Kommt das Aus des Lorenz-Böhler-Spitals?
Wegen Sparmaßnahmen könnte der größte Brigittenauer Betrieb geschlossen werden. Im Bezirk ist man dagegen.
BRIGITTENAU. "Seit 20 Jahren arbeite ich hier und freue mich immer noch täglich auf Dienstbeginn, weil das Betriebsklima hier wirklich großartig ist!", erklärt eine Krankenschwester, die gerade aus ihrem Nachtdienst im Lorenz Böhler-Krankenhaus kommt.
Das Lorenz Böhler-Unfallkrankenhaus (UKH), das seit Jahresanfang offiziell AUVA-Traumazentrum Lorenz Böhler heißt, wird von der Allgemeinen Unfall Versicherungs Anstalt (AUVA) betrieben. Von dieser erwartet die Bundesregierung Einsparungen von rund einer halben Milliarde Euro. Die AUVA soll aufgelöst werden, falls sie diese Einsparungen nicht schafft. Bis Ende August soll das Sparkonzept stehen. Ein Entwurf des Konzepts wurde allerdings vorab den Medien zugespielt. Daraus wurde abgeleitet, dass das UKH mit dem Meidlinger Unfallkrankenhaus zusammengelegt - und damit im Bezirk geschlossen - werden könnte.
Im Bezirk ist man dagegen
Im Cafe Safari vis-a-vis vom Haupteingang des UKH spricht man von einer "Katastrophe", wenn es tatsächlich zur Schließung käme: "Wenn das UKH geht, verkümmert das Grätzel. Es ist das Zentrum der ganzen Gegend", sagt ein älterer Herr.
Im nahegelegenen Merkur-Supermarkt kaufen viele Mitarbeiter des UKH ein: "Nach Dienstschluss kommen viele Ärzte und Krankenschwestern und erledigen ihre Tageseinkäufe bei uns", erklärt eine Kassiererin.
Taxifahrer Ümit Özat erklärt, dass der Taxistandplatz beim UKH "eine Bank" sei: "Wenn man hier steht, kommen immer schnell Kunden." Viele Fahrgäste würde mit ihm über die Schließungsgerüchte reden, bisher seien alle dagegen gewesen.
"Unfälle auf Autobahnen und auf der Donauinsel werden weiterhin passieren - dann ist es gut, wenn ein Unfallkrankenhaus in der Nähe ist", erklärt Erik Lenz, Zentralbetriebsrat in der AUVA zu den Schließungsgerüchten. Er weist aber darauf hin, dass der Entwurf der Sparpläne keineswegs ein abgeschlossenes Konzept sei.
Trotzdem macht sich Lenz um die Arbeitsplätze der Mitarbeiter Sorgen: "Momentan werden Strukturen totgeredet, die wichtig sind. Wir arbeiten aber gerne im Interesse unserer Mitbürger und wollen das auch weiterhin machen. Wir wollen in Ruhe unserer Arbeit nachgehen."
Die Bezirkspolitik ist dagegen
Erich Valentin GR und Vorsitzender der SPÖ-Brigittenau: "Die zuständige Ministerin hat es geschafft, eine ohnehin entbehrliche Diskussion, endgültig ins Chaos zu führen! Wir müssen uns daher jetzt auch auf Ebene des 20. Bezirks überlegen, alle demokratischen Mittel des Protestes gegen diese sinnbefreite Vorgehensweise zu ergreifen."
Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SPÖ) stößt ins selbe Horn: "Eine nachhaltige Beschädigung der AUVA bedeutet nicht nur Nachteile für alle Österreichischen Versicherten", erklärt er und befürchtet gravierende Nachteile für den Bezirk: "Aufgrund des in Frage gestellten Firmensitzes der AUVA in der Brigittenau einerseits und insbesondere aufgrund der unklaren Situation des Lorenz-Böhler-Krankenhauses, muss ich katastrophale Auswirkungen im wirtschaftlichen Bereich, aber vor allem bei der medizinischen Versorgung der Bezirksbewohner befürchten."
Wie es weitergeht, erklärt Erik Lenz: "Am 21. August ist unsere Vorstandssitzung, bei der wir zu den Sparplänen einen gemeinsamen Beschluss finden wollen. Damit gehen wir dann zur Regierung."
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