Minimed Studium
Jeder kann ein Leben retten
EISENSTADT. Es war ein schwungvoller Semesterbeginn im Haus der Begegnung am vergangenen Montag in Eisenstadt. Michael Hill, Oberarzt an der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, gab wichtige Einblicke zum Thema „1x1 der Wiederbelebung“. Nur etwa 15 Prozent der Österreicher helfen, wenn ein Menschen zusammenbricht und einen Herzkreislauf-Stillstand erleidet. 85 Prozent fühlen sich unsicher oder haben Angst, beim Reanimieren etwas falsch zu machen. Viele auch deshalb, weil sie ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs im Zuge ihrer Führerscheinprüfung absolviert haben. „Dabei ist es so einfach, einem Menschen einen zweiten Geburtstag zu schenken“, sagt Michael Hill. Doch jährlich erleiden etwa 10.000 bis 12.000 Menschen in Österreich einen Herzkreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses und nur 10 Prozent der Betroffenen überleben dieses Ereignis.
Tatkräftige Nordländer
In den Niederlanden agieren 70 Prozent der Menschen tatkräftig, in Norwegen gar 80 Prozent und leisten Erste Hilfe. „Das liegt daran, dass in diesen Ländern die Techniken der Wiederbelebung bereits seit den 1960er-Jahren ab der Volksschule vermittelt werden“, betont Michael Hill.
Doch für ein rasches Eingreifen als Ersthelfer sprechen deutliche Zahlen: „Ohne Ersthelfer-Wiederbelebung nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem leblosen Patienten um etwa 10-15 Prozent pro Minute ab. Nach 4-5 Minuten führt ein akuter Sauerstoffmangel zu irreversiblen Schädigungen des Gehirns“, warnt der Notfallsmediziner. Das Herz hat eine höhere Toleranz bei Sauerstoffmangel, es kann auch 20 Minuten ohne Sauerstoff noch schlagen, das Gehirn ist nach 5 Minuten tot. Der Rettungsdienst braucht durchschnittlich 8 Minuten und länger bis zum Eintreffen am Notfallort. Michael Hill: „Würden unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden, könnte sich die Überlebenswahrscheinlichkeit verdoppeln bis verdreifachen.“
Keine Angst vor dem „Defi“
60-70 Prozent der Herzkreislaufstillstände treten im Freundes-, Verwandten- oder Familienkreis auf und keine Altersgruppe ist von einer möglichen Wiederbelebung ausgenommen. „25 Prozent der Menschen haben einen schockbaren Herzrhythmus, daher ist der rasche Einsatz eines Defibrillatores (AED, Automatisierter Externer Defibrillator) sehr wichtig“, betont Hill.
Doch auch vor diesem Gerät hat der Großteil der potenziellen Ersthelfer große Angst. „Wir trainieren Erste Hilfe-Maßnahmen bereits mit VS- und Gymnasium-Schülern. Kinder haben keine Angst, etwas falsch zu machen“, erklärt der Mediziner. Mit der geplanten Aktion „Kids save lives“ gemeinsam mit dem Land Burgenland hofft Michael Hill, dass Erste-Hilfe-Trainings in den Schulen verpflichtend werden.
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