Servitenviertel
Hilfe für die Vergessenen am Alsergrund im Haus Jaro
Sophia Böing ist Teil des Hauses Jaro im Servitenviertel. Dort kümmert sie sich um jene, die Hilfe brauchen.
WIEN/ALSERGRUND. Das Haus Jaro der Caritas kümmert sich um Personen, die nicht anspruchsberechtigt für eine medizinische Versorgung sind. Sophia Böing ist für die Betreuung des Alltags im Hause zuständig. „Das heißt, wir teilen das Essen sowie die Medikamente aus und organisieren notwendige Termine für die Personen im Haus“, erklärt die Sozialarbeiterin.
Einmaliges Projekt
Europaweit ist das Projekt der Caritas einzigartig. Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die nicht fünf Jahre offiziell in Österreich arbeiteten, haben keinen Anspruch auf eine dauerhafte medizinische Betreuung. Das Haus Jaro stellt eine medizinische Versorgung für diese Personen bereit, die durch sämtlich soziale Raster durchfallen.
Ein interdisziplinäres Team aus Sozialarbeitern, Diplomkrankenpflegerinnen, Ärztinnen und Heimhilfen betreuen im Haus Jaro rund 70 Menschen. Zudem arbeiten zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Helferinnen im Haus mit. Sophia Böing selbst war zwei Jahre ehrenamtlich angestellt, ehe sie letztes Jahr als Hauptamtliche übernommen wurde.
Schwere Schicksalsschläge
„Keiner der Klienten ist freiwillig hier“, sagt Böing. Die Ursachen sind äußerst divers. „Von Suchtkranken, alleingelassenen Männern sowie Frauen sind hier viele Schicksalsschläge aufzufinden“, erläutert die Sozialarbeiterin. Für die Klientinnen gibt es einen eigenen Frauenbereich. Es sind aber hauptsächlich Männer, die im Haus Jaro auf medizinische Betreuung angewiesen sind.
Angekommen im Haus Jaro, haben die schicksalsgebeutelten Personen eine gute und würdevolle Versorgung. „Die Personen haben drei Mahlzeiten am Tag, Programme und außerhäusliche Unternehmungen“, so Böing. Der Sozialarbeiterin ist es dabei immer wichtig, dass die Personen auf selbstverständliche Weise auf Augenhöhe behandelt werden.
Substitution des Problems
Das österreichische Sozialsystem gewährt keine langfristigen Leistungen an Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die nicht länger als fünf Jahre in Österreich leben und arbeiten. Somit haben diese Menschen keinen Anspruch auf eine Mindestsicherung oder eine vollwertige Krankenversicherung.
Bei Jobverlusten werden Menschen aufgrund des fehlenden Einkommens zudem in die Wohnungslosigkeit gedrängt, da sie sich nicht weiter finanzieren können. „Dadurch kommt es zu Parallelgesellschaften“, fügt Böing hinzu.
Aktuell sucht das Haus Jaro nach Ärzten und Ärztinnen, die die Menschen behandeln können. Aufgrund der sprachlichen Vielfalt ist das Haus auch auf freiwillige Dolmetscher angewiesen, von denen es laut der Sozialarbeiterin "nicht genug geben kann". Weitere ehrenamtliche Kräfte oder Spenden sind ebenfalls willkommen. Der Job gefällt der Sozialarbeiterin sehr. „Hier helfe ich Menschen und trage einen enorm wichtigen Beitrag für die Gesellschaft bei“, reflektiert sie.
Weitere Informationen gibt es hier.
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