Protest in Döbling
Radausflug statt Demo
In der Krottenbachstraße setzen Radfahrer sich für einen Radweg ein – aber nicht nur dort.
DÖBLING. Die Kontroverse um den möglichen Radweg entlang der Krottenbachstraße, Obkirchergasse und Cottagegasse findet nun auch auf zwei Rädern statt: Einmal im Monat setzen sich Radfahrer für ein "fahrradfreundliches Döbling" im Allgemeinen und für den Radweg im Speziellen ein. Demonstration sei es keine, darauf legt man Wert – vielmehr ein gemeinsamer "Radausflug". Und weshalb? "Weil hier viele Familien mit Kindern leben, die sich nicht trauen, mit dem Rad zu fahren", erklärt Initiator David Sonnenbaum, "Tausende Döblinger wollen gern klimafreundlich und sicher mit dem Fahrrad in das Zentrum fahren."
Einer davon ist Anrainer Gerhard, der seit mehr als vier Jahrzehnten mit dem Rad unterwegs ist: "Seit ich in der Krottenbachstraße einen schweren Radunfall hatte, setze ich mich für den Radweg ein, denn hier gibt es bisher gar keine Radinfrastruktur." Belinda Simon will den Radweg nicht, weil er Parkplätze kostet: "Viele Kunden sind über 50 und können in der Obkirchergasse ohne Auto gar nicht einkaufen", so die Geschäftsfrau. "Wahrscheinlich würden sie sonst auf Einkaufszentren ausweichen."
Mit dem Rad ins Grätzel
Andrea Leindl hat vor Kurzem eine Petition für den Radweg eingebracht: "Warum dem Fahrrad als Verkehrsmittel, das wenig Platz braucht und weder Lärm noch Emissionen verursacht, so wenig Priorität eingeräumt wird, ist nicht nachvollziehbar", sagt die Anrainerin aus der Obkirchergasse, "gerade in Döbling mit seiner Grätzelstruktur bietet es sich an, Wege mit dem Rad zurückzulegen."
Ziel des "Radausflugs" ist aber nicht nur die Krottenbachstraße: Bei strömendem Regen fahren die Teilnehmer weiter zur Kreuzung Grinzinger Straße/Muthgasse/Nußdorfer Lände, wo demnächst eine neue Bahnunterführung zwischen Grinzinger Straße und Nußdorfer Lände eröffnet wird. Die Radfahrer befürchten, dass dadurch der Autoverkehr weiter zunehmen wird, "auch weil es dort ebenfalls keinen Radweg gibt."
Leoni Breth wohnt an der Krottenbachstraße: "Es sollen nicht KFZ-Benutzer gegen Radfahrer ausgespielt werden. Eine Stadt mit weniger Autos ist lebenswerter für alle. Vor allem Kinder brauchen sichere Radinfrastruktur, um von klein auf daran gewöhnt zu sein, verschiedene Wege des täglichen Lebens mit dem Rad zurückzulegen", erklärt Anrainerin Breth, die Radwege auch als Beitrag für den Klimaschutz sieht: "Österreich hat schon einmal 690 Millionen Euro Strafe gezahlt wegen der Verfehlung der Klimaziele von Kyoto. Wenn Wien im Sinne des Pariser Abkommens klimafit werden soll, müssen wir schnellstmöglich damit anfangen." David Sonnenbaum ergänzt: "Vor allem in Döbling: Der 19. Bezirk ist Schlusslicht bei sicherer und klimafreundlicher Infrastruktur."
Aus dem Büro der zuständigen Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) ist zu hören, dass es bezüglich des Radwegs in der Krottenbachstraße noch zu keiner Einigung gekommen ist.
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