10 Monate - 10 Jobs: "Die wahrscheinlich beste Entscheidung meines Lebens"

Regina Petrik bei ihrem Resümee über "Regina will's wissen".
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  • Regina Petrik bei ihrem Resümee über "Regina will's wissen".
  • hochgeladen von Franz Tscheinig

EISENSTADT. Grünen-Landessprecherin Regina Petrik hat ein aufregendes Jahr 2014 hinter sich. Die dreifache Mutter hatte mit ihrem Projekt "Regina will's wissen" ihr hauptberufliches, politisches Amt für knapp ein Jahr auf Eis gelegt, um Erfahrungen und Erkenntnisse in den verschiedensten Berufen sammeln und die Menschen, die diese Berufe tagtäglich ausüben, besser verstehen zu können.

10 Jobs in 10 Monaten

Während Petrik die ersten beiden Monate des Jahres 2014 noch als Geschäftsführerin der Grünen im Burgenland arbeitete, startete sie im März ihr "Lehrjahr" mit einer Tätigkeit bei der "Pannonischen Tafel". Neben den Tätigkeiten im Handel ("Merkur"), der Gastronomie ("Stefans Bistro"), der Pflege ("Diakonie") und der Produktion ("Triumph") absolvierte die Eisenstädterin auch Praktika in der Landwirtschaft ("Stekovics"), in einem Familienbetrieb ("Biohof Klampfer") sowie im Baugewerbe ("Thurner Bau") , einem Kindergarten (Bad Sauerbrunn) und bei der Jugendwohlfahrt ("SOS Kinderdorf").

Schwerer Abschied

"2014 war ein intensives und spannendes Jahr für mich. Es war anstrengend und fordernd, aber sehr bereichernd und voll schöner Erfahrungen", resümiert Petrik ihr absolviertes "Lehrjahr". Und obwohl sie sich jeden Monat auf eine neue Tätigkeit freute, fiel das Abschied nehmen jeden Monat schwer. "Ich hatte vorher nicht damit gerechnet, dass mir diese vielen Abschiede so nahe gehen würden."

Ungerechtigkeiten

Manchen selbst erlebten Berufen gemeinsam seien laut Petrik die vielen Ungerechtigkeiten, die die Arbeitnehmer im Laufe ihrer Arbeit erfahren würden. "Ich finde ja - und das nach diesem Jahr mehr denn je - , dass kein Beruf schlechter ist als ein anderer. Schlechter ist die Bezahlung, die Wertschätzung, die Einflussmöglichkeit auf Arbeitszeiten oder das Arbeitsklima. Dahingehend gibt es eine Menge Ungerechtigkeiten, gerade was die Verteilung von Einkommen, Arbeitsstunden und die Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie die Rücksichtsnahme der Arbeitswelt auf Familienleben anbelangt." Darüberhinaus fehle es "leider auch oft am Respekt anderen Arbeitswelten gegenüber".

Negative Wertungen

Klar sei Petrik im Zuge ihrer Tätigkeiten vor allem jene Tatsache geworden, dass diverse Arbeiten ihren Sinn für die Arbeitnehmer dadurch bekommen, inwiefern das eigene Umfeld die Arbeit erlebt und wie darüber gesprochen wird. "Wenn im gesellschaftlichen Diskurs und in privaten Gesprächen manche Tätigkeiten als weniger bedeutsam oder als "niedere Arbeiten" bezeichnet werden, hat das Auswirkungen darauf, wie es den ArbeitnehmerInnen mit ihrer Arbeit geht. Wenn darüber gesprochen wird, dass jemand "halt nichts Besseres gefunden hat", dann wird von vornherein diese Arbeit abgewertet." Die Zufriedenheit mit einem Beruf hänge demnach stark davon ab, ob die Menschen, die einem nahestehen, die Tätigkeit als wertvoll qualifizieren.
Diese negativen Wertungen seien vor allem daher problematisch, da sie nur aus der Sicht von außen erfolgen. "Ich denke das gilt für alle Jobs. Niemand weiß wirklich, wie es Straßenarbeitern geht, wenn man es nicht selbst gemacht hat. Niemand, der oder die nicht selbst in unserem Schulsystem unterrichtet hat, weiß wirklich, wie es LehrerInnen geht. Ebenso ist es bei ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, NäherInnen, JournalistInnen,...und PolitikerInnen."

Land der Formulare

Ein weiteres Problem, das Petrik während all ihrer zehn Tätigkeiten bemerkte, ist jenes der Bürokratie in der Arbeitswelt. "Wir leben im Land der Formulare. Diese zu lesen, verstehen, auszufüllen, abzuzeichnen, weiterzuleiten und abzulegen ist eine eigene Wissenschaft. Diese Tätigkeitsberichte nehmen einen wesentlichen Prozentsatz der Arbeitszeit ein, die in Folge für die eigentlichen Kernaufgaben des Berufs fehlen. Eine quer durch die Berufssparten gehende Durchforstung und Überprüfung bezüglich wirklich relevanter Dokumentationsarbeit wäre höchst notwendig."
Neben dem "Zettelwirtschaft"-Problem verstärkte sich bei Petrik auch der Eindruck, dass die Arbeitswelt im Burgenland nach wie vor sehr stark von den Großparteien kontrolliert werden würde. "Viele Leute haben mir erzählt, dass sie parteipolitisch unter Druck gesetzt werden. Viele haben das Gefühl, dass sie weniger Chancen im beruflichen Leben haben, wenn sie nicht bei der "richtigen" Partei sind. Das ist doch schrecklich."

Große Dankbarkeit

Trotz einiger Missstände, die Regina Petrik im Laufe ihres Projekts "Regina will's wissen" aufgegriffen hat, ist sie sehr dankbar für das Erlebte. "Großen Dank an meine ArbeitgeberInnen und KollegInnen, die mich mit viel Offenheit aufgenommen haben und mir einen Einblick in ihre Arbeitswelt gewährten. Das Projekt war wahrscheinlich die beste Entscheidung meines Lebens."

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