„Der Feinkostladen Österreich ist Realität!“

Foto: Anger
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BEZIRKSBLÄTTER: Nach den Ereignissen rund um falsch deklarierte Lebensmittel stellt sich natürlich die Frage, worauf kann sich der Konsument noch verlassen?
BERLAKOVICH: „Man wird Betrug wahrscheinlich nie verhindern können, aber man muss ihn, so gut es geht, erschweren. Und das kann man nur, wenn man Konsequenzen aus diesem Etikettierungsskandal zieht, das heißt erstens verstärkte und zielgerichtete Kontrollen – auch eine neue Art von Kontrollen wie etwa DNA-Tests, auch wenn sie teuer sind.
Das Wichtigste ist, das Konsumentenvertrauen zurückzugewinnen, und als ein nächster Schritt die Einführung eines europäischen Reisepasses für Lebensmittel, als eine Lebensmittelkennzeichnung auch von Verarbeitungsprodukten. Derzeit haben wir das nicht: Bei einer Lasagne oder bei einer Pizza steht drauf: Salami, Teig, Eier, aber nicht, woher sie kommen. Ich will, dass die Konsumenten erkennen, was sie kaufen. Das wird vielleicht einen Betrug nicht verhindern, aber je mehr Sicherheitsnetze wir einziehen, umso mehr wird er erschwert. Eine Voraussetzung dafür ist, dass es eine europäische Datenbank gibt, sodass man die Verarbeitungsstoffe auch rückverfolgen kann.“

BB: Ist dieser europäische Reisepass in der Praxis überhaupt umsetzbar?
BERLAKOVICH: „Wir haben jetzt eine Kennzeichnung etwa bei der Milch und beim Ei, aber beim verarbeiteten Striezel ist schon nicht mehr ersichtlich, wo das Ei herkommt. Das hat ja auch mit Tierschutz zu tun. Wir haben in Österreich die Käfighaltung bereits im Jahr 2009 beendet und auf nachhaltige Eierproduktion umgestellt. In vielen Teilen Europas ist das noch nicht passiert. Aber das verarbeitete Ei findet sich auch aus diesen Ländern bei uns im Striezel.
Es gibt ja auch den Auftrag an die Europäische Kommission, die Verbraucherschutzrichtlinie zu ändern, dass sie eine derartige Kennzeichnung ermöglicht. Wir brauchen hier mehr Transparenz. Die Konsumenten sollen Wahlfreiheit haben. Sie sollen kaufen, was sie wollen, aber sie haben das Recht, mit dem hart verdienten Geld ein ehrliches Produkt zu bekommen.“

BB: Auch wenn der Trend zur Regionalität geht, greift der Konsument doch zumeist zum billigsten Produkt. Sind nicht grundsätzlich die Lebensmittel zu billig, speziell etwa das Fleisch? Soll das Lebensmittel nicht wieder den Wert bekommen, den es verdient?
BERLAKOVICH: „Eindeutig ja. Bisher war der Trend in Europa: je billiger, umso besser! Und dem Konsumenten wurde eingeredet, dass ihn das billigste Lebensmittel glücklich macht. Jetzt muss man respektieren, dass es Menschen gibt, die nicht so viel Einkommen haben, aber gerade auch die haben ein Recht darauf, für ihr Geld ein ordentliches Lebensmittel zu bekommen.
Wir brauchen eine neue Werthaltung zum Thema Lebensmittel, wo der Bauer, die Lebensmittelindustrie, der Handel – jeder – einen fairen Anteil in der Wertschöpfungskette bekommt und die Konsumenten am Schluss profitieren, indem sie die Sicherheit eines hochqualitativen Produkts haben. Und nicht, dass jeder gegen jeden kämpft und den letzten Cent aus einem Lebensmittel herauspresst. Jetzt wird ein solches Lebensmittelmodell Betrug nicht verhindern, aber es geht um eine Werthaltung, die wir in Europa brauchen – um wegzukommen von billigen Massenlebensmitteln, die in Wahrheit auch keine Qualität darstellen.“

