Burgenland-Legenden
Über den Totenkopfzwickel bei Breitenbrunn

- Als die Türken im Jahre 1683 auf dem Vormarsch nach Wien waren, machten sie in Breitenbrunn halt und ließen zahlreiche Leichen zurück. Auch eine Schlucht im Leithagebirge, nahe Breitenbrunn wurde zum Ort des Massakers.
- Foto: Johannes Alfons
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Als während der Türkeneinfälle im Jahre 1683 eine Horde Türken wieder einmal in das Dorf Breitenbrunn marschierte, flüchtete ein Teil der Bewohnerinnen und Bewohner in einen vorbereiteten Unterschlupf tief in den Wald des Leithagebirges. Für viele von ihnen war die Schlucht das letzte, was sie lebend gesehen hatten...
BREITENBRUNN. Auch eine junge Frau mit ihrem Kind suchte in der Schlucht nahe Breitenbrunn Zuflucht. Da die Menschen im Unterschlupf um ihre eigene Sicherheit fürchteten, verwehrten sie der Mutter mit dem weinenden Kind den Zutritt. Sie möge sich woanders verstecken, verlangten ihre Dorfgenossen. Mit einem Mal stand sie am Waldesrand und sah erschrocken auf das brennende Dorf.
Von türkischem Reiter entdeckt
Während vor allem ältere Männer, Frauen und Kinder das Weite suchten, waren die erwachsenen Männer zurückgeblieben, um die Bastionen und die Kirche zu verteidigen. Die Kämpfe waren bereits zu Ende. Plötzlich hörte die Breitenbrunnerin hinter sich Pferdegetrampel und warf ihr Junges in einer plötzlichen Reaktion in den Busch. Einer der türkischen Reiter warf sich auf sie und verband ihr die Hände auf den Rücken. Der Türke zog die junge Frau an einer Leine zurück ins Dorf.

- Ältere Männer, Frauen und Kinder versteckten sich dort vor den Türken. Eine junge Frau mit ihrem Baby wurde hingegen fortgejagt. Zu groß war die Angst, durch das Geschrei des Jungen entdeckt zu werden.
- Foto: Johannes Alfons
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Sicheres Versteck in den "Roachn"
Manche Häuser standen teilweise in Flammen, und aus den Weinkellern hörte man das Geschrei der betrunkenen Türken. Der Reiter schritt durch die Kirchengasse, blieb gelegentlich stehen, um sich an den Stimmen zu orientieren, die aus den Kellern zu hören waren. Wie durch ein Wunder blieb der Türke plötzlich vor ihrem Vaterhaus stehen, genau vor dem Spalt zum Nachbarhaus. "Roachn" wurden diese Zwischenräume früher genannt.

- Die junge Frau versteckte sich in einem "Roachn" und blieb so vor den Türken verschont. Als "Roachn" wurde früher der enge Spalt zum Nachbarhaus bezeichnet.
- Foto: Breitenbrunn
- hochgeladen von Lisa-Marie Zehetbauer
Plünderung und Saufgelage
Die Frau streifte die Fesseln rasch ab und huschte lautlos in den Spalt. Nach einigen Metern machte die Hauswand eine Biegung und so konnte man sie von außen nicht mehr erkennen. Plötzlich, ein lauter Schrei! Der Türke hatte ihre Flucht bemerkt, wusste aber nicht, wo er sie suchen sollte. Hilfe brauchte er ebenso keine zu erwarten - die Türken hatten den ganzen Tag gekämpft, den Ort geplündert, waren dann über die Vorräte hergefallen und hatten ihren Durst mit Wein gelöscht. Die meisten hielten sich nur mehr mit Müh und Not auf den Beinen.

- Auch die Kirche blieb in dieser Nacht nicht verschont. Die Mauer der Wehranlage war eingebrochen. Dahinter befanden sich unzählige verstümmelte Leichen.
- Foto: Diozöse
- hochgeladen von Lisa-Marie Zehetbauer
Kirche von Leichen übersät
Erst am nächsten Tag, zur Mittagszeit, wagte sich die junge Frau aus ihrem Versteck. Vorsichtig schlich sie zur Kirche hinunter. An drei Stellen war die Mauer der Wehranlage eingebrochen. Sie spähte hinein und erblickte nur verstümmelte Leichen. Mit dem Mut der Verzweiflung stieg sie über die Steine und suchte ihren Mann zwischen den Toten. Er war nirgends zu sehen und so schöpfte sie wieder Hoffnung. "Vielleicht war es ihm sogar gelungen zu entkommen und sich im Schilf des Sees zu verstecken", ging der Frau durch den Kopf.

- Heute ist die Totenschlucht nahe Breitenbrunn längst berühmt. Wie viele Einwohnerinnen und Einwohner in der Schlucht den Tod fanden, ist jedoch nicht bekannt.
- Foto: Stefan Schneider
- hochgeladen von Gernot Heigl
"Wir müssen sehen, wo wir bleiben"
Plötzlich fiel ihr wieder ihr Kind ein. Immer wieder anhaltend und vorsichtig nach allen Richtungen spähend, lief sie zum Waldrand und suchte den Busch. Wie durch ein Wunder fand sie dort ihr Junges. Mit ihrem Kind in den Armen machte sie sich abermals auf den Weg zu den Dorfbewohnern, um ihnen vom Ende der Schlacht zu erzählen. Wie übel sie ihr mitgespielt hatten, war von den Ereignissen der vergangenen Stunden aus ihrem Gedächtnis gelöscht. "Der Feind ist weg und wir müssen nun alle sehen, wo wir bleiben", dachte sich die Breitenbrunnerin.
Türken-Massaker bei Schlucht
Vorsichtig schob sie die belaubten Äste zur Seite und spähte in das Versteck hinein. Nichts rührte sich. Weniger verwunderlich, schließlich hatten die Dorfbewohner weniger Glück. Zuerst erblickte sie die Wunden und das viele getrocknete Blut. Danach sah sie die unzähligen Leichen. Niemand hatte das Massaker der Türken überlebt.

- Wo sich der berühmte Totenkopfzwickel heute befindet? Der ehemalige Amtsleiter Johannes Alfons hat sich für MeinBezirk auf die Suche gemacht.
- Foto: Johannes Alfons
- hochgeladen von Lisa-Marie Zehetbauer
Wo befindet sich die Totenschlucht?
Vor etlichen Jahren wollte man wissen, wo sich die Totenschlucht befindet. "Das wissen wir selbst nicht genau", sagte der Gemeindesekretär. Angeblich befindet sich der Ort des Grauens weit hinter dem Weihernbündel im Wald. Dort ist der Zaun eines Wildgeheges. Nach diesem würde ein Weg nach links führen und dort wäre schließlich jener Ort, an dem die Menschen Zuflucht suchten.
Den weit im Wald liegenden Totenkopfzwickel dürften die Menschen ab der Türkenzeit für ein gutes Versteck gehalten haben. Vermutlich wurde dieser Unterschlupf damals durch Verrat oder Leichtsinn verraten.
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