"Natur Im Garten" Burgenland
Von heimischen Pflanzen bis hin zu Exoten
"Natur im Garten" Burgenland setzt sich für die Ökologisierung von Gärten und Grünräumen im Burgenland ein, wobei der Hauptfokus derzeit auf Privatgärten liegt. Die Kernkriterien der Bewegung „Natur im Garten“ legen fest, dass Gärten und Grünräume ohne Pestizide, ohne chemisch-synthetische Dünger und ohne Torf gestaltet und gepflegt werden.
EISENSTADT. Seit 2017 ist das burgenländische Volksbildungswerk, durch die Unterstützung des Umweltlandes Burgenland, Partner der Bewegung „Natur im Garten“ und strebt dadurch die Ökologisierung der Gärten und Grünräume im Burgenland an. Ein Garten kann ein Rückzugsort, ein Spielort, ein Ort der Begegnung sowie ein Werkzeug zur Selbstversorgung sein. Allen voran ist ein Garten aber ein Ort, an dem die Natur zu Hause ist, denn er bietet Tieren sowie Pflanzen einen wichtigen Lebensraum.
Besonderheiten von natürlichen Gärten
In Naturgärten werden keine Pestizide oder Düngemittel verwendet, es wird auf torfhaltige Produkte gänzlich verzichtet und Naturkreisläufe werden ausgenutzt. Das Sammeln von Regenwasser zur Bewässerung oder auch die Nutzung von natürlichen Nahrungsketten zur Schädlingsbekämpfung werden ausgenützt. Naturgärten fördern die Artenvielfalt und beheimaten meist eine Vielzahl an heimischen Pflanzen und Tieren.
Rückzugsort für Tierwelt
Sie bieten neben einem Erholungsraum für Menschen vor allem auch Tieren wie beispielsweise dem Igel oder einer Vielzahl von Vögeln und Insekten einen Lebensraum, reichhaltige Nahrung sowie Rückzugsmöglichkeiten. Naturgärten können wie jeder andere Garten sehr aufwändig aber auch sehr gering im Pflegeaufwand sein, das hängt einzig von der individuellen Gestaltung ab. Genauso sind sie im Erscheinungsbild sehr unterschiedlich. Von geordnet, über reine Nutzgärten, bis hin zu natürlich wild sind den Gestaltungsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt.
Naturgärten im ganzen Burgenland
Über 500 Naturgärten wurden bereits mit der "Natur im Garten" Plakette ausgezeichnet. Die Warteliste für das kommende Jahr füllt sich laufend, denn das Interesse ist enorm groß. Die Gärten sind über das gesamte Burgenland verteilt. Im Rahmen der jährlich stattfindenden "Naturgartentage" öffnen rund 50 GartenbesitzerInnen von Nord bis Süd ihre Gartentüren und heißen interessierte Besucherinnen und Besucher willkommen.
Der Weg zur "Natur im Garten" Plakette
Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer können sich bei Interesse an der Plakette unkompliziert telefonisch unter 02682 / 62282 oder via E-Mail unter burgenland@naturimgarten.at bei "Natur im Garten" Burgenland melden. Anfragen werden an ausgebildete Plakettenvergeber weitergeleitet und die betreffenden Gärten werden besichtigt. Bei dem Termin wird seitens "Natur im Garten" Burgenland geprüft ob der Garten die Natur im Garten Kriterien erfüllt. Gegebenenfalls erhalten die Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer eine Urkunde und die Plakette.
Interessen aus Gemeinden, Vereinen und Betrieben
Egal ob Privatpersonen, Gemeindevertreter, Initiativen oder Vereine: Überall können von "Natur im Garten" Burgenland Veranstaltungen organisiert werden. Sämtliche organisatorische und auch finanzielle Anbelange werden dabei von "Natur im Garten" Burgenland übernommen. "Abgesehen davon freuen wir uns wenn sich Betriebe bei uns melden die wir Naturgärtnern empfehlen können", erklärt Judith Tscheppe.
Kriterien für Gemeinden
Interessierte Gemeinden verpflichten sich mittels Gemeinderatsbeschluss dazu naturnahe und lebenswerte Grünräume zu schaffen. Darüber hinaus achtet eine „Natur im Garten“ Gemeinde auch auf Naturräume, den Erhalt von Streuobstwiesen und fördert die Pflanzen- und Tiervielfalt. Die Bürgerinnen und Bürger sollen hierbei an der Entwicklung der „Natur im Garten“ Projekte beteiligt werden. Besonders Gemeinschaftsgärten oder frei zur Ernte zugängliche Obstbäume und Sträucher ergänzen den ökologisch gepflegten Grünraum wunderbar. Natur im Garten Gemeinden erfüllen folgende Kernkritierien:
1. Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide
2. Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger
3. Verzicht auf Torf
Trockenheit als Stressfaktor
Die Klimaerwärmung macht auch vor Naturgärten nicht halt. Die immer wiederkehrende und häufiger auftretenden Hitze- und Trockenperioden bereiten auch vielen heimischen Pflanzen Stress. Auch in der Natur kommt es dadurch zu einer dramatischen Entwicklung, denn an vielen Standorten beobachtet man das Verschwinden von heimischen Arten. Die vor Jahrhunderten, aus benachbarten wärmeren Ländern zu uns eingewanderten Pflanzen trotzen diesen Verhältnissen ganz gut. Viele mediterrane Pflanzen, wie Feigen, Granatäpfel, die ganze Palette köstlich duftender Kräuter, aber auch einige Bäume, Sträucher & Begleitstauden fühlen sich bei uns im Burgenland bereits pudelwohl.
