Nach Auftritt im „Nazi-Keller“: ÖVP-Gemeinderäte treten zurück

- Screenshot aus dem Trailer zu „Im Keller“ mit den beiden ÖVP-Gemeinderäten unter Hitler-Bildern.
- Foto: Foto: »Im Keller« von UlrichSeidlFilm
- hochgeladen von Walter Klampfer
MARZ. Fünf Männer in Tracht, die Volkslieder singen, mitten in einem Keller voller Nazi-Devotionalien - Hakenkreuz und Hitler-Porträt inklusive. Diese Szene spielt in Ulrich Seidls neuem Dokumentarfilm „Im Keller“, der am Donnerstag Österreich-Premiere feiert.
Zwei der Männer, die in Ulrich Seidls neuem Film „Im Keller“ in einem Haus in Marz bei den Dreharbeiten im Jahr 2009 unter Hitler-Bildern und Hakenkreuzfahnen feiern, sind die ÖVP-Gemeinderäte Ewald W. und August H.
„Es war ein Fehler“
"Aus tiefster Überzeugung distanzieren wir uns hiermit inhaltlich von jeglichem NS-Gedankengut und Gräueltaten. Um weiteren Schaden für die Gemeinde und die Partei zu verhindern, haben wir uns aus freien Stücken entschlossen mit sofortiger Wirkung von unserem Gemeinderatsmandat zurückzutreten. Es war ein Fehler an so einem Dreh teilzunehmen“, so die beiden betroffenen Gemeinderäte unisono. "Zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen im Jahr 2009 waren wir nicht Mitglieder des Gemeinderates.“
Verzerrte Darstellung
„Wir brauchen keine Zurufer von außen. Wir haben selbst erkannt, dass die Darstellung im Dreh verheerende Schlüsse zulässt und dass die Verantwortung für dieses Fehlverhalten übernommen werden muss. Wer die beiden Gemeinderäte und auch die übrigen Beteiligten kennt, weiß um die verzerrte Darstellung in diesem Dreh. Die Musiker haben sich bedauerlicherweise für eine Filmszene, die vor dem Hintergrund von NS-Devotionalien spielt zur Verfügung gestellt, so Bürgermeister Gerald Hüller.
„Die Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Gräueltaten und insbesondere dem Holocaust ist eine der dunkelsten Stunden österreichischer Geschichte. Für die ÖVP ist klar: In Österreich darf kein Platz für Gutheißen des verbrecherischen NS-Systems sein“, sagt ÖVP-Bezirksparteiobmann Christian Sagartz.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt ermittle laut Auskunft bereits gegen alle fünf in dem Film agierenden Personen wegen des Verdachts auf Verletzung des Verbotsgesetzes. Bereits vor etwa eineinhalb Wochen sei Anzeige erstattet worden.
„Sammle alles aus alter Zeit“
Der Besitzer des Kellers, Josef Ochs war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, betonte jedoch 2009 in einem Interview gegenüber dem ORF: „Der Keller gehört eigentlich mir alleine. Da kann ich tun, was ich will. Da hänge ich auf, was ich will und was mir gefällt. Sammeln tue ich eigentlich alles, was ich kriege aus der alten Zeit. Ja, da kann ich tun, was ich will.“
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