120.000 Euro Beute in Siegendorf
Blutspur nach Tresordiebstahl führte zu Pizzabäcker

In Handschellen führte der Angeklagte vor seinem Prozess Gespräche mit seinem Verteidiger. | Foto: Gernot Heigl
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Ein 300 Kilo schwerer Standtresor. 120.000 Euro Bargeld. Blutspuren am Tatort. Von einem Pizzabäcker, der sich bei Einbruch und Diebstahl in einem Wohnhaus in Siegendorf schwer verletzt hatte. Prozess im Landesgericht Eisenstadt. Mit einem Angeklagten, der viel Phantasie zeigte. Seinem Anwalt, dem wegen der milden Strafe rausrutschte: „Das ist wie Ostern, Urlaub und Weihnachten. Wir nehmen das Urteil an!“ Und einem Opfer, das die Welt nicht mehr verstand...

SIEGENDORF. Hauptprotagonist dieses Prozesses war ein 50-jähriger Kosovo-Albaner, in Ungarn wohnhaft und als Pizzabäcker arbeitend, ledig, Vater einer Tochter (9) und wegen Körperverletzung vorbestraft. Aus dem Munde des Angeklagten hörte sich die Tat wie folgt an. Er habe am 20.9.2022 in einem Casino bei Sopron 30 Euro verspielt. Als er plötzlich von einem ihm völlig unbekannten Mann angesprochen worden ist, der ihm 15 Euro pro Stunde für die Unterstützung bei einem Möbeltransport angeboten hatte. Um an Bargeld zu kommen, willigte er ein. Ausgemachter Treffpunkt war eine Adresse im Burgenland.

Nach Casinobesuch zum 300 Kilo Tresor

Da der „Helfer“ jedoch kein Auto hatte, stieg er kurz darauf beim Casino in ein geparktes Auto, das zufällig offen war und in dem zufällig der Schlüssel steckte. Dann sei er alleine nach Siegendorf gefahren. Vor einem Wohnhaus wartete der Mann auf ihn. Der das Garagentor mit einem Code öffnete und ihn zielstrebig zu einem Standtresor im 1. Stock brachte. „Weil sein Freund zu schwach sei, aber der Safe an einen anderen Platz kommen sollte!“, so die Erklärung des "Auftraggebers", packten die beiden Männer den 300 Kilo schweren Stahlschrank. Zogen ihn auf einem Teppich zur Treppe und wollten ihn heruntertragen.

Laut Staatsanwältin gab der Beschuldigte im Landesgericht Eisenstadt „konstruierte Ausreden“. | Foto: Gernot Heigl
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Das ging allerdings schief. Behauptete der Beschuldigte im Polizeiverhör noch, dass seine schweren Handverletzungen von Holzarbeiten im Kosovo stammten, gab er später und nun auch vor dem Landesgericht Eisenstadt zu, dass der rutschende Tresor auf seine Finger gefallen und ihm die Kuppen abgetrennt hatte. Deshalb fanden sich in dem Wohnhaus auch eindeutige DNA-Spuren des Angeklagten. Trotz seiner stark blutenden Wunden „habe ich dem Auftraggeber geholfen, den Safe in ein Auto zu laden, weil er mir wegen der Schmerzen extra 1.000 Euro versprochen hatte, die er mir ins Spital nach Sopron bringen wollte! Leider ist der Mann aber nicht gekommen!“

Möbeltransport ohne Möbel

Erst viel später sei ihm dieser Möbeltransport ohne Möbel komisch vorgekommen. „Hier, im Nachhinein betrachtet, fühle ich mich schuldig. Ich habe aber zum damaligen Zeitpunkt nicht gewusst, dass es sich um Einbruch und Diebstahl handelt, bei einem Verbrechen hätte ich niemals mitgemacht!“ Von dem „Unbekannten“ wusste er gar nichts, auch nicht, wie der zum Eingangscode der Garage gekommen ist. Um kurz darauf anzumerken, dass er den Mann ja eigentlich für den Hausbesitzer gehalten und deshalb keinen Verdacht geschöpft hatte, „weil der ja mit dem anwesenden Hund gespielt hat!“

