Politischer Ausblick
Was hat der Bezirkschef Resch 2023 in Döbling vor?
Zeit für einen Jahresausblick: Wie möchte Bezirkschef Daniel Resch (ÖVP) Döbling seinen Stempel aufdrücken? Was sind die wichtigsten Punkte, die aus seiner Sicht abgearbeitet werden müssen? Er verrät es exklusiv im Jahresausblick mit der BezirksZeitung.
WIEN/DÖBLING. Neues Jahr, neues Glück, neue und bleibende Schwerpunkte. Daniel Resch (ÖVP) leitet als Bezirkschef die Geschicke Döblings. Wir haben ihn im Amtshaus Döbling getroffen, um über seine Ziele für 2023 zu sprechen.
Zu arbeiten gibt es bekanntlich vieles: der Erhalt des berühmten Döblinger Ortsbildes und der Heurigenkultur, der Öffi-Ausbau und der Kampf dem Roadrunnertum. Resch zeigt uns, was auf seinem Schreibtisch in der Grinzinger Allee 6 so für 2023 liegt.
Was geklappt hat
Blicken wir kurz zurück: Was waren die Highlights 2022 für Sie?
Angefangen hat das Jahr mit einem Schiff, das endlich entfernt wurde: Die Princess Sophie hat nach Jahren den Hafen in Döbling verlassen. Irgendwie ist das Jahr dann rund um die Mobilität weitergegangen. Als erstes waren mit dem Schiff also die Wasserwege dran. Dann hatten wir mit den Roadrunnern ein Megathema am Tisch, welches uns auch schon lange begleitet hatte. Da muss ich sagen, dass sich die Situation jetzt doch – zumindest am Kahlenberg – vorsichtig entspannt. Es muss noch vieles geschehen, etwa der Nacht-30er auf den Berg, aber es hat sich schon viel getan. Das andere Highlight im Büro war natürlich die Geburt eines Kindes, bei der ich praktisch zum Helfer wurde. Der Mutter konnten wir direkt helfen, als die Wehen im Bezirksamt plötzlich eingesetzt haben.
Welche Projekte kommen 2023 auf uns zu?
Nächstes Jahr sollten die Planungen zu einem Projekt starten, welches – denke ich – mindestens wienweit Wellen schlagen wird: der High Line Park in Döbling, auf der alten Trasse der Stadtbahnbögen von Heiligenstadt bis Spittelau. Wir nehmen uns ein Beispiel am High Line Park in New York City und wollen hier einen tollen Ort für Touristen, aber auch für die Döblinger schaffen. Es geht um eine Oase, die wir schon länger im Auge haben, um dieses brachliegende Gebiet attraktiv zu gestalten. Das ist natürlich ein Mega-Projekt, das schaffen wir nicht von heute auf morgen. Aber es wurde schon oft diskutiert – ich will es jetzt machen. Dazu suche ich das Gespräch mit der Stadt, auch der Standortanwalt ist bereits eingeschaltet. Da geht es aber weit mehr um einen Blickfang – das soll wirklich ein Highlight werden, was wir da schaffen.
Alles ist möglich
Soll dieses Projekt in erster Linie den Anrainerinnen und Anrainern dienen oder auch den Tourismus fördern in Döbling?
Es soll natürlich beides verbinden. Man braucht ja nur nach New York schauen, wie es dort läuft. Es ist wichtig zu erwähnen, dass ich mit der Mannschaft im Big Apple in Kontakt bin, welche die High Line dort geplant hat. Eine Dame aus dem Architektenteam ist zufälligerweise Döblingerin. Gemeinsam mit ihr werde ich mir Input holen. Auch Standortanwalt Alexander Biach und Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) wird dazu eingeladen. Im Prinzip liegt in diesem Quartier alles wie auf einem Silbertablett da: Die Trasse, die Verbindung mit U4 und anderen Öffis und das Stadtquartier Muthgasse. Jetzt gilt es dieses Stück Kohle zu einem Diamanten zu formen – und das wird uns gelingen.
Was soll denn da hinkommen?
Mit Bedacht und in Ruhe kann das zu einem nachhaltigen Projekt werden. Ich stelle mir unter anderem Grünoasen, Urban Gardening oder etwa einen Weihnachtsmarkt vor. Schulklassen können hier Ausflüge hin unternehmen. Alles mögliche ist denkbar – auch ein Schmetterlingsgarten zum Beispiel. Das gilt es zu entwickeln, und wenn dies fertiggestellt ist, dann – da bin ich mir sicher – steht das in jedem Reiseführer über Wien!
Wenn wir uns das geografisch vorstellen: Geht das nur Döbling etwas an, oder auch den Alsergrund?
