Große Kunst im Miniaturformat
Die Modelle der Döblinger Künstlerin Alexandra Kontriner sind verwelkte Blätter, tote Falter, Käfer und Vögel, die sie in Originalgröße auf Papier bannt.
DÖBLING. Manches findet sie auf ihren Spaziergängen in der Natur, oder sie geht in der Vogelsammlung des Naturhistrischen Museums Wien auf Schatzsuche. Dort sind 130.000 Stopfpräparate, Bälge, Skelette, Eier und Nester archiviert, ein riesiger Fundus, den die Künstlerin vor zwei Jahren entdeckte und seither ein, zweimal pro Woche zum Arbeiten aufsucht. "Eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für mich", sagt Kontriner. Gerade finalisiert sie eine Auftragsarbeit für das Quart Heft für Kultur Tirol, das demnächst erscheint. Da findet sich ein wunderschöner Totengräberkäfer, ein eben geschlüpftes Steinadlerbaby noch halb im Ei versteckt und der Flügel einer Ringdrossel aus der Sammlung des Kronprinz Rudolf, der ein leidenschaftlicher Amateur-Ornitologe war.
Alles in Originalgröße, akribisch genau in ihrer ganz speziellen Technik zu Papier gebracht. "Es ging mir schon immer darum, Vergänglichkeit vor dem endgültigen Vergehen bewahren zu wollen", sagt sie. Darin liege viel Symbolisches und Poesie. Alles, was sie dazu braucht, sind ihre stillen Modelle, Bleistift und Wasserfarbe und ein schon im endgültigen Bildformat geprägtes Büttenpapier. "Ich male immer gleich drauf los, mache keine Skizzen, bin aber nicht schnell zufrieden zu stellen." Sie nimmt sich Zeit für jedes Bild, manchmal Monate. Und recherchiert genauso akribisch die kunsthistorischen Hintergründe, beispielsweise galt der Distelfink schon früh als Symbol für Christus und Schmerz. "Die Darstellung von Vergänglichem findet sich beispielsweise auch in den lebendigen Stilleben des Barocks, man muss nur genau schauen."
Der Natur verbunden
Kontriner kam 1980 in Lienz in Osttirol zur Welt. Hier ist sie auch aufgewachsen. "Verdorrte Pflanzen haben mich schon immer fasziniert. Oder Fliegen, die ich ganz verstaubt am Fensterbrett gefunden habe. Oder eine abgestreifte Schlangenhaut." Schon in der Schulzeit hat sie Naturstudien gezeichnet. Einfach um noch genauer hinzuschauen, Neues zu entdecken. "Ich bin ein großer Naturmensch. Mit 13, 14 Jahren ging ich oft ganz alleine auf die Alm und blieb dort. In die Stadt gehen kam lange nicht infrage für mich", erinnert sie sich. Mit 15 verlässt sie ihre Osttiroler Heimat, absolviert in Kramsach die Glasfachschule, geht zuerst nach Innsbruck, um Kunstgeschichte zu studieren, dann nach Wien und macht ihren Magister. Daneben belegt sie Kurse an der Angewandten, arbeitet im Kulturmanagement, gestaltet, schreibt für und kuratiert Ausstellungen, etwa in Gugging und arbeitet im Rahmenschäft ihres Mannes in Döbling mit.
Vor viereinhalb Jahren dann die Geburt ihrer Tochter. "Während der Schwangerschaft habe ich viel mit Tusche experimentiert, meinen Stil gefunden", sagt Kontriner, die seither regelmäßig ausstellt, u.a. in der Innsbrucker Galerie artdepot, oder in der Galerie 3 am Alten Platz in Klagenfurt. Ihre Kunst hat längst Liebhaber aus aller Welt gefunden. "Wenn man so lange an einem Bild arbeitet wie ich, trennt man sich natürlich schwer von einem Bild", gibt sie zu. Und ergänzt: "Wenn jemand aber richtig begeistert ist, fällt mir das Weggeben leichter." Mittlerweile hat Kontriner ein klar strukturiertes, schönes Archiv mit Reproduktionen all ihrer Bilder, die heute in aller Welt verstreut sind, angelegt. "Das hilft gegen den Trennungsschmerz. Ich sehe, ich hab das gemacht - egal, wo es gerade ist auf der Welt!"
Mehr Infos: www.alexandrakontriner.com
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