„Der Ausbau der Fachhochschulen ist gestoppt worden“

- Georg Pehm, Geschäftsführer der Fachhochschule Burgenland, im Gespräch mit Studierenden
- Foto: FH Burgenland
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Georg Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland, übt scharfe Kritik an Bildungsminister Heinz Faßmann.
„Ich will kein Regierungsbashing betreiben, doch nun ist der Geduldsfaden überspannt. Wir – und damit meine ich die Verantwortlichen der insgesamt 21 Fachhochschulen – werfen Bildungsminister Heinz Faßmann vor, dass er planlos agiert“, sagt Georg Pehm, Geschäftsführer der Fachhochschule Burgenland.
Anlass des Unmuts: Das Auslaufen des Entwicklungs- und Finanzierungsplan für die Fachhochschulen (FH). Einen neuen Entwurf gibt es bis jetzt nicht.
Bildungsminister beruhigt
Faßmann sieht – einem Bericht der APA zufolge – den Bestand der FHs nicht gefährdet. Man stehe „in guten Verhandlungen“ mit dem Finanzministerium. Ein entsprechender Entwicklungsplan werde „nächstes Jahr kommen, wenn wir die Finanzierung haben“, so der Bildungsminister.
„Betrieb ist nicht gefährdet“
„Der Betrieb ist nicht gefährdet, aber der Ausbau der Fachhochschulen ist gestoppt worden“, meint Pehm, der außerdem die Abgeltung der Teuerung fordert. In den vergangenen 24 Jahren habe es lediglich zwei Anpassungen gegeben, diese haben etwa 18 Prozent betragen. Die Inflation ist in diesem Zeitraum jedoch um 40 Prozent gestiegen. „Ohne Valorisierung ist es praktisch unmöglich, Spitzenpersonal zu bekommen oder zu halten“, so Pehm.
„Unfair gegenüber Tausenden lernwilligen jungen Leuten“
Für den FH-Geschäftsführer ist die Untätigkeit des Ministers nicht nur aus bildungspolitischen Gründen zu kritisieren. „Es ist wirtschaftspolitisch falsch, weil bestens ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte noch mehr fehlen werden. Es ist auch unfair gegenüber Tausenden lern- und leistungsbereiten jungen Leuten, die nunmehr verstärkt in Warteschleifen geschickt werden, weil es für sie keinen Platz an einer FH gibt“, sagt Pehm.
Pläne für die FH Burgenland
Die fehlende Planungsgrundlage hat auch Auswirkungen auf die burgenländische Fachhochschule. „Wir haben uns einige Dinge für die Zukunft überlegt, die wir mit entsprechender Vorlaufzeit realisieren könnten, sobald die Finanzierung gesichert ist“, meint Pehm. Zu diesen geplanten neuen Ausbildungsmöglichkeiten zählen unter anderem „nachhaltige Technologien und Recht“, Informatik und intelligente Systeme oder Wirtschaftsingenieur mit Kombination aus Technik, Informatik und Management.
„Müssen Bewerber abweisen“
Ungewiss ist auch der Ausbau des FH-Sektors durch zusätzliche Studienplätze. „Wir müssen jedes Jahr 800 bis 1.000 Bewerber abweisen. Nicht weil sie nicht klug oder fleißig genug wären, sondern weil schlicht die Plätze fehlen“, sagt Pehm.
Ob durch die aktuelle Situation das kostenlose Studium an der FH Burgenland gefährdet ist?
Pehm: „Das ist eine Eigentümerentscheidung. Ich stehe jedenfalls voll dazu. Wir haben es in den vergangenen 25 Jahren geschafft, ohne Studienbeiträge eine qualitätsvolle Ausbildung anzubieten. Es wäre auch nicht fair, das Versagen der Bundespolitik nun auf die jungen Leute zu übertragen.“
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