Millionenschaden nur im Netz
Karner warnt vor steigender Betrugsgefahr
Bundesinnenminister Gerhard Karner (ÖVP) zieht diese Woche durch Österreich, um auf die Gefahr des kriminellen Betrugs aufmerksam zu machen. Dabei verlagert sich das Problem zunehmend in den digitalen Raum. Allein 2022 wurden durch kriminelle Handlungen im Internet 700 Millionen Euro erschlichen.
WIEN/DÖBLING. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) tourt gerade durch das Land, um Bürgerinnen und Bürger vor dem immer größeren Problem von Betrugsformen aufmerksam zu machen. Zuletzt war er auch in Döbling zu Gast. Vor dutzenden Interessierten erklärte er, welche Maschen es gibt. Besonders beliebt: Der Polizistentrick, vor dem vor allem ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger betroffen sind.
Beim Polizistentrick rufen unbekannte Täter in der Regel ältere Personen an und geben sich als Kriminalbeamte aus. Sie erzählen dem Opfer, dass zum Beispiel eine Einbrecherbande in der Umgebung ihr Unwesen treibe und als nächstes bei der oder dem Angerufenen einbrechen würden. Um alle Wertgegenstände in Sicherheit zu bringen, sollen sie der "Polizei" zur Verwahrung übergeben werden. Es wird ein Treffen zur Übergabe organisiert und entweder von der Anruferin oder dem Anrufer selbst beziehungsweise von einem Mittäter abgeholt.
Eine weitere Form des Polizistentricks ist der Kautionsbetrug. Auch hier gehen die Täter ähnlich vor, nur teilen sie dem Opfer mit, dass ein naher Angehöriger einen Unfall mit Verletzten verursacht hätte. Um zu vermeiden, dass die oder der Angehörige ins Gefängnis muss, soll das Opfer eine Kaution bezahlen. Diese wird dann von einer "Polizeibeamtin" oder einem "Polizeibeamten" abgeholt.
Verlagerung in den digitalen Raum
In den letzten Jahren nimmt jedoch auch der Betrug im digitalen Raum immer mehr zu. "Ihr Konto wurde gesperrt! Bitte wenden Sie sich an diese Website" - so oder so ähnlich trudeln in den vergangenen Wochen tausende Kurznachrichten bei den Bürgerinnen und Bürgern ein. Alle großen Banken im Land warnen derzeit vor den sogenannten Phishing-Nachrichten. Auf den vermeintlichen Websites der Institutionen müssen dann meist Daten eingegeben werden. Ein Klassiker: Man gibt das Passwort ein, im Glauben, dieses zu ändern. In Wahrheit lesen die Betrüger die Zugangsdaten für den digitalen Bankaccount mit.
Ähnliche Betrugsmaschen gibt es auch abseits der Bankenbranche. Betrüger geben sich als Bestellhäuser, Polizei und Behörden, sogar als eigene Eltern aus - die Liste ist lang. 700 Millionen Euro wurden durch eine solche Art von Betrugsfällen alleine 2022 ergaunert. Grund für Karner, die "Woche gegen Betrug" auszurufen. Denn es sei höchste Wachsamkeit geboten. Gemeinsam mit dem dortigen Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) und Kräften der Polizei sensibilisiert er für das Thema Betrügerei generell.
"Kann jeden treffen"
Der Minister warnt eindringlich, dass niemand vor solchen Maschen gefeilt ist: Es könne "jeden treffen. Daher ist es so entscheidend und wichtig, dass wir die Bevölkerung aufklären, damit es erst gar nicht zu einem Schaden kommt", betont er. "Die Woche gegen Betrug leistet daher einen wichtigen Beitrag zu Sensibilisierung und Prävention."
Gerade das Internet und seine Vorzüge ziehe immer mehr Kriminelle an: "Die Lagebilder des Bundeskriminalamts zeigen eine Verlagerung der Straftaten in den digitalen Raum, und das gilt vor allem für Betrugsdelikte", sagte Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts. "Daher haben wir massiv investiert, Know-how erweitert, Ressourcen ausgebaut und Strukturen neu aufgestellt. Die Ermittlungserfolge zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Ist man auf die verschiedenen Tricks - seien sie im Internet, am Telefon oder direkt vor der eigenen Haustür - einmal hineingefallen, bleibt es meist nicht nur beim finanziellen Schaden. Das Wissen sowohl Geld als auch sensible Daten an Dritte verloren zu haben löst auch eine enorme psychische Belastung bei den Betrogenen aus. Die Polizei macht jedoch klar: Opfer müssen sich nicht schämen, sondern sollen bei jedem Fall sich an die Polizei melden. Das schütze auch anderen, denn die Täter agieren höchst professionell und Betrug sei größtenteils kein Einzeldelikt.
Auf keinen Fall antworten
Zusätzlich zur Tour des Innenministers hat man auch eine Aufklärungskampagne in den Sozialen Netzwerken gestartet. Man bekämpft die Betrüger also genau dort, wo sie zuschlagen: im digitalen Raum. 2022 wurden in Österreich 27.600 Betrugsdelikte im Internet begangen, fast 50 Prozent der Betrugsdelikte laufen über das Internet, soziale Medien oder Messengerdienste ab. Damit stellt die Deliktsform des Betrugs mittlerweile ein Zehntel aller angezeigten Kriminalfälle in Österreich, Tendenz steigend.
Doch was sollte man tun, wenn man Phishing Nachrichten erhält? Auf gar keinen Fall antworten oder angefügte Links wie Websites öffnen. Und selbst wenn man sich auf mutmaßliche Webseiten verirrt, sollte man keinen Falls irgendwelche Daten dort eingeben. Von den Bankhäusern heißt es unisono, dass man niemals Aufforderungen zur Eingabe sensibler Daten per Mail, SMS oder anderen Kurznachrichtendiensten verschickt. Anzeichen können außerdem der Link selbst sein. Dieser wird oft nachgebaut, es verstecken sich aber manchmal Rechtschreibfehler oder andere Auffälligkeiten darin. Ein klares Zeichen: Wenn man plötzlich eine SMS von einer vermeintlichen Bank ist, bei der man nicht einmal ein Konto führt. Kommt es zum Betrugsfall, sollte man sich umgehend bei der Polizei melden.
Betrug im Internet stellt eine besondere Herausforderung dar, da Täter international und oft vom Ausland aus operieren. Entsprechend kompliziert sind die Ermittlungen für die Polizei. Das Innenministerium und das Bundeskriminalamt setzen daher eine Vielzahl an Maßnahmen gegen Betrug. Bei der "Woche gegen Betrug" soll ein besonderer Fokus in der Aufklärung gegen Betrug liegen, indem das Bundeskriminalamt jeden Tag ein anderes Betrugsthema im Sinn der Prävention behandelt.
Die Kriminaldienstreform hat ebenfalls einen Schwerpunkt in der Bekämpfung der Internetkriminalität, so wird etwa in den Regionen eine Cyber-Cobra verankert. Auch die Abteilung "Internetkriminalität" im Bundeskriminalamt wird ausgebaut, um Polizistinnen und Polizisten in den Regionen zu unterstützen. Bis Jahresende 2023 wird die Kriminaldienstreform abgeschlossen und die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Cybercrime Competence Center (C4) von 90 auf 120 Personen aufgestockt werden.
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