Wir Tullner haben "Düsentrieb-Gen"
Die Liste der kuriosen Erfindungen beim Europäischen Patentamt ist lang. Wir haben die Erfinder aufgesucht.
BEZIRK TULLN. Der Zufall führte den Werbeexperten Stefan Friedrich und Wisschenschafter Hannes Frech, der Biomaterialien entwickelt, zusammen. Bausteine mit 60-prozentigem Holzanteil hat er für seine heute 12-jährige Tochter entwickelt. Mit dabei ist auch Designer Dietmar Kreil. Große Pläne hegt das Trio: "Im Sommer wird die Produktion angekurbelt", verspricht Friedrich, dass die Bio-Kunststoffteile in Serie gehen.
Die Butter auf's Brot
Die meisten Patente im Bezirk hat die Agrana Zuckerforschung registriert, wobei verständlich sind die Bezeichnungen nicht. "Die Patentwelt hat eine ganz eigene Sprache, die Nicht-Fachmänner schwindelig werden lässt", schmunzelt Walter Hein, Abteilungsleiter Zuckertechnologie.
Ein Patent unter insgesamt 14 ist jenes, das wie folgt lautet: Verfahren zur Herstellung von Zucker mit Hilfe von Harzen. "Wir waren auf der Suche nach natürlichen Produkten, die Zuckerverluste eindämmen sollen", erklärt Hein, "aber nur so weit, dass die Energiekosten für die Trocknung der Extraktionsrückstände aus der Zuckerrübe, die als Futtermittel verkauft werden, nicht zu hoch werden". Wirkstoffe auf Basis von Hopfen sowie Baumharze kommen hier nun als natürliche Mittel zum Einsatz. Die Produkte werden zusammen mit einer Partnerfirma weltweit, auch in den USA, vermarktet, wodurch auch Lizenzgebühren lukriert werden können: "Das bringt Butter auf's Brot", freut sich der Lebensmitteltechnologe über die zusätzliche Einnahmequelle.
Kraus hält's wie Ferrari
Für seine Erfindung hat Wolfgang Kraus (Firma Albin Kraus) den "goldenen Securitas" erhalten. Eine Absaugeeinrichtung für eine Fräsmaschine hat man hier entwickelt, womit die Späne bei der Holz- oder Kunststoffverarbeitung abgesaugt werden können. Der Spänefänger für die Oberfräse wurde mittlerweile weiterentwickelt, zwei Absaugeöffnungen können je nach Einsatz durch Umlegen eines Hebels zum Absaugen aktiviert werden. Warum er keine weiteren Patente angemeldet hat? "Ich halte es da wie Enzo Ferrari, der sagte: 'Wer mich kopiert, der kommt zu spät'", scherzt der Chef des Familienbetriebes, der die Firma in dritter Generation führt.
Meinung: Erfinder sind Akku der Firmen
Als Nicht-Wissenschafter versteht man nur "Bahnhof": Sie sollen bis ins kleinste Detail beschrieben werden, doch begreifen soll das keiner – so verrrückt ist die Sache mit den Patenten.
Daher haben wir die kreativen Köpfe diesmal vor den Vorhang gebeten und waren überrascht von ihrer täglichen Arbeit. Die Art an Dinge heranzugehen, Ideen aufzugreifen und umzusetzen – und das alles zwar mit erhobenem Haupt, doch keineswegs hochnäsig – fasziniert. Als zielorientiert kann man die Tullner Düsentriebe bezeichnen die letztendlich die Unternehmen zu dem machen, was sie heute sind: Nämlich erfolgreich – und das auch international!
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