"Es sind Menschen wie du und ich" – Großhöfleiner Familie half Flüchtlingen auf der griechischen Insel Lesbos

Tausende Flüchtlinge weilen auf der griechischen Insel Lesbos. Ulrike Gesellmann aus Großhöflein war vor Ort und hat geholfen. | Foto: Ulrike Gesellmann
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  • Tausende Flüchtlinge weilen auf der griechischen Insel Lesbos. Ulrike Gesellmann aus Großhöflein war vor Ort und hat geholfen.
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GROßHÖFLEIN/LESBOS. Eigentlich sollte es ein klassischer Sommerurlaub werden - Sonne, Strand und Seele baumeln lassen. "All das wurde es auch, mit dem kleinen Unterschied, dass wir uns die Insel mit rund 6500 Flüchtlingen teilten", erklärt Ulrike Gesellmann aus Großhöflein. Gemeinsam mit ihrer Familie stieg sie Ende August in den Flieger, um den Familienurlaub auf der drittgrößten griechischen Insel Lesbos zu verbringen. Mit an Bord war auch ein Koffer vollgepackt mit Kleidung, Schuhen, Rucksäcken und Kappen. "Vor unserem Abflug waren wir einigermaßen skeptisch, wie das wohl werden würde. Aber zumindest einen kleinen Beitrag wollten wir leisten."

Gewaltige Dichte an Flüchtlingen

Und das tat die Familie Gesellmann auch – denn als sie den Flughafen von Lesbos verließ, wurde ihnen das Ausmaß der Flüchtlingskatastrophe erst so richtig bewusst.
"Die Dichte an Flüchtlingen war tatsächlich gewaltig, sie zu übersehen schlichtweg nicht möglich", erzählt Ulrike. "Je näher wir vom Flughafen in Richtung der Inselhauptstadt Mytilini kamen, desto öfters sahen wir die Männer, Frauen und Kinder – einzeln, zu zweit oder in Gruppen." Sämtliche Flüchtlinge waren am Weg in die Inselhauptstadt, um von dort aus mit der Fähre nach Athen zu kommen.

Reger Kontakt am Hafen

Aber auch anderswo hatte Ulrike Gesellmann und ihre Familie regen Kontakt mit den flüchtenden Menschen. "Wir waren vor dem Flüchtlingslager in Moria und haben mit den Menschen gesprochen. Sie wirkten erschöpft aber auch teilweise erleichtert." In der Hafengegend der Inselhauptstadt teilte die Familie schließlich die Sachen aus dem mitgebrachten Koffer an die Menschen aus.
"Wir sind zum Hafen gefahren, wo hunderte Menschen campierten. Anfangs hatten wir noch Bedenken, ob es wirklich ratsam sei, da einfach so rein zu gehen. Schließlich gaben wir unserem Bauchgefühl nach und gingen einfach herum und fragten, wer Schuhe, T-Shirts und Hosen brauchen könnte. Unsere Erfahrung war sehr positiv. Die Stimmung war angesichts der Situation echt entspannt. Sie waren alle sehr freundlich, wenn auch zurückhaltend. Sie haben sich gefreut und sich auf eine sehr ruhige Art bedankt."

Überlebende, Tote und Vermisste

Bedauerlicher Weise wurde die Familie Gesellmann auch Zeuge eines dramatischen Ereignisses in unmittelbarer Nähe ihrer Unterkunft. "Eines Morgens wurden wir aus dem Schlaf gerissen. Ein Helikopter kreiste über unsere Bucht und die Küstenwache fuhr auf dem Meer auf und ab. Ein Schlauchboot mit Flüchtlingen war in den frühen Morgenstunden gleich in unserer Nähe gekentert. Es gab zwar Überlebende, aber auch Tote und Vermisste", schildert Ulrike.

"Andere Hilfsbereitschaft als bei uns"

Die Erlebnisse und Erfahrungen, die Ulrike Gesellmann und ihre Familie mit den Flüchtlingen auf Lesbos sammelte, rufen heute große Bewunderung in ihr hervor. "Ich finde es bewundernswert, wie die Griechen mit der Situation umgehen. Obwohl es ihnen finanziell nicht gerade gut geht ist ihre Hilfsbereitschaft eine andere wie bei uns. Viele Einheimischen haben sich privat zusammengeschlossen und helfen den Flüchtlingen. Als etwa ein Flüchtling beim Lidl an der Kassa um 50 Cent zu wenig hatte, zückten augenblicklich drei Griechen vor mir ihre Geldbörse, um auszuhelfen."

"Menschen wie du und ich"

Ulrike Gesellmann aus Großhöflein kann nichts Negatives von ihren Begegnungen mit den Flüchtlingen auf Lesbos berichten. "Es handelt sich dort um Menschen wie du und ich, die in eine Extremsituation geraten sind. Unter ihnen befinden sich viele gebildete Leute, wie Anwälte und Ärzte." Die Menschen seien glücklich, die Flucht aus Syrien geschafft zu haben, so Gesellmann.
"Einer von ihnen - ein Chirurg - antwortete auf die Frage warum er so entspannt wirkte: "Wir gehören hier zu den Privilegierten. Wir konnten Syrien verlassen, haben es sogar bis nach Europa geschafft und – was das wichtigste ist – wir sind zusammen. Viele Familien sind nicht komplett, zerrissen. Es ist egal, ob wir im Zelt, im Hotel oder auf Pappkartons schlafen, wir sind zusammen und am Leben. Viel mehr Glück kannst du als Syrer momentan nicht haben!“"

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