Greenpeace
"Bevölkerung in Ungarn ist gegen das Projekt in Fertörakos"
Seit längerem kämpfen Umweltorganisationen gegen das Bauprojekt in Fertörakos am ungarischen Ufer des Neusiedler Sees. Jetzt hat Greenpeace eine Umfrage in Ungarn durchführen lassen, um zu erfahren, wie die ungarische Bevölkerung zum Projekt steht. Das Ergebnis sei ein klares Nein, so Greenpeace.
NEUSIEDLER SEE. Für die Umfrage wurden 1.000 UngarInnen vom ungarischen Závecz-Institut im Auftrag von Greenpeace befragt. 91 Prozent sprachen sich für den Schutz des Neusiedler Sees aus und lehnen umweltzerstörende Investitionen an ungarischen Seen ab - wie jene in Fertörakos am Neusiedler See. Nur sechs Prozent unterstützen derartige Projekte. 88 Prozent forderten den sofortigen Stopp von Aktivitäten in den Nationalparks, wenn sie dem Lebensraum von Tieren und Pflanzen schaden würden.
Interesse der Bevölkerung
“Es ist erfreulich, dass sich eine so deutliche Mehrheit der Menschen in Ungarn für den Schutz des Neusiedler Sees ausspricht - und das obwohl die ungarische Regierung unter Viktor Orban öffentlich sehr stark für das Bauprojekt in Fertörakos eintritt”, sagt Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. “Damit handelt die ungarische Regierung eindeutig nicht nur gegen die Interessen der Umwelt, sondern auch gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung.” Neben den Fragen zu Nationalparks und Seen wurde auch abgefragt, was sich die ungarische Bevölkerung von der im Frühling neu zu wählenden Regierung erhofft. Demzufolge erwarten sich 73 Prozent ein stärkeres Handeln gegen die Klimakatastrophe.
Das Projekt in Fertörakos
Auf einer Fläche von 60 Hektar Natur, sollen ein Vier-Sterne-Hotel mit 100 Zimmern, ein Parkhaus mit 880 Stellplätzen und einen Yachthafen mit 850 Bootsliegeplätzen errichtet werden. Das Großprojekt liege nicht nur inmitten der Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel und Fertő-Hanság, sondern auch in Natura 2000 und Ramsar Feuchtgebiet. Im Juni reagierte die UNESCO basierend auf einen Bericht von ICOMOS International auf das Bauprojekt in Ungarn. Sollten die Arbeiten in Ungarn nicht stoppen könnte die „Kulturlandschaft Fertő/Neusiedlersee“ auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt werden.
Beschwerde bei EU-Kommission
Greenpeace kämpft seit längerem gegen das Mega-Bauprojekt in Fertörakos und hat im Oktober auch eine Beschwerde bei der EU-Kommission auf Basis eines naturschutzrechtlichen Gutachtens eingebracht. Denn entgegen geltendem EU-Recht habe Ungarn keine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung eingelegt. Eine erste Reaktion aus Brüssel auf die Beschwerde erwartet die Umweltorganisation für Ende des Jahres. “Die ungarische Regierung muss das Bauprojekt in Fertörakos sofort stoppen. Dieses umweltzerstörerische Vorhaben verstößt gegen EU-Recht und bringt den gesamten Neusiedler See in Gefahr. Somit ist der Stopp des Baus nicht nur im Interesse der ungarischen, sondern auch der österreichischen Bevölkerung”, so Schuster.
Eingriff in Lebensraum
Durch das bereits in Bau befindliche Mega-Tourismusprojekt im ungarischen Teil des Neusiedler Sees drohe ein irreversibler Schaden für Fauna und Flora im grenzüberschreitenden Nationalpark. Besonders dramatisch würde sich das Projekt auf die Vogelwelt - darunter der seltene Stelzenläufer und der Eisvogel - auswirken, da direkt in deren Lebensräume eingegriffen würde.
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