Unsterblich am Alsergrund
Zweig, Doderer und Fried vereint in einem Literaturkrimi

- hochgeladen von Christine Bazalka
Fünf Literaten, eine WG in der Porzellangasse: die Zutaten für einen Krimi, in dessen Zentrum der 9. Bezirk steht.
WIEN/ALSERGRUND. Wer durch den 9. Bezirk schlendert, spaziert gleichzeitig durch ein Stück Literaturgeschichte: Hier das Geburtshaus eines berühmten Schriftstellers, dort die bekannteste Stiege der österreichischen Literatur und das Gymnasium Wasagasse strotzt nur so vor schreibenden Absolventen.
In Reinhard Gnettners neuem Krimi "Nur der Tod ist unsterblich" muss man sich aber nicht mit steinernen Andenken an vergangenen Glanz zufriedengeben, denn hier werden sie wieder lebendig: Friedrich Torberg, Erich Fried, Stefan Zweig, Leo Perutz und Heimito von Doderer treffen sich im Café Central und beschließen, zusammen in eine WG in der Porzellangasse zu ziehen.
Das funktioniert zunächst erstaunlich gut: Mithilfe der Pflegerin Ella raufen sich der einsilbige Zweig, der eitle Doderer und die anderen schrulligen Herren zusammen, auch wenn es im Wohnzimmer, das sie wie ein Kaffeehaus einrichten, immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt und sie von Schreibblockaden gequält werden. Die beginnende Idylle geht zu Ende, als Doderer tot am Fuße der Strudlhofstiege aufgefunden wird.

- Die Strudlhofstiege.
- Foto: Peter Markl
- hochgeladen von Peter Markl
Krimi mit Original-Zitaten
Zum Leben erweckt – zumindest kurzzeitig – wurden die Literaten von Reinhard Gnettner. Dreieinhalb Jahre lang ist er an seiner ersten Veröffentlichung gesessen, die er in seiner Freizeit neben seinem Brotberuf verfasst hat. Gnettner hat die Werke der Schriftsteller, ihre Biografien und Autobiografien sowie Bild- und Tondokumente studiert und sein gesammeltes Wissen in die Figuren einfließen lassen. Daraus ergeben sich fünf unterschiedliche, lebendige Charaktere, die ihre Dialoge immer wieder mit Original-Zitaten bestreiten und die mit ihrer liebenswerten Art auch jenen Lust aufs Lesen machen, die Zweig und Fried in der Schule nicht begeistert haben. "Mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten kann man sich durchaus identifizieren", sagt Gnettner, der unter den fünf Herren keinen Lieblingsschriftsteller hat: "Es gibt von jedem von ihnen Werke, die mir sehr gut gefallen. Richtig genial ist halt Doderer", meint er. Dass mit Doderer der einzige Nicht-Jude in der Runde NSDAP-Mitglied war, wird im Buch auch thematisiert und als mögliches Mordmotiv gehandelt. "Er hat das bereut und es ist ihm von der Allgemeinheit verziehen worden", erklärt Gnettner, weshalb die jüdischen Schriftsteller vergleichsweise milde mit Doderer ins Gericht gehen.
Zu der einzigen weiblichen Hauptfigur Ella hat Gnettner eine berufliche Verbindung: Vor einigen Jahren ist er von der Werbebranche in die Altenpflege gewechselt und hat auch Senioren-WGs betreut. So ist auch die Idee zu dem Buch entstanden: "Ich konnte authentisch beschreiben, wie es da zugeht."
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