Fahren bei Rot
Weiterradeln dank grünem Pfeil - doch Döbling hinkt nach
Bei immer mehr Kreuzungen gilt mit dem Rad: Weiterfahren trotz Rot. Möglich macht das ein kleiner grüner Pfeil, der seit dem Vorjahr bei immer mehr Kreuzungen in Wien montiert wird. In Döbling hinkt man aber noch nach. Wir haben nach den Gründen gefragt.
WIEN/DÖBLING. Man sieht sie immer häufiger: Radfahrende, die bei der roten Ampel weiterfahren. Und das dürfen sie auch. Möglich macht das eine Novelle der Straßenverkehrsordnung sowie ein Zusatzschild mit einem kleinen, grünen Pfeil.
Er signalisiert: Biegst du ab beziehungsweise fährst du gerade weiter? Dann darfst du als Radfahrender nach kurzem Halt weiterstrampeln, statt auf grünes Licht zu warten. Das kleine Pfeilchen ist in Wien populär. 330 solcher Abbiegemöglichkeiten sind bereits geschaffen worden oder zumindest bewilligt. Alleine seit Mai waren es 170. Auch im 19. Bezirk findet man sie: etwa bei der Kreuzung Billrothstraße/Gymnasiumstraße oder an der Muthgasse/Mooslackengasse.
Bezirk macht Vorschläge
Auf drei Wegen kommt es zum Grünpfeil: Einerseits wird die MA46 – Verkehrsorganisation von selbst tätig, andererseits können Bürgerinnen und Bürger sowie der Bezirk Ideen einreichen, die dann vom Magistrat auf Sinnhaftigkeit und Machbarkeit geprüft werden.
Das Engagement der Kommunalpolitik ist recht unterschiedlich, zeigt der Bezirksvergleich. Robert Wutzl (ÖVP), Vorsitzender der Verkehrskommission, versichert zwar: "Die bisher in Döbling umgesetzten Grünpfeile für Radfahrer kamen zum Teil aufgrund eines Bezirkswunschs", die Statistik zeigt aber eine gewisse Zurückhaltung. In Döbling wurden erst sechs Bewilligungen ausgestellt. Im wesentlich kleineren Währing bereits 15.
Wutzl erklärt, warum man vonseiten des Bezirks eher zögerlich ist: "Jeder Vorschlag wird gerne überprüft. Wir achten jedenfalls immer besonders auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger. Diese haben bei einer derartigen Ampellösung ja weiterhin Grün und damit Vorrang vor Radfahrern, die den Grünpfeil an roten Ampeln nutzen." Er sieht also ein gewisses Gefahrenpotenzial und verweist darauf, wie sich die Döblinger fortbewegen: "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Mobilität in Döbling zu 28 Prozent zu Fuß und nur zu drei Prozent mit dem Fahrrad stattfindet."
Für Wutzl bring der Grünpfeil für regelkonforme Radler ohnehin wenig Vorteile: "Die neue Regelung ist für jene Radfahrer sinnvoll, die unter sehr starkem Zeitdruck stehen. Nachdem der Radfahrer auch bei einer Ampel mit einem Grünpfeil verpflichtet ist, anzuhalten und sicherstellen muss, dass keine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer zu erwarten ist, ist der Zeitgewinn minimal." Für ihn selbst ergebe sich kein Vorteil, so Wutzl: "Ich fahre in der warmen Jahreszeit oft mit dem Rad. Zum Glück ist mein Leben nicht so stressig und ich habe 50 Sekunden Zeit, um bei einer Ampel mit dem Fahrrad zu warten, bis ich bei Grün gefahrlos abbiegen kann."
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