Fleischermeister Erwin Fellner: "Der Vegetarismus ist nur ein Trend" (mit Video)
„Senf oder Ketchup?“-Interview: Diesmal mit dem Wiener Fleischer-Innungsmeister Erwin Fellner.
Zu Spitzenzeiten gab es in Wien rund 1.300 Fleischer, jetzt sind es nur mehr 136. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
ERWIN FELLNER: Natürlich liegt das an den großen Fleischerei- und Handesketten. Dort stimmt zwar der Preis, aber die Qualität oft nicht. In einem Fleischereibetrieb können sich die Kunden kompetent beraten lassen und es werden auch Sonderwünsche erfüllt. Das alles gibt es bei den Handelsketten nicht.
Ist auch der zunehmende Vegetarismus spürbar?
Nein, diesen Trend merken die Fleischer nicht. In der Entwicklung eines Menschen braucht man die Inhaltsstoffe von Fleisch. Das wissen auch die Jugendlichen. Die meisten werden erst nach dem Erwachsenwerden zu Vegetariern.
Ihr Unternehmen ist ein Familienbetrieb, Kann man anders nicht mehr überleben?
Mein Sohn ist schon seit vielen Jahren mit mir im Unternehmen tätig. Die Arbeit ist nicht unbedingt familienfreundlich, denn wir stehen schon um 5 Uhr früh im Produktionsraum. Aber er ist bereits bestens eingearbeitet und bringt auch seine neuen Ideen ins Unternehmen ein.
Apropos neue Ideen: Was sind die Trends der Grillsaion?
Die Klassiker sind schon seit vielen Jahren Grillkotelett und Spareribs. In meiner Fleischerei gibt es jetzt eine Chili-Käsekrainer. Denn mann muss mit der Zeit gehen und dem Kunden immer wieder etwas Neues bieten.
https://www.youtube.com/watch?v=9dqjADbAdFA&feature=youtu.be
Gibt es einen Tag, an dem Sie kein Fleisch essen?
Nein, den gibt es nicht. Ich orentiere mich da an meiner Mutter, die mit 95 Jahren noch Schweinsbraten und Bratenfett zu sich nahm. Und natürlich auch ein gepflegtes Achterl, den die Familie ist im Weinviertel aufgewachsen.
Auch der Männerchor der Wiener Fleischer klagt über Personalmangel. Was ist der Grund dafür?
Derzeit sind wir noch 23 aktive Sänger, aber der Trend geht leider nach unten. Es gibt pro Jahr mindestens vier Auftritte, unter anderem bei Dankesgottesdienst oder bei den Bezirksfestwochen. Aber neue Mitglieder werden wir nicht ablehnen.
Zur Person:
Erwin Fellner (74) ist ein Fleischhauer, der seit 43 Jahren ein Geschäft in der Klosterneuburger Straße führt. Seit zwei Jahrzehnten ist Fellner auch Innungsmeister der 136 noch verbliebenen Wiener Fleischhauer-Betriebe.
Fotos: Markus Spitzauer
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