"Die genannten Fruchtgehölze bereichern unser Obstangebot enorm. Feigen, nebenbei die älteste Kulturobstart der Welt, gibt es in unglaublicher Sortenvielfalt und Granatäpfel zählen zu den wertvollsten Gesundheits- & Vitaminbomben des Landes", so Judith Tscheppe.
Spezielle Exoten aus dem Süden
Der Zürgelbaum, der am Balkan und Mittelmeer heimisch ist, wächst mittlerweile bestens an den trocken-heissen Plätzen vor Gebäuden im Stadtgebiet. Dieser robuste Baum bringt zudem essbare Früchte hervor und hat sogar einen schönen Schmetterling, den Zürgelbaumfalter ins Burgenland gebracht.
Aber auch Arten, aus anderen Kontinenten können sehr wertvolle Ergänzungen für den Naturgarten sein. Die langblühenden & köstlich duftenden Agastachen und einige Salbeiarten sind sehr wertvolle Insektenweiden. "Viele mag es überraschen, aber unser Kulturapfel, der Pfirsich oder auch die Marille sind nicht heimisch, sondern auch Exoten, nur sind sie seit Jahrhunderten eingebürgert", sagt Judith Tscheppe.
"Vielfalt zählt"
Anpflanzungen heimischer und pannonischer Pflanzen, in Verbindung mit Mediterranen Arten und die kluge Verwendung trockenheitsverträglicher Obstgehölze, garantieren Nachhaltigkeit und Lebendigkeit im Garten. "In Umrahmung einer gemischten Naturhecke und Blumen- & Schmetterlingswiesen bleibt der naturnahe Garten auch in diesen Zeiten die allerbeste Empfehlung", so Tscheppe. Ganz wesentlich ist es, das Anpflanzen von invasiven Pflanzen, den sogenannten Neophyten, zu vermeiden. Exoten sollten deshalb auch nur im Bereich des Ortsgebietes und nicht im Grünland verwendet werden.
Beitrag zum Naturschutz
So vielseitig die Gärten im Burgenland sind, so vielseitig ist auch die Natur, die wir darin vorfinden. Ob Wildblumenwiese, Insektenhotel, Teich oder Wildstrauchhecke – naturnahe Gärten begeistern nicht nur durch die Schönheit von Blumenpracht und Tierwelt, sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz im Burgenland. Für viele Tier- und Pflanzenarten sind besonders kleine, naturnahe Flächen wichtige Rückzugsorte oder Trittsteinbiotope, von denen aus andere Lebensräume erreicht werden können. Gerade im Burgenland, wo ein ganzes Drittel der Landesfläche unter Naturschutz steht, können solche Trittsteinbiotope maßgeblich dazu beitragen, bestehende Schutzgebiete zu vernetzen.
Judith Tscheppe
Die Geschäftsführerin des Burgenländischen Volksbildungswerkes hatte 2017 die Idee, „Natur im Garten“ auch ins Burgenland zu holen. Sie ist zuständig für die Projektleitung und die Koordination. Die Natur ist Tscheppe's ganz persönliche Kraftquelle für Körper, Geist und Seele um sich zu erden und aufzutanken.
"Es ist unglaublich schön mit so vielen motivierten, engagierten Menschen zusammen zu arbeiten und zu sehen wie das Bewusstsein von sehr vielen und immer mehr Burgenländer*innen für die Thematik immer größer wird, das Interesse von Jahr zu Jahr steigt und immer Menschen einen klaren Schritt in Richtung Naturschutz setzen."
Initiative zur Weiterbildung
- Bildung – mit Hilfe von Vorträgen, Worshops, über Facebook, Instagram, mit den "Naturgartentagen", Broschüren, Flyern, Foldern und mit Beiträgen in Amtsblättern.
- Hoffnung – Naturgärten zeigen auf sehr eindrucksvolle Weise wie schnell sich die Natur erholen kann, aber auch mit welchen Mitteln die Vielfalt der Natur erhalten werden kann.
- Klare Ziele – Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen, erhalten und fördern, Verzicht auf dem entgegenstehende Pflegemaßnahmen wie chemisch synthetische Düngemittel und Pestizide.
- Belonung – abgesehen vom Beitrag an für nachfolgende Generationen, ist die "Natur im Garten" Plakette eine sichtbare und verständliche Belohnung für den Einsatz für die Artenvielfalt.
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