Wahlwiederholung im Bezirk Waidhofen: Die Wahl der Qual

Am 2. Oktober wird die Stichwahl wiederholt, was für einigen Frust bei den Wahlbeisitzern im Bezirk sorgt.
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  • hochgeladen von Peter Zellinger

BEZIRK WAIDHOFEN. Während andere mit Familien feiern, Sonntagsausflüge machen oder einfach nur entspannen, sitzen sie in Schulklassen, Hinterzimmern von Gasthäusern und Gemeindestuben. Von sechs Uhr Früh bis 20 Uhr an jedem Wahlsonntag.

Die Bezirksblätter haben einige der 764 Wahlbeisitzer im Bezirk gesucht und mit ihnen gesprochen. Über die Liebe zur Demokratie, den Schaden und - jetzt auch den Spott, den man für diese freiwillige Arbeit nun ertragen muss.

Oswald Traschl ist einer von ihnen. Seit 40 Jahren tut der ehemalige Lehrer seinen Dienst an der Demokratie, auch wenn er Kollegen verstehen kann, die jetzt aufgeben. "Ich glaube schon, dass sich bei der Wahlwiederholung viele fragen, warum sie sich das überhaupt noch antun", so Traschl gegenüber den Bezirksblättern. Aufhören kommt für ihn aber nicht in Frage: "Ich arbeite trotz allem gerne mit". Traschl wird bei der Wiederholung der Stichwahl am 2. Oktober wieder in der Bezirkswahlkommission sitzen. Was ihn ärgert, sind die Berichte, wonach die Wahlhelfer bezahlt würden: "Das stimmt nicht. Es handelt sich um eine rein ehrenamtliche Tätigkeit." Dass eine Bezirkswahlkommission nicht vollständig gewesen wäre, daran kann sich Traschl nicht erinnern. "Bei uns waren immer alle da, und wenn nicht, dann wurde eine Ersatzperson genannt".

Diether Schiefer ist ebenfalls seit 40 Jahren in Wahlkommissionen am Werk. Warum er sich das antut? "Aus Pflichtgefühl, aber ich kann es verstehen, wenn sich viele nicht mehr wollen. Kriegen tut ja niemand etwas dafür, außer vielleicht einem Kaffee." Rund 2.000 Briefwahlstimmen wurden bei der Stichwahl im Bezirk Waidhofen ausgezählt. Allein das Öffnen der Umschläge dauerte etwa zwei Stunden. "Mühsam wird es immer dann, wenn man mehrmals zählen muss. Da vergehen dann schon einige Stunden". Eine Auszählung der Briefwahlstimmen am Wahltag wäre für Schiefer die bessere Alternative.

Als "Bürgerpflicht" bezeichnet Michael Schelm seine Tätigkeit als Vorsitzender der Wahlkommission in Waldreichs. Dennoch: in dem kleinen Sprengel mit etwa 200 Wahlberechtigten ist Schelm am Wahlsonntag ehrenamtlich von acht Uhr früh bis 13 Uhr im Einsatz. "Ich habe volles Verständnis, wenn jemand aufhört. Eine ganze Wahl zu wiederholen, nur weil in irgendeiner Bezirkswahlbehörde gepfuscht wurde ist nicht sinnvoll."

Ehrenamtliche sind ang'fressen

Vor allem mit den Briefwahlkuverts haben die Wahlbeisitzer keine Freude: Zu aufwendig sei das Öffnen, die Kontrolle, ob überall ein Stimmzettel enthalten ist sei ebenfalls überaus mühsam, bestätigten die von den Bezirksblättern befragten Wahlbeisitzer. "Das Theater tu ich mir sicher nicht mehr an", so einer der Ehrenamtlichen aus dem Bezirk wörtlich, der namentlich nicht genannt werden möchte. Auch aus SPÖ-Kreisen kommen ähnliche Wortmeldungen: "Schön langsam sind die Leut' ang'fressen".

Personalnot

Kein Wunder, dass mittlerweile die Personalnot ausgebrochen ist, wie die Bezirksgeschäftsführerin Anette Töpfl (ÖVP) berichtet. "Die Personaldecke wird schon dünner. Schon vor der Aufhebung der Stichwahl haben zwei Beisitzer abgesagt", so Töpfl. "Praktikabler wäre es, wenn die Briefwahlstimmen gleich am selben Tag, so wie bei der Landtagswahl in den jeweiligen Gemeinden, ausgezählt werden dürften. In diesem Fall war am Wahltag schon alles ausgezählt, heute müssen sich die Leute am Montag einen Tag Urlaub nehmen.“ Auch in der SPÖ sei die Lage ähnlich, wie Geschäftsführerin Martina Litschauer berichtet.

"Wir tun uns vielleicht eine Spur leichter, aber in Gemeinden, wo wir nicht vertreten sind, ist es schwer Beisitzer zu finden", berichtet auch FP-Chef Gottfried Waldhäusl. Er ist dafür kleinere Wahlsprengel aufzulösen. "Die Windigsteiger haben das so gemacht, und die Wahlbeteiligung ist nicht gesunken". Bei der Briefwahl an sich hat der blaue Bezirksobmann Bedenken: "Eine Briefwahl ist doch keine geheime Wahl".

Grünen-Chef Martin Litschauer fasst es so zusammen: "Durch die Wahlanfechtung ist der Eindruck entstanden, dass da lauter Dodeln am Werk sind. Wer soll sich das noch antun wollen?" Leicht säuerlicher Nachsatz: "Wer sehen will, wie viel Arbeit das ist, der kann sich bei mir melden und bei der nächsten Auszählung als Wahlzeuge dabei sein".

Zur Sache

In der Bezirkswahlbehörde sitzen insgesamt fünf Vertreter der ÖVP und je zwei von SPÖ und FPÖ. Wie alle Parteien bestätigen wird es zunehmend schwieriger Beisitzer zu finden. Im Bezirk gibt es insgesamt 764 Ehrenamtliche (ohne Wahlzeugen), die von ÖVP, SPÖ und FPÖ gestellt werden. Wer bei der Bundespräsidentschaftswahl wie viele Wahlhelfer stellen darf, hängt vom Ergebnis der letzten Nationalratswahl ab. Das ist auch der Grund, warum die Grünen derzeit keine Beisitzer stellen.

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