Nacktfotos besser nicht verschicken
Halleiner Eltern fielen aus allen Wolken: "Oh Gott, was mein Kind alles mit dem Handy anstellen kann!"
HALLEIN (tres). "Passt auf, was sich eure Söhne vom Internet - im wahrsten Sinne des Wortes - runterholen und was eure Töchter hinaufladen", riet Gruppeninspektor Philipp Reiter den Eltern bei der Vorstellung des Projektes "Click & Check" im BG/BRG Hallein.
Das Projekt des Landeskriminalamtes widmet sich u. a. der Aufklärung über „Happy Slapping“, Cyber-Mobbing usw. Jugendliche sollen damit den verantwortungsbewussten Umgang mit Handy und Internet lernen.
Von Mobbing und "Sexting"
Die Polizeibeamten Philipp Reiter und Werner Forstner besuchen im Tennengau regelmäßig die ersten und zweiten Klassen von weiterführenden Schulen, um Schüler, Eltern und Lehrer für die Gefahren des Internets zu sensibilisieren.
"Erst kürzlich war eine Mutter mit ihrer Tochter weinend bei mir, weil das Mädchen an ihren Freund intime Fotos verschickt hat. Jetzt ist er nicht mehr ihr Freund, aber die Fotos kursieren überall auf Facebook und Whatsapp", schildert Forstner.
Amanda Todd wurde z. B. deshalb nur 15 Jahre alt. Das Mädchen aus Kanada ist ein bekanntes Cyber-Mobbing-Opfer. Sie beging deshalb Suizid: Als 12-Jährige hatte sie sich per Webcam vor einem Fremden entblößt und wurde später von ihm erpresst (genannt "Sexting" oder "Sextortion"). Auch im Tennengau gab es schon ähnliche Vorfälle.
Die Eltern bekamen beim Elternabend einen Einblick, was ihre Kinder mit dem Handy machen oder machen können und fielen teilweise aus allen Wolken: "Es gibt keine Klasse, wo Mobbing kein Thema ist und mit nur drei Klicks am Mobiltelefon kommen selbst Volksschüler auf die schärfsten Pornoseiten."
Wichtig sei vor allem, dass Eltern mit ihren Kindern sprechen und sich selbst auch mit dem Internet beschäftigen. "Viele Schüler sagen uns nämlich, dass ihre Eltern nur bedingt internettauglich sind", sagt Reiter.
Mobbing via Whatsapp
Unter den Eltern, die eifrig zuhörten, waren GV Wilfried Vogl und die Grüne-LAbg. Kimbie Humer-Vogl. "Ich bin froh, dass ich alles gewusst habe", lacht die vierfache Mutter, "ich bin anscheinend gut informiert."
Über Mobbing wissen die zwei Bescheid: "Wir haben das bei unseren Kindern schon mitbekommen, dass kleine Filme mit Vorwürfen untereinander verschickt wurden." Der Abend habe ihnen dennoch viel gebracht. Wilfried Vogl sagt: "Man darf nicht zuschauen und so eventuell Mobbing ermöglichen, nur weil man sich aus einer Situation heraushalten möchte."
Kein Handy im Unterricht
BG/BRG Hallein-Direktor Matthias Meisl ist froh um die Arbeit der "Präventionscops": "Es ist gut, dass die zwei Polizisten unsere Schüler, die Eltern und Lehrer über die Gefahren aufklären - und das sogar kostenlos. Bei uns an der Schule herrscht während der Schulzeit eine Regelung, dass Handys nicht erlaubt sind. Dafür ist in der großen Pause der Turnsaal für Bewegung offen." Schmunzelnd fügt er hinzu: "Der Nachteil ist, dass unsere Pausen jetzt viel lauter geworden sind, weil die Kinder nicht mehr nur herumsitzen und mit dem Handy spielen."
Die Regelung komme bei den meisten sehr gut an: "Außerhalb der Schulzeit hat eine Schülerin von einem Mitschüler aber einmal ein grausiges Foto geschickt bekommen. Die Mutter kam aufgebracht zu mir. Darum haben wir um den Workshop mit der Polizei gebeten."
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