BB: Sind solche Lebensmittelskandale nicht auch eine Chance für die heimischen Bauern, wenn als Folge davon die Konsumenten mehr auf regionale Produkte zurückgreifen?
BERLAKOVICH: „Ich sehe mich auf unserem Weg bestätigt. Österreich als kleines Land kann nur hochwertige Lebensmittel erzeugen, wir haben das beim Wein bewiesen, wo wir als kleines Land auf allen Weltmärkten vertreten sind – aber auch im Lebensmittelbereich. Wir können nicht mit Massenprodukten mithalten, das ist nicht der österreichische Weg. Wir haben international einen hervorragenden Ruf als reines Land, als Umweltmusterland, wo auch glaubwürdig hochwertige Lebensmittel produziert werden. Diese Chancen will ich für Österreich nutzen.
Wir haben unsere Agrarexporte auf ein Rekordhoch von neun Milliarden Euro gesteigert. Der Feinkostladen Österreich ist Realität geworden.“

BB: Zum Thema ländliche Entwicklung. Müssen die Landwirte nach den Verhandlungen zum EU-Budget mit Einbußen rechnen?
BERLAKOVICH: „Es gibt zwar Einbußen, aber im Raum sind Kürzungen bis zu 50 Prozent gestanden, und herausgekommen ist ein Minus von 2,8 Prozent. Das ist schmerzhaft, da braucht es einen Ausgleich, aber wir haben eine solide Grundlage, um im Agrarbereich Maßnahmen und Projekte wie etwa das Umweltprogramm für die Bauern, das Bergbauernprogramm, das Investitionsprogramm für die Landwirtschaft, das LEADER-Programm, das ländliche Wegenetz, die Naturschutzprojekte, die Dorferneuerung oder Projekte im Bereich der erneuerbaren Energie zu sichern. Wir haben solide Voraussetzungen, dass wir den ökologischen Weg der Landwirtschaft weitergehen können. Was wir brauchen, ist eine produzierende Landwirtschaft, die aber auch ökologische Verantwortung hat. Das heißt: Bauern, die ausreichend Lebensmittel erzeugen, die sich die Menschen auch leisten können, die aber auch auf die Landschaft achten und Boden, Luft und Wasser sauber halten.“

BB: Trotzdem werden die – für manche zu hohen – Agrarförderungen immer wieder kritisiert…
BERLAKOVICH: „Es ist schade, dass von manchen kritisiert wird, dass so viel Geld für die Landwirtschaft verwendet wird, aber die europäische Agrarpolitik muss umweltfreundlicher und ökologischer werden, und dazu braucht es Finanzmittel. Wir zeigen in Österreich den Weg vor, wir werden in ganz Europa gelobt für unseren ökologischen Weg, wir sind Bioweltmeister, und auch die restliche Landwirtschaft ist ökologisch orientiert. Das muss in ganz Europa so werden.“

BB: Die Förderung im Agrarbereich ist natürlich auch Thema im Vorfeld der Landwirtschaftskammerwahl. Die SPÖ-Bauern sprechen unter anderem von einer Schieflage in der Förderstruktur, die beseitigt gehört. So sollen die Förderungen für kleinere und mittlere Landwirte erhöht werden.
BERLAKOVICH: „Die SPÖ soll nicht scheinheilig sein. In der Einheitswertdebatte haben viele in der SPÖ gesagt: ,Weg mit der steuerlichen Pauschalierung!’ Gerade das wäre für die kleinen Bauern der Todesstoß. Die ÖVP hat durch die Einheitswertreform gerettet, dass der Einheitswert modernisiert wird, damit die Pauschalierung gerade für die kleinen Betriebe erhalten bleibt. Die größeren Betriebe müssen Buchhaltung machen, aber die kleinen Betriebe werden von Bürokratie entlastet.
Im Übrigen: Den Strukturwandel wird es immer geben, weil der Preisdruck enorm ist. Und genau deswegen gehen wir in die Regionalität, in die Direktvermarktung, um neue Marktchancen zu eröffnen, damit die Bauern auch ein Zusatzeinkommen erzielen können.“

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