Volksoper
Ein Altes Stück wird in einen neuen Kontext gesetzt
Mit ihrer letzten Opernpremiere der Saison greift die Volksoper ein aktuelles Thema auf. Man zeigt außerdem, dass Geschichte sehr wohl umgeschrieben werden kann und man altes in neuen Kontext setzen kann.
WIEN/ALSERGRUND. "Ein elegantes Statemant für Feminismus", so beschreibt Opernsängerin Rebecca Nelsen das Stück "La Rondine", eine ehemals eigentlich ziemlich sexistische Aufführung. Die Leiterin der Volksoper Lotte de Beer zeigt in ihrer abgewandelten Version des Stückes jedoch, dass auch alte Werke in neuem Glanz und in einer neuen Realität erstrahlen können.
Und genau das ist wichtiger denn je – tragen doch bekannte Werke oft zu einem veraltetem Frauenbild und zu Sexismus bei, was gut und gerne als Tragödie beschrieben werden kann. "Es wäre jedoch auch eine Tragödie, diese Stücke nicht mehr aufzuführen", so Nelsen. Die Darstellerin freut sich besonders über das von de Beer umgeschriebene Ende und bezeichnet ihre Interpretationen als "unglaublich intelligent."
Eine verbotene Liebe
Wie so oft in der Oper geht es auch in "La Rondine" um die Liebe. Ruggero, ein junger, etwas naiver Mann aus einer höheren gesellschaftlichen Schicht, verliebt sich in eine Kurtisane, weiß am Anfang jedoch nicht, dass sie dieser Arbeit nachgeht. Magda, welche die Liebe erwidert, "gehört" aber eigentlich bereits einem anderen Mann.
Es geht dabei nicht um Liebe, sondern um Besitz, Macht und Überlegenheit. Ein ähnliches Schicksal erfährt auch Magdas Zofe Lisette, gespielt von Nelsen. Sie pflegt eine Liebesbeziehung mit dem Dichter Prunier – also ebenfalls mit jemandem aus einer "höheren" Klasse. Beide Frauen führen Beziehungen, die nicht möglich sind. Sie kommen aus "niedrigeren" Schichten.
Als Kurtisane hatte Magda außerdem bereits Sex mit anderen Männern. Etwas, das Ruggero und seine ganze Familie gesellschaftlich zerstören würde. Unter dem Druck von Prunier bleibt Magda irgendwann nichts anderes übrig, als ihren Geliebten zu verlassen und ihm ihre Vergangenheit zu gestehen. Ab hier gehen das ursprüngliche Ende Puccinis und das von de Beer auseinander.
Wer ist Autor deines Lebens
"Wer schreibt eigentlich die Geschichte eines Lebens?" Diese Frage stellt de Beer in ihrer Interpretation des Stücks. Sie setzt sich dabei stark und kritisch mit dem Bild der romantischen Liebe und dem Frauenbild Puccinis auseinander.
Damit trifft sie auch den aktuellen Zeitgeist: Immer noch sind Sexismus, ein altertümliches Frauenbild und veraltete gesellschaftliche Normen ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Mit der neuen Interpretation von "La Rondine" zeigt sie, dass Traditionelles sehr wohl in die moderne Gesellschaft eingegliedert werden kann und muss. "Auch heute sieht man noch immer, wie Jugendliche so leben, um ihren Eltern gerecht zu werden. Auch hier stellt sich die Frage: Wer ist der Autor deines Lebens?", so Nelsen abschließend.
"La Rondine" wird noch bis Freitag, 10. Mai gespielt. Mehr Infos und Tickets gibt's online auf volksoper.at
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