Christian Locker erdichtet ein Europa unter den Habsburgern
Christian Locker beherrscht die Farben seiner Leinwand und die Buchstaben für seine Bücher.
Christian Locker ist überzeugter Ur-Meidlinger. Zurzeit kennt man den Hetzendorfer als erfolgreichen Buchautor. Mit seinen Werken schafft der 54-Jährige Sprachkunstwerke in Parallelwelten. Selbstverständlich in einem kaiserlichen Wien, wie es heute aussehen könnte.
Eigentlich ist Locker ein Kunst-Maler. Seine Werke sind wahrlich sehenswert – und zieren nicht nur seine eigenen Buchumschläge.
Im Gespräch mit dem sympathischen Hetzendorfer merkt man gleich, wie viel Geist hinter seinem Witz steckt. Kein Wunder, studierte er doch Philosophie, Germanistik, Geschichte und Malerei. Zwischen 1984 und 1990 veröffentlichte er literarische Werke etwa beim „Wiener Journal“ und „Wespennest“.
Bilder erzählen Geschichten
"Ich widmete mich ausschließlich der Malerei, schuf Bilder, die Geschichten erzählen, malte Portraits, um meinen Unterhalt zu bestreiten." Seine 20-jährige Schreibpause unterbrach er mit Texten, die er gemeinsam mit Markus Oezelt für die bz-Wiener Bezirkszeitung verfasste.
Als er sich vor einigen Jahren an seinen ersten Roman wagte, wusste er nicht, dass sich der Drang, weiter zu schreiben und ständig neue, surreale Szenarien zu erfinden, verselbständigen würde. "Ich bin ein Erzähler in bester österreichischer Tradition", so Locker stolz.
Kein Welten-Erfinder
In seinen Geschichten spielt viel Lokalkolorit mit. Das liegt daran, dass er nur über das schreiben könne, was er kennt: "Ich will keine neuen Welten erfinden".
Dabei wagt er sich auch an das Surreale, springt durch die Zeiten, erfindet ein Europa, in dem noch die Habsburger regieren, eine Parallel-Welt. Und natürlich passiert der eine, oder andere Mord. "Ich glaube Herzmanovsky-Orlando hätte an einigen Stellen meines neuen Buches herzlich gelacht", sagt Locker, der seine Leser mit Wortwitz und grotesteken Wendungen begeistert.
Vor kurzem erschien Lockers fünfter Roman: "Den Galgenvogel abgeschossen", erschienen in der Edition Roesner. Wie der Zufall so spielt, kam gleichzeitig mit seinem Buch ein Band mit bisher unveröffentlichten politischen Essays von Stefan Zweig heraus.
Eine Show als Lesung
"Das hat mich neugierig gemacht und ich kam auf die Idee, beide Texte in einer Lesung einander gegenüberzustellen", erzählt Locker. Der Grund: "Ich fühle mich den Autoren dieser Zeit – Zweig, Doderer, Herzmanovsky-Orlando – tief verbunden, habe schon immer gewusst, dass die Schriftsteller größere politische Visionen haben als die Politiker selbst. Zweigs Essay ist da beispielgebend und ideal, um es meinem Parallel-Welt-Roman gegenüberzustellen. Das musste ich mich einfach trauen!"
Da der Autor lieber andere lesen lässt, als selbst am Rednerpult zu stehen, holte er sich für seine "Show" prominente Verstärkung: Die Stimmkünstlerin Naama Isabelle Fassbinder, die aus Zweigs Texten liest und Lieder aus den 30 Jahren vorträgt und Markus Oezelt, einen Schulfreund Lockers, Mitbegründer von "Heilbutt und Rosen" und Kabarettautor, der aus dem Galgenvogel liest.
Der nächste Auftritt von Christian Locker ist am 9. Februar 2017 in der Alten Schmiede in der Schönlaterngasse 9. Um 19 Uhr beginnt die Lesung "Anderswelten", bei der auch Annett Krendlesberger und Alfred Paul Schmidt aus ihren Werken lesen. Der Eintritt ist frei.
Zum Buch:
Christian Locker
Den Galgenvogel abgeschossen
Parallelwelt-Roman
Edition Roesner
artesLiteratur
Zum Inhalt:
Ministerialrat Georg Prunnhübner gerät unversehens in eine altertümliche Welt, die sich als Parallelwelt offenbart, in der noch die Habsburger Österreich regieren. Da wundert es auch nicht mehr, dass er sogar manche Personen kennt …
Spätestens, wenn fast zeitgleich aus dem Ölbild „Die Hofoper im Herbstlicht“ aus dem 19. Jjahrhundert die blutjunge Alma von Tregotschnigg in die Arme seiner Sekretärin purzelt und in Prunnhübners nunmehriger Welt Morde um Morde passieren, die er als adeliger Oberkommissär zu klären hat, ist man vollends in der surrealen Parallelwelt von Christian Locker gelandet.
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