Abriss: Bürgerinitiative sieht Gründerzeithäuser bedroht
Die Gemeinde Wien kann seit über 40 Jahren Schutzzonen für Gebäude festlegen, die für das Stadtbild charakteristisch sind. Doch eine Bürgerinitiative sieht zahlreiche Bauten aus der Gründerzeit vom Abriss bedroht. Die Schutzzonen würden weite Teile Wiens, etwa im 20. Bezirk, nicht einschließen.
BRIGITTENAU. In der Webergasse ist es bereits zu spät. Das Gründerzeithaus, das einmal die Nummer 13 trug, ist nur mehr ein Schutthaufen. Der Protest der Bürgerinitiative Denkmalschutz, die für den Schutz bedrohter Kulturgüter eintritt, konnte den Abriss nicht stoppen. Das hundert Jahre alte Haus im 20. Bezirk ist Geschichte.
Doch in Zukunft soll das, geht es nach jener Initiative, anders laufen. „Denn“, so Markus Landerer, Sprecher der Initiative, „man muss ja nicht darauf warten, dass der nächste Abrissbescheid auf dem Tisch liegt. Es müssen rechtliche Grundlagen für den Schutz der Gebäude geschaffen werden.“ Das wäre möglich, indem die Stadt Wien ihre Schutzzonen ausweitet. Viele Häuser, die um 1900 gebaut wurden, sind zur Zeit außerhalb dieser offiziellen Zone, die von Seiten der Gemeinde jene Gebäude bewahren soll, die für das Stadtbild charakteristisch sind.
Häuser ohne Schutz
Die Schutzzone im 20. Bezirk etwa ist überschaubar. In der Wallensteinstraße sind nur die Gebäude zwischen dem Wallensteinplatz und der Raffaelgasse sowie zwei Häuser an der Ecke zur Treustraße auf der sicheren Seite. Der „Augartenhof“ in der Wallensteinstraße 56 ist ein restauriertes Haus aus dem 19. Jahrhundert. „Augartenhof, Wohnhaus, errichtet 1896 im Stil des Späthistorismus. Im Mittelteil der Fassade zwei allegorische Figuren des Handels und des Gewerbes“, so steht der Hof online auf der Seite der Stadt Wien beschrieben. Doch so schön die Beschreibung auch klingt, das Haus ist von der Schutzzone nicht erfasst. Könnte es abgerissen werden?
Bezirk nicht zuständig?
Die Möglichkeiten, auf Schutzzonen Einfluss zu nehmen, seien enden wollend, heißt es aus dem Büro der Brigittenauer Bezirksvertretung. Wenn Private ein Haus kaufen, würde man es nicht ändern können, wenn diese das Haus abreißen. Die MA 19, Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung, ist für die Schutzzonen verantwortlich. Hier wird, sollen Häuser in eine Schutzzone aufgenommen werden, zuerst eine Bausperre verhängt. Doch das sei gar nicht so leicht. "Wir haben auch schon erlebt, dass Häuser abgerissen werden, bevor wir die Bausperre verhängen konnten, weil die Eigentümer von der geplanten Ausweitung der Schutzzone erfahren haben. Dann ist die Schutzzone gleich Geschichte", heißt es bei der MA 19. Der Behördenweg zur Bausperre dauert einen Monat. Der Abrissbescheid kann in wenigen Tagen ausgestellt werden.
Initiative gefordert
Für die Initiative Denkmalschutz steht fest, dass die Gemeinde- und Bezirkspolitik zu handeln hat. Denn laufend würden Altbauten in Wien abgerissen, obwohl einige Gebäude mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ schutzwürdig seien. Die besorgten Bürger beziehen sich dabei auf einen Plan, der 1996 von der TU Wien erstellt wurde. Demnach wäre auch die gesamte Wallensteinstraße schutzwürdig. "Das bedeutet", erklärt Markus Landerer, "dass die abschließende Prüfung noch aussteht." Seit 1996. „Besondere Verantwortung für Schutzzonen kommt den Bezirken zu, denn deren Stellungnahmen haben einen Einfluss auf den Beschluss im Gemeinderat“, ist sich Landerer sicher. "Da frage ich mich schon, ob dem Bezirk die Webergasse egal war."
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