Die Bahntrasse liegt zwar auf Döblinger Gebiet – ich habe mir die Eigentumsverhältnisse genau angeschaut – aber da gibt es natürlich viele Player, die mitwirken müssen. Vor allem die ÖBB. Es ist dann Sache der Stadt, dies umzusetzen. Ich kann nicht einfach die Regiepartie hinschicken und plump zupflastern lassen. Aber: Die Initialzündung kommt aus Döbling, das garantiere ich.
Von kleinen und großen Projekten
Gibt es ansonsten noch große aber auch kleinere Projekte, über die wir uns freuen können?
Worüber ich mich sehr freue ist natürlich das neue Platzerl in Grinzing mit den Weinreben. Weil das so eine gute Idee ist, werden sogar 60 Prozent von der Stadt Wien gefördert, was nicht unwesentlich für einen Bezirk ist. Wir werden weiterhin den Finger in die Wunde legen beim Thema Öffi-Ausbau und genauso beim Erhalt der Heurigenkultur und des Ortsbildes. Der Erhalt und Schutz eines lebenswerten Döblings hat oberste Priorität in unserem Bezirk. Man hangelt sich da quasi von Jahr zu Jahr, was diese Themen angeht. Dies ist eine Grundprämisse für meine Arbeit, das Platzerl in Grinzing ist ein gutes Beispiel dafür. Eine vermeintlich kleine Maßnahme, die aber nachhaltig für mehrere Generationen eine Verbesserung bringt.
Wie gehen Sie bei solchen Projekten bei der Planung vor?
Es ist immer wichtig zu sehen, dass man etwa die einzelnen Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausspielt. Es geht immer darum, für alle Radfahrer, Autofahrer, Fußgänger und Co. die beste Lösung zu finden. Ich halte nichts von einer ideologiegetriebenen Geschichte, wo man sagt: Man muss die Parkplätze jetzt einfach wegnehmen, damit man einen Baum hinbringt. Es geht sich alles aus, wenn man nur will.
Geht sich das wirklich überall aus, wenn man nur will?
Naja, im historischen Ortskern kann man die Häuser nicht einfach auseinander schieben, das ist klar. Wir werden aber nächstes Jahr etwa neue Baumstandorte erschließen. Und zwar an Hitzepolen, wie etwa dem Krim-Viertel. Diese sollen für Schatten und Kühle im Sommer sorgen. Also wir überlegen uns das schon sehr gut, welche Maßnahmen wir wo genau treffen. Und natürlich, das geht nur auf öffentlichem Grund – und das sind oftmals Parkplätze. Aber wir suchen immer nach Alternativen. Man kann ja diese Stellplätze auch so ordnen, dass man gleichzeitig auch entspannter Parken kann. Bis dato haben wir es geschafft, dass man Bäume pflanzt und nicht unnötig Parkplätze vernichtet.
Radwege in Döbling?
Zum Jahreswechsel ist wieder das Thema Radweg Krottenbachstraße aufgeploppt. Er wird vorläufig – wie Sie gefordert haben – nur bis zur Flotowgasse errichtet. Werden Sie die Füße jetzt stillhalten?
Man muss da natürlich sagen: Dort, wo der Radweg auf der Krottenbachstraße entsteht, ist das natürlich Angelegenheit der Stadt. Diese zahlt diesen auch, was nicht unwesentlich für das Bezirksbudget ist. Aber nein, ich werde die Füße hier nicht still halten. Und ich bin mir sicher, dass wir weitere Lösungen nach dem Bau des ersten Abschnitts bis zu Flotowgasse zusammenbekommen. Es gilt die Parkplätze auf der Krottenbachstraße zu erhalten. Jede Verbesserung des ursprünglichen Plans für einen durchgehenden Radweg ist ein Gewinn, sofern dafür nicht woanders im großen Stil Parkplätze verloren gehen.
Und kommt sonst noch ein Radweg?
Wir haben uns einmal auf die Radabstellanlagen konzentriert. Dort, wo ein Radweg sinnvoll ist, werden wir das auch 2023 prüfen und, wenn für notwendig erachtet, auch aktiv werden.
Heiligenstadt und die Wirtschaft
Neos Döbling meinte zuletzt, dass man einst bei der Verbesserung der Heiligenstädter Straße etwas blockiert hat. Seitdem Sie Bezirksvorsteher sind, würde vieles besser laufen. Wie sehen Sie das?
