Schulärzte: Reform überfällig?
BEZIRK BADEN. "Es ist empirisch belegt: Viele Jugendliche sind nicht heerestauglich, manche sogar überhaupt unfähig zur Arbeit und nervlich nicht belastbar", sagt Andreas Babler, Bürgermeister in Traiskirchen, der "Stadt der Kinder". Babler war laut eigenen Aussagen "nicht ganz unschuldig" daran, dass nun im Gemeindebund über eine Reform des Schulärzte-Systems debattiert wird. Babler betont, dass sich die schulischen Zeiten verändert haben. "Der Druck auf Volksschulkinder ist groß. Sie müssen heute sicher in vier Jahren um 30 Prozent mehr lernen als früher, das hat auch psychologische Folgen." Babler - er gehört der "roten" Fraktion im Gemeindebund an - schlug vor, das Schulärzte-System auf verpflichtende Untersuchungen im Zuge des Mutter-Kind-Passes auszudehnen, denn die schulärztlichen Untersuchungen seien oft zu "oberflächlich". Er betont aber, dass gerade für bildungsfernere Schichten das Schularzt-System auch seine Rechtfertigung hat. "Die Schulärzte sollen nicht abgeschafft werden, das System gehört nur reformiert", präzisiert Babler. Die SchulärztInnen betreuen im Pflichtschulbereich die Schulen und Kindergärten im Auftrag der Gemeinde. Im Unterschied dazu sind in Bundesschulen angestellte SchulärztInnen vor Ort.
Das System im Blick
Hat ein Kind in einer Bundesschule ein "Wehwehchen", klopft es einfach im regelmäßig besetzten Schularztzimmer an. Kommt ein Kind mit gesundheitsrelevanten Sorgen, wird schnell kompetente Hilfe angeboten. Judith Glazer, erfahrene Schulärztin am Gymnasium Biondekgasse in Baden und Präsidentin der Vereinigung der SchulärztInnen Österreichs, sagt: "Die Schulärztin, der Schularzt kennt die SchülerInnen, kennt die PädagogInnen und kann so den Arbeitsplatz Schule optimieren. Unter Absprache mit den Eltern können auch SchulpsychologInnen miteinbezogen werden", betont Glazer. Sie bedauert, dass ein solches Modell im Pflichtschulbereich fehlt, denn "nur SchulärztInnen sehen ALLE Kinder!"
Glazer: "Ich kann mir den Vorwurf nicht ersparen zu sagen, dass die Gemeinden hier an unserer Schuljugend sparen. Die GemeindeschulärztInnen haben keinen Vertrag, der eine regelmäßige vorgegebene Arbeitszeit in der Schule vorsieht. Aber gerade auch die Pflichtschul-PädagogInnen, speziell auch im NMS-Berich, haben hohen Bedarf an medizinisch qualifiziertem Beistand für die ihnen anvertraute Jugend."
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