Burgenlands Berufsgeschichten
Was macht eigentlich ein Straußenfarmer?
Nur fünfzehn Minuten von der Landeshauptstadt entfernt befindet sich die Gemeinde Oggau am Neusiedler See. Etwas versteckt, in der Nähe des Feldweges, sehe ich schon aus der Ferne die Umrisse der außergewöhnlichen Tiere. Als ich näher an das Gehege herankomme, kann ich meinen Augen kaum glauben. Ein echter Strauß - beinahe zwei Köpfe größer als ich - schlendert entspannt durch die Wiese.
OGGAU AM NEUSIEDLER SEE. Und siehe da, auf einmal tauchen weitere Strauße auf, diesmal etwas kleiner. Das sind die Weibchen. Ich muss zugeben: Vor den Tieren habe ich Respekt. Der Strauß ist nicht nur der größte Vogel der Welt, sondern auch der schnellste Läufer auf zwei Beinen. Er kann bis zu 70 Stundenkilometer schnell laufen. Seine kräftigen Beine eignen sich daher nicht nur zum Rennen, sondern auch zur Verteidigung.
Bio-Straußenfarmer Florian
Doch was macht eigentlich ein so exotisches Tier - das eigentlich aus Afrika stammt - im Burgenland? Am Gehege begrüße ich den Bio-Straußenfarmer Florian Wimmer. Bereits 1994 gründete sein Onkel als erster Burgenländer die Straußenfarm, welche seitdem von den beeindruckenden Tieren bewohnt wird. Im Jahr 2014 übernahm Florian den Betrieb von seinem Onkel und stellte die Arbeit auf biologische Bewirtschaftung um. Momentan leben auf der Straußenfarm 21 Strauße. Strauße beginnen ab Februar damit, Eier zu legen. Wenn die Eier befruchtet sind, schlüpfen nach 42 Tagen kleine Jungtiere, die dann nach circa einem Jahr ausgewachsen sind. Sie werden bis zu 70 Jahre alt.
365 Tage im Jahr - "Eine Pause gibt es nicht"
Wie genau sieht eigentlich ein typischer Tag als Straußenfarmer aus? Täglich kommt Florian zum Gehege und begrüßt alle Tiere. Danach bekommen sie von ihm Körner und vom Frühjahr bis zum Spätherbst einen frischen Klee, im Winter gibt es dann trockenen Klee. Nach dem Füttern werden dann noch die neuen Eier abgeklaubt und das Gehege gereinigt. (Gut zu wissen: Ein Ei wiegt zwischen 1,2 und 2 Kilogramm) Einen Tag Pause gibt es nicht, wie Florian betont: "Man muss immer bedenken, ein Tier braucht 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche, Betreuung sowie frisches Futter. Man kann sie nicht einfach alleine lassen, es muss immer jemand da sein". Die Farm betreut Florian zusätzlich neben seinem Hauptberuf als Angestellter im Lagerhaus.
Mit Bio-Innovationspreis ausgezeichnet
Trotz allem macht ihm die Arbeit in der eigenen Straußenzucht viel Spaß. Langweilig werde es auf der Farm nie, denn jeden Tag gibt es neue Herausforderungen. Die Liebe zum Tier sieht man dem Oggauer eindeutig an. Es war ihm von Anfang an wichtig, auf biologischen Anbau zu setzen. Bei der Übernahme bemühte er sich um die Bio-Zertivizierung der Laufvögel, wodurch der Betrieb die erste echte Bio-Straußenfarm Österreichs wurde. Im Jahr 2020 wurde er außerdem vom Land Burgenland mit dem Bio-Innovationspreis ausgezeichnet.
Straußeneier, Straußenfleisch & hauseigener Wein
Doch damit nicht genug: Auf der Oggauer Hauptstraße gibt es einen eigenen Shop, in welchem unterschiedlichste Produkte angeboten werden. Es gibt leere, volle und dekorative Straußeneier, sowie Schlüsselanhänger oder Staubwedel aus Straußenfedern. Auf Anfrage kann man auch Straußenfleisch bestellen. Darüber hinaus steht im Shop ein hauseigener Wein zur Auswahl, denn die Bio-Straußenfarm Wimmer hat gleichzeitig auch ein Weingut, um welches sich vorwiegend Florians Bruder Thomas kümmert. Es besteht auch die Möglichkeit, die Straußenfarm zu besichtigen, um die exotischen Tiere ganz aus der Nähe zu betrachten.
Die Strauße schnappten zu
Obwohl sich während meines Besuch zwischenzeitlich immer wieder meine Angst zeigt, traue ich mich schließlich sogar ins Straußengehege hinein. Natürlich nur in Florians Begleitung. Ich bekomme etwas Klee, mit dem ich die Tiere füttern soll. Vorsichtig halte ich einem Strauß meine offene Handfläche hin. Plötzlich beginnt der Vogel schon zu Schnappen. Zu meiner Überraschung tut das leichte Pecken gar nicht weh! Trotzdem bin ich erleichtert, als ich das Gehege nach dem Füttern wieder verlassen kann - Ich gebe zu, ich bin ein kleiner Angsthase. Selbst Florians noch nichtmal zwei Jahre alter Sohn ist schon mutiger als ich, denn er traut sich bereits gemeinsam mit Papa den Tieren zu nähern.
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