Neue Pläne für Döbling
Chancen und Bedenken bei der Seilbahn Kahlenberg
Am Dienstagmorgen wurden neue Pläne für eine Seilbahn auf den Kahlenberg publik. Seit Jahren kursieren Ideen dazu – Ablehnung inklusive. Doch was könnte der neueste Entwurf für den 19. Bezirk bedeuten?
WIEN/DÖBLING. Jetzt also doch: Geht es nach dem Plänen der österreichischen Genial Tourismus- und Projektentwicklungs-GmbH (GTP), sollen schon Bald Gondeln in Richtung Kahlenberg schweben. Realisierbar sei das Projekt Seilbahn Kahlenberg bereits bis ins Jahr 2025. Wir berichteten bereits über die neuen Pläne:
Politisch gab es zuletzt erneut Widerstand in Döbling. Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) teilte in einem Erkenntnis mit, dass die Konzession für den Bau und Betrieb auf 50 Jahre zu erteilen sei. In der jüngsten Bezirksvertretungssitzung bekundeten alle Fraktionen - bis auf zwei Neos-Mandatare - den politischen Willen per Resolutionsantrag, dass man gegen ein solches Projekt sei.
Zu viele Fragen würden im Raum stehen. So brauche es keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Und das man gerade im Kahlenbergerdorf Bedenken wegen Gondeln über den Köpfen und Grundstücken hat ist auch schon länger bekannt. Jetzt sind eben die neuen Pläne bekannt – und sollen die zuletzt gestellten Fragen beantworten.
"Minimalinvasiv" für den Naturschutz
Dass es tatsächlich keine UVP braucht bestätigt GTP-Chef Hannes Dejaco gegenüber der BezirksZeitung. Trotzdem habe man sich intensiv mit den Auswirkungen auf die Umwelt beschäftigt, so sollen diesbezüglich etwa unabhängige Gutachten für den BVwG erstellt worden sein. Dejaco ist nicht nur Geschäftsführer der GTP sondern auch der Magmag GmbH, welche etwa die Erlebniswelt Kahlenberg betreibt. Aus diesem Engagement sei damals die Idee entstanden, den Hausberg der Döblinger und Döblingerinnen mit solch einer Seilbahn weiter nutzbar zu machen.
Und was ist jetzt mit den Eingriffen in die Natur für die Strecke? "Diese sind minimalinvasiv. Kein einziger Baum muss gefällt werden", erklärt Dejaco. Vier Stützen sollen in der Teilstrecke vom Donauufer beim Kahlenbergerdorf bis hinauf zum Kahlenberg kommen.
Die zwei mal vier Meter großen Stützenplattformen werden dabei auf bereits genutztem Gelände errichtet, etwa der Kanal-/Stromtrasse auf den Leopoldsberg. Denn hier steht kein Baum. Die Stützen werden außerdem von der Luft aus installiert. Eine zusätzliche Straße, etwa für spätere Wartungsarbeiten brauche es bei einer modernen Anlage nicht mehr. Und damit das Landschaftsbild nicht gestört wird, werden die Stützen in dunkelgrün angestrichen. Damit verschwinden sie praktisch im Wald.
Keine Station Kahlenbergerdorf
Und auch mit den Anrainerbedenken im Kahlenbergerdorf hat man sich auseinandergesetzt. Die Strecke soll jetzt deutlich neben dem Dorf vorbeigehen – in einer solchen Höhe und Geschwindigkeit sollen sich die Gondeln bewegen, dass neugierige Blicke praktisch unmöglich sind. Die Seilbahn Kahlenberg führt unterhalb des Leopoldsberges seitlich vorbei am Kahlenberger Dorf. Die näheste Stütze befindet sich am äußeren Rand des Weingartens unterhalb des Leopoldsberges, heißt es bei GTP
Die Lautstärke des Betriebs liegt bei 50 Dezibel. Geräusche, wie etwa der Schiffsverkehr auf der Donau oder auch Autos liegen deutlich darüber. Zum Vergleich: Straßenverkehr liegt etwa bei 80 bis 90 Dezibel. Ein Haushaltsgeschirrspüler würde laut GTP etwa bei 46 Dezibel liegen. "Geschirrspüler dieser Lautstärke werben mit der Bezeichnung ,superleise-/flüster-Geschirrspüler'", teilt das Unternehmen mit.
Bauliche Maßnahmen sind im Kahlenbergerdorf laut GTP gar keine geplant. Auch eine eigene Station schließt man aus. Warum begründet GTP auf der Projektwebsite so: "In der Ursprungsplanung (vor der Einreichungsphase zur Konzession) war eine Station nahe des Kahlenbergerdorfs angedacht. Nach zahlreicher Rücksprachen und aufgrund des besonderen Einsatzes der SPÖ Döbling wurde dieser Plan jedoch verworfen und die Bahn am Dorf vorbei, entlang des Leopoldsberges, geplant."
Chance nicht nur für Tourismus
Dafür bringt die Seilbahn für Döbling einen Haufen Möglichkeiten, will Dejaco wissen. Der Verkehr auf den Kahlenberg und die Belegung des Parkplatzes oben könnte deutlich minimiert werden. Gutachten gäbe es bereits dazu, in denen wird eine Reduktion der CO₂-Emissionen von bis zu 50 Prozent berechnet. Gleichzeitig kommen die Naherholungsgebiete Kahlenberg und Donauinsel näher zusammen.
Aber auch abseits vom touristischen Nutzen liegen die Vorteile für GTP auf der Hand. So könnte eine neue Öffi-Linie entstehen. In nur sechs Minuten würde man von Jedlesee beim Bahnhof Heiligenstadt ankommen. Das würde nicht nur das Gebiet um die Muthgasse entlasten, sondern auch die Nordbrücke.
Geht alles so schnell wie möglich, dann verkehren 2025 schon die ersten Gondeln. Im Sommer will man um eine Baubewilligung ansuchen – und auch wenn es keine UVP benötigt, müssen die Behörden auch naturschutzrechtlich ein "OK" geben. Auch wenn man theoretisch nicht auf die Stadt Wien angewiesen wäre, zeigt man sich weiter Gesprächsbereit.
"Wir wollen diesen Diamanten gemeinsam mit der Stadt weiter formen", erklärt Dejaco dazu. Denn naturgemäß ist in einer Partnerschaft vieles einfacher. Finanzierbar ist das Projekt aber auch ohne Subventionen.
Weitere Informationen zum Projekt findest du unter seilbahn-kahlenberg.at
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