Also die Zusammenarbeit mit Neos und allen anderen Fraktionen läuft tatsächlich gut. Bei der Heiligenstädter Straße macht die Realität halt oft den Unterschied zu dem, was man fordert: Auf der einen Seite stellt man sich bei einer Bürgerversammlung hin und verspricht Dinge. Und daraufhin geht man in eine Besprechung mit den Fachabteilungen, wo gesagt wird, dass das technisch nicht möglich ist. Blockiert wurde hier nichts, wir haben in unzähligen Gesprächen mit den Abteilungen schon geklärt, was machbar ist und was nicht. Man muss da vorsichtiger sein, und in der Heiligenstädter Straße ist das besonders ärgerlich. Vieles wurde bereits von Magistratsabteilungen geprüft uns ist einfach nicht möglich. Was vor meiner Zeit als Bezirksvorsteher passiert ist, und wie die Gespräche da liefen, kann ich nicht beurteilen. Ich bin heute in engem Austausch mit allen – auch mit den Neos. Ich bin optimistisch, dass wir hier Verbesserungen zusammenbekommen. Nur, riesen Baumalleen kann es dort nicht so einfach geben. Wir haben dort Eigentümerfragen, Einbauten wie Wasser- und Gasrohre, Oberleitungen, etc. Das ist halt so gewachsen dort und einfach so Einbauten zu versetzen geht halt nicht. Wir suchen Lösungen und hangeln uns von Idee zu Idee. Aber ich halte nichts davon den Leuten etwas zu versprechen, was man dann nicht halten kann. Glauben Sie mir, ich würde gerne auch etwas versprechen und dann mich auf jemanden ausreden, warum es dann nicht geht. Und es brächte uns ja auch nichts, grundsätzlich gleich gegen alles zu sein, ohne die Abteilungen heranzuziehen.
Was kann denn der Bezirk unternehmen, um der Wirtschaft und den Menschen bei der Teuerung unter die Arme zu greifen?
Also bei der Wirtschaft und bei den Geschäften im Bezirk ist es völlig klar, dass wir wirklich gute und wichtige Gespräche mit allen Beteiligten führen. Das ist zum einen die Wirtschaftskammer vor Ort, damit sich die Betriebe auch miteinander austauschen. Hier wird aber zum anderen auch serviciert. Wir berichten über Fördermaßnahmen und andere Ideen, wie den Geschäftstreibenden geholfen werden kann. Meine Aufgabe ist es vor allem zu informieren und zu vermitteln. Damit die Rahmenbedingungen für die Händler, aber auch die Anrainer passen. Mir als Bezirksvorsteher sind die Kompetenzen leider etwas eingeschränkt, in Wahrheit bleibt mir oftmals nur über, den Menschen mitzuteilen, bei uns im Grätzl einkaufen zu gehen. Denn so bleibt die Wirtschaft erhalten. Aber ich begrüße es etwa, dass die Döblinger Hauptstraße im neuen Förderkonzept der Stadt Wien mit den Geschäftsquartieren ist. Das ist gut und das ist wichtig – ich bin hier auch im Austausch mit der Wirtschaftskammer.
Aber: Die Förderung wird praktisch anderen Einkaufsstraßen entzogen, um dieses Programm durchzuziehen. So etwa die Obkirchergasse. Ist das sinnvoll aus Ihrer Sicht?
Dazu kann ich ganz klar sagen: Ich lasse keinen einzigen Einkaufsstraßenverein im Stich. Wenn sie Unterstützung brauchen von Seiten des Bezirks, dann werden sie diese erhalten. Auch mit finanziellen Mitteln. Aber natürlich nur in dem Rahmen, in dem ich wirken kann. Dafür stehe ich auch.
Was kann Resch besser machen?
Gibt es irgendetwas, was sie 2023 anders machen wollen? Wo Sie sich denken: Das hätte besser in meiner Arbeit laufen können?
Gibt es natürlich, ja. Im Nachhinein ist man bekanntlich immer gescheiter. Ich treffe so viele Entscheidungen, wo ich mir dann später denke, vielleicht würde ich es in Nuancen anders machen. Aber ich glaube, was wichtig ist, ist dass du von Anfang an offen kommunizierst. Auch mit den anderen Fraktionen gemeinsam. Derzeit läuft dies richtig gut, das war nicht immer so. Vor allem nach der Wahl. Man hätte vielleicht früher anfangen können, dass man sich enger austauscht. Denn am Ende des Tages interessierte es keinen Menschen, wer sich mit wem streitet. Denn irgendwie muss es ja immer weitergehen. Was mir wichtig ist, ist zu sagen: Man sieht, wie viel Kommunal- und Bezirkspolitk alles bewirken kann. Du bist zwar jeden Tag und jede Stunde Bezirksvorsteher, auch wenn du das Büro verlässt. Aber wenn man sich wirklich reinhängt in diesen Job, dann ist es unglaublich spannend, was man alles für die Menschen zusammenbringen kann. Es ist aber natürlich auch wichtig, gerade im Bezirk, dass man sich quer über alle Fraktionen für die Sache einsetzt. Und das ist auch mein Ziel für 2023. Alle an einen Tisch und dann geht was weiter. Das sieht man zum Beispiel jetzt bei den Verbesserungen zu den Roadrunnern. Es bringt überhaupt nichts, wenn man sich die Köpfe einschlägt und nur streitet.
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