"Dieser Job ist dreckig und anstrengend" – Eduard Kiefl wurde vom Lehrling zum Chef
OSLIP. Mit 14 Jahren stand der im niederösterreichischen Gablitz aufgewachsene Eduard Kiefl vor einer wegweisenden Entscheidung. "Gablitz war damals ein kleines Kaff und ich hatte genau drei Möglichkeiten: Entweder ich gehe zum Sportverein, zur Feuerwehr oder zum Musikverein." Der heute in Oslip beheimatete 56-Jährige trat schließlich dem letztgenannten Verein bei und wusste bereits nach der ersten Probe, was er einmal werden wollte. "Ich wollte sofort wissen, wie man Instrumente baut", erzählt Kiefl.
Einer von 13 in Österreich
Heute weiß er es nicht nur, sondern beherrscht es auch – wie nur ganz Wenige. Schließlich gibt es im gesamten Österreich nur mehr 13 Instrumentenbauer. Eduard Kiefl ist einer davon und führt seit 2002 seine eigene Blasinstrumentenwerkstatt in der Gemeinde Oslip. Seine Selbständigkeit im Bauen von Musikinstrumenten reicht aber bis ins Jahr 1984 zurück.
"Eine schöne Lehrzeit"
In jenem Jahr erhielt Eduard Kiefl nämlich seinen Meisterbrief. Die dafür notwendige Lehre startete der heute 56-Jährige im Jahr 1976 bei der Firma Ankerl in Wien, die ihm nach wie vor sehr schön in Erinnerung ist. "Es war eine schöne Lehrzeit, da ich dort wirklich alles gelernt habe. Die Firma war damals die einzige, die alle Teile eines Instruments selber hergestellt hat", erklärt Kiefl. Das ist auch der Grund, warum er heute ein komplettes Instrument "von Null auf selber bauen kann".
Wissen und Erfahrung
Und dafür muss man einiges auf sich nehmen. "Der Job ist dreckig und anstrengend. Dazu braucht man richtig viel Wissen und Erfahrung", schildert Kiefl, der seinen Beruf aber gleichzeitig auch als äußerst schön und spannend bezeichnet. "Das Schöne ist, jedes Instrument ist anders zu behandeln. Man weiß nie, was auf einen zukommt. Das ist auch das Spannende an diesem Beruf."
Vier Lehrlinge ausgebildet
Vier Lehrlinge hat Eduard Kiefl in seiner Karriere bereits ausgebildet. Derzeit darf sich jedoch keiner glücklich schätzen, das heute selten gewordene Handwerk eines Instrumentenbauers bei ihm zu erlernen. Der Grund dafür ist sowohl einfach als auch nachvollziehbar. "Die Behörden schreiben heute so viele Auflagen vor, um einen Lehrling ausbilden zu dürfen, dass es für mich einfach nicht mehr möglich ist. Ich kann keine Umbauarbeiten im großen Stil machen", so Kiefl.
"Man braucht Gehör"
Ohne die behördlichen Vorschriften würde Eduard Kiefl jeden Lehrling mit offenen Armen empfangen. Auch wenn nicht jeder für diesen Beruf von Haus aus geeignet ist. "Jemand, der diesen Beruf lernen will, sollte nicht nur ein Instrument beherrschen, sondern auch ein geschultes Gehör haben", erklärt Kiefl, der selbst am Konservatorium der Stadt Wien studierte. Das gewisse Gehör könne Kiefl aber niemanden beibringen. "Dafür muss man schon eine Hochschule oder ein Konservatorium besuchen."
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