„Es reicht“ - Döblinger Bürger haben genug von Verbauung
Betonklötze statt Heurige: Eine Bürgerinitiative demonstrierte gegen die Verbauung im Bezirk.
DÖBLING. Geht es nach der Bürgerinitiatve, droht unsere grüne Döblinger Oase seine schmucken Gassen, Heurigenlokale, historischen Gebäudeensembles und den damit verbunden Charme zu verlieren. „Döbling wird immer hässlicher. Kleine Winzerhäuser werden abgerissen und gegen vierstöckige Wohnblöcke ersetzt“, klagt etwa Angelika Adamcyk.
Protest vor dem Zögernitz
Damit ist die junge Frau nicht allein. Ein ganzer Tross an aufgebrachten Anrainern hat sich mit Trommeln, Pfeifen und Traktoren vor dem Casino Zögernitz versammelt, um einen Protestmarsch zum Bezirksamt anzutreten. „Bürgervertreter sollen Bürger vertreten und keine Bauherren. Bezirksvorsteher sind auch Bürgervertreter“, skandiert Rainer Balduin, Sprachrohr der Bürgerinitiative.
Gegen Anrainerwillen
Vor allem um die historische Baufläche des Casinos Zögernitz kämpfen die Döblinger. Das großräumige Areal mit viel Grün soll teilweise abgerissen und verbaut werden, obwohl das Ensemble in einer Schutzzone und unter Denkmalschutz steht. „Ein Hektar wird hier umgewidmet und vom Bezirk abgesegnet, aber gegen den Anrainerwillen verbaut. Das läuft auch noch unter dem Titel ‚Döbling bekommt ein Juwel zurück‘. Dabei werden 14,5 m hohe Wohngebäude eingezogen. Wenn Döbling weiter verklotzt wird, bleibt vom schönsten Bezirk Wiens nichts mehr über“, sagt Markus Seiller, ein weiterer Unterstützer der Initiative.
13 Forderungen
Neben dem Casino stehen noch zwölf weitere Forderungen gegen Verbauungspläne im 19. Bezirk auf dem Akt. Das Forderungspapier wurde an die gesamte versammelte Bezirksvertretung übergeben. Bezirkschef Adolf Tiller (VP) beteuert, gemeinsam eine Lösung finden zu wollen. Schließlich hätten sich bereits vor langer Zeit alle Klubobleute des Bezirks willens gezeigt, die Initiative zu unterstützen. „Aber ich nehme die Forderungen an, werde sie mir eingehend durchlesen und mit der gesamten Bezirksvertretung besprechen“, sagt Tiller.
Tiller: auch Stadt gefragt
Der langdienende ÖVP-Politiker sieht jedoch nicht nur sich selbst bzw. die Bezirksvertretung am Zug. Für einige Bereiche der Forderungen sei die Stadt Wien zuständig, die über den Petitionsausschuss von der Initiative schon in Kenntnis gesetzt wurde.
Das reicht den Teilnehmern des Döblinger Protestmarschs jedoch nicht. Viel zu wenig sehen sie die Politiker aktiv ihr schönes Döbling schützen. Und so diskutieren sie nach der Übergabe bereits über weitere Maßnahmen für die Rettung der grünen Oase, die sie ihr Heim nennen dürfen.
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