund ist der Mensch. Man hat Flüsse verbaut, die Fischbiomasse wurde reduziert."
Ein Weihnachtswunsch
Laut Gradnitzer liege das Problem auch darin, dass auf den Otter mehr Augenmerk in der Öffentlichkeit gelegt werde. "Es ist ja auch ein lieblich anzusehendes Tier, aber er frisst auch Krebsarten und das sieht kein Mensch." Für ihn sei ein Punkt erreicht, an dem es nicht mehr so weiter ginge. "Wir verlangen einen runden Tisch. Wenn es dabei kein Ergebnis gibt, werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, denn wir wollen den Fischbestand schützen." Gradnitzer gehe es nicht um Geld und Entschädigungszahlungen, sondern er will Gewässer voller Fische, so wie es es vor Jahren und Jahrhunderten der Fall war. Heute gäbe es Bereiche, die faktisch fischleer seien. "Die Politik müsse nur sagen, dass wir dezimieren dürfen. So wie bei den Abschussplänen für das Wild. Es wäre ein Weihnachtswunsch", schließt er.
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