"Die letzte Verschwörung"
Konspiranten ziehen in die Volksoper Wien ein
Verschwörungstheoretiker ziehen in die Volksoper ein. Verantwortlich dafür ist Komponist Moritz Eggert. Im Auftrag der Alsergrunder Institution hat er ein eigenes Stück geschrieben.
WIEN/ALSERGRUND. Moritz Eggert schaut sich so manche eigentümliche Posts auf seinem Handy an – er beobachtet diverse Telegramm-Gruppen. Dabei handelt es sich aber nicht um irgendwelche Channels, sondern um solche, in denen gern Verschwörungstheorien geteilt werden.
"Ich wollte einfach wissen, wie diese Menschen ticken", erklärt Eggert – er ist Komponist und Schöpfer der aktuellen Operette "Die letzte Verschwörung", die am 25. März ihre Uraufführung in der Volksoper am Alsergrund feiert. Das Stück entstand in einer Zeit, als die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns einen ihrer Höhepunkte erlebte.
"Die Volksopern-Direktorin Lotte de Beer hat mich damals angerufen, ob ich etwas für die Volksoper schreiben will. Wir hatten gerade beide einen Film über Flat-Earther gesehen und sofort Lust, etwas über Verschwörungstheorien zu machen", so Eggert. Dann ging alles Zack-Zack, am nächsten Tag standen schon die ersten Aufführungstermine und eine grobe Idee.
Ein Mix aus Offenbach und Lynch
In "Die Letzte Verschwörung" geht es nun um – welch Überraschung – Verschwörungstheorien. Eggert hat das Stück als "zeitgenössische Operette" komponiert, Regie führt dabei Lotte de Beer. "Das Werk verbindet die frühen Operetten Offenbachs mit modernster Theatersprache", heißt es in der Stückbeschreibung. Was sich die Menschen nun musikalisch davon erwarten dürfen? "Über Musik zu reden, ist wie Architektur zu tanzen", sagt Eggert dazu. Also, eine schwierige Sache.
Eine Beschreibung fällt ihm aber dann doch ein: "Das Stück ist wie ein Film von David Lynch als Operette. Mit viel schwarzem Humor und Absurdität, aber auch ernsten und nachdenklichen Momenten." Inhaltlich geht's um einen erfolgreichen Talkshowmoderator, der in einen Strudel an Verschwörungstheorien gerät. Immer, wenn er dann glaubt, die "Wahrheit" gefunden zu haben, stolpert er schon in die nächste unglaubliche Entdeckung. Eins möchte Eggert hier versprechen: "Man wird das Stück verstehen. Auch, wenn man das Programmheft nicht liest."
Recherche in einschlägigen Gruppen
Um nun Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen zu verstehen, um die es ja in "Die letzte Verschwörung" vorrangig geht, verfolgt der Komponist noch immer regelmäßig die Telegram-Posts der bekanntesten Protagonisten der Szene. "Ich war selbst gespannt, wie die Leute dort damit umgehen, wenn Corona als Problem wegfällt", sagt Eggert: "Aber die Themen in den Gruppen switchten dann recht schnell von der Pandemie auf Putin."
Gereizt hätte ihn das Thema, weil er während der Pandemie selbst plötzlich enger mit Verschwörungstheorien in Kontakt gekommen ist. "Alle kannten plötzlich Menschen in ihrem Umkreis oder in Familien, die sich da auf einmal empfänglich gezeigt haben", so Eggert. Um sich hier Frust und auch Verzweiflung von der Seele zu schreiben, wollte er ein Stück schreiben – aber auch aus dem Bedürfnis heraus, über das Thema lachen zu können. Auch das sei ein Umgang, mit dem schwierigen Problem umzugehen.
Wer das Ergebnis nun sehen will, hat erstmals in der Volksoper Gelegenheit dazu. Am 25. März ist die Uraufführung, weitere Spieltermine sind am 30. März, 4., 8. und 12. April.
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