Entlarvendes Überwachungsvideo

Für ihn sei dann der vermeintliche „Besitzer“ mit dem Safe in einem VW davongefahren, er hingegen habe sein Auto alleine nach Ungarn ins Krankenhaus gelenkt. Dem widersprach ein Bezirksinspektor vom Landeskriminalamt: „Sowohl auf einem Überwachungsvideo, als auch dem Foto einer Straßenkamera, stellten wir bei der Flucht vom Tatort bzw. der Einreise nach Ungarn einen Beifahrer fest. Punkto Identität haben wir einen Verdacht. Denn das Fluchtfahrzeug wurde vor kurzem bei einem Mann sichergestellt, der wegen Drogendelikten in Haft ist. Zum Tresor wollte sich der U-Häftling jedoch noch nicht äußern. Seine Vernehmung folgt erst. Von Safe und gestohlenem Geld gibt es bis dato keine Spur!“

MMMag. Dr. Sidita Talanaj, gerichtlich beeidete Albanisch-Dolmetscherin, übersetzte dem Angeklagtenden den Verlauf des Prozesses. | Foto: Gernot Heigl
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Dann befragte die Richterin das Opfer, einen Unternehmer, wer den Zugangscode zur Garage gekannt hat bzw. wen er für verdächtig halte. „Einen ehemaligen Angestellten bzw. einen Ex-Freund. Aber dafür gibt es leider keinerlei Beweise, also kann ich niemanden dezidiert beschuldigen! Die beiden wussten auch vom gelagerten Bargeld. Ich war nämlich 20 Jahre nicht auf Urlaub und habe mir die 120.000 Euro zusammengespart. Die waren für den Hausbau meiner Tochter gedacht!“ Und weiter: „Das Geld lag im Safe, weil ich bei der Bank eh keine Zinsen dafür bekomme!“

120.000 Euro für Hausbau der Tochter

Der Geschädigte merkte dann noch verärgert an: „Beim Einbruch hatte ich im Haus einen erst 4 Monate alten Jagdhund. Der lief jedem zu, weil er noch verspielt war. Meinen vorherigen Hund musste ich leider weggeben, weil er insgesamt 6 Personen gebissen hatte!“ Als Privatbeteiligter forderte der Unternehmer die gestohlene Summe vom Beschuldigten und erklärte: „Von der Versicherung bekomme ich etwa 1.600 Euro. Mehr deshalb nicht, weil der Tresor nicht befestigt war!“

Nach dem milden Urteil ist der Kosovo-Albaner seine Handschellen los. | Foto: Gernot Heigl
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Resümierend stellte die Staatsanwältin in ihrem Abschluss-Plädoyer fest, dass die Aussagen des Angeklagten „konstruierte Ausreden“ waren und ein schlechter Versuch, „seine Rolle bei dem Verbrechen geringer darzustellen, als diese tatsächlich war!“ Sie forderte deshalb eine tatangemessene Bestrafung. Der Verteidiger hingegen ein mildes Urteil - und bekam es vom Schöffensenat auch. 20 Monate Haft, davon 14 Monate bedingt. Da die sechs Monate Gefängnis vom Angeklagten bereits in der Untersuchungshaft abgesessen worden sind, bedeutete das die umgehende Entlassung.

Nur 6 Monate Haft, 14 Monate bedingt

Sehr zur Freude von Anwalt und Täter, die den Richterspruch beinahe jubelnd annahmen. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab, daher nicht rechtskräftig. Entsetzt räusperte das Opfer: „Der hat mir 120.000 Euro gestohlen und kommt einfach frei...!?!“ Zwar muss der Kosovo-Albaner dem Unternehmer binnen 14 Tagen 100.000 Euro bezahlen, wenn er das nicht macht, bleibt nur der Weg einer Exekution. „Da der Angeklagte jedoch monatlich nur 1.300 Euro als Pizzabäcker in Ungarn verdient, in Ungarn wohnt und vorhandene Schulden im 5-stelligen Eurobereich angegeben hat, sind die Erfolgsaussichten überschaubar“, so ein Jurist.

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