"Vergessenes Südburgenland - Auswirkungen der fehlenden Infrastruktur auf die Industrie und deren Arbeitsplätze"
Die Gesamtverkehrsstrategie des Burgenlandes wurde aufwändig erarbeitet, das Südburgenland allerdings bei den aktuellen und kurzfristigen Verkehrsvorhaben wieder vergessen. Die bestehende Industrie im Südburgenland wird auf die fehlende Infrastruktur reagieren müssen, Neuansiedelungen von Unternehmen wird es nicht geben. "Die Politik muss sich entscheiden, ob man Arbeitsplätze in der Region will, oder ob man aus dem Südburgenland ein großes Freiluftmuseum machen will", schlägt IV Präsident und Geschäftsführer von Lenzing Fiebers, Bernd Zauner, Alarm. "Die Landesregierung hat den Ernst der Lage offensichtlich erkannt. Jetzt liegt es an der Bundespolitik die entscheidenden Schritte zu setzen".
Der Bau der S7, die höchst überfällige Verbindung der Südautobahn mit dem Wirtschaftspark Heiligenkreuz und dem Grenzübergang zu Ungarn befindet sich bereits seit rund 30 Jahren im Planungsstadium. In der aktuellen Gesamtverkehrs-strategie scheint sie als "mittelfristiges" Bauvorhaben auf. "Die Unternehmer und die Bevölkerung haben bereits das Vertrauen darauf verloren, dass die Straße je gebaut wird. Wie kann es sein, dass Einzelinteressen und zufällige Formfehler eine ganze Region in Geißelhaft halten können", fragt Zauner.
Die Elektrifizierung der Ostbahn von Szentgotthard bis nach Graz würde die Fahrzeit für Pendler - und damit für dringend aus dem Oststeirischem Raum benötigte Facharbeiter und Techniker - auf unter eine Stunde verkürzen. In der aktuellen Gesamtverkehrsstrategie ist dieses Infrastrukturvorhaben mit "langfristig" angesetzt. "Was dieser geplante Zeithorizont für das Südburgenland bedeutet, will ich mir gar nicht vorstellen", sieht Bernd Zauner die Realisierung dieser wichtigen Verkehrsverbindung mit dem Großraum Graz in weite Ferne gerückt. "Für die verladende Wirtschaft wäre aber ein leistungsfähiger Anschluss an die Koralmbahn unerlässlich".
Wie nötig diese beiden Infrastrukturprojekte für Lenzing sind, erklärt Zauner anhand eines aktuellen Beispiels: "High Potentials ins Südburgenland zu locken, ist defacto unmöglich. Gut ausgebildete Akademiker bevorzugen für sich und ihre Familien oft das städtische Umfeld als Wohnsitz. So waren hoch interessierten Kandidaten für die Schlüsselposition des Produktionsleiters die lange Anfahrt vom eigentlich nahen Graz zu weit. Letztendlich musste die Stelle zwei Jahre lang interimistisch mit betreut werden".
Welche Auswirkungen die fehlende Infrastruktur für die Unternehmen und deren Arbeitsplätze hat, fasst Werner Blohmann, Geschäftsführer von Vossen, so zusammen: "Sollte sich die infrastrukturelle Lage im Südburgenland in naher Zukunft nicht deutlich verbessern, muss sich Vossen ernsthaft die Frage stellen, ob die ständig steigenden Marktanforderungen in diesem Umfeld noch bewältigt werden können".
Steffen Riemer, Geschäftsführer Tridonic Jennersdorf ergänzt:" Mit der Elektrifizierung der Ostbahn hätten wir mit einem Schlag einen attraktiven Zugang zu dem für uns so bedeutenden steirischen Technologiecluster und zu potentiellen Mitarbeitern. Der Wirtschafts- und Lebensstandort Südburgenland würde massiv aufgewertet".
Zur Verbesserung der Straßeninfrastruktur meint Riemer: "Diese ist einfach unverzichtbar, um den südburgenländischen Wirtschaftsraum nicht auszutrocknen".
Hans Peter Katzbeck, Katzbeck Fenster, verweist auf die Marktanforderungen wie just in time - Lieferungen, welche "ohne den Ausbau der S7 nicht mehr leistbar sind. Längere Fahrzeiten bedeuten längere Lieferzeiten, bedeutet weniger Wettbewerbsfähigkeit".
Der Wirtschaftspark Heiligenkreuz ist derzeit Standort für den Leitbetrieb Lenzing Fibers und einer Handvoll weiterer Unternehmen. Auf dem 250.000 m2 großem Areal auf österreichischer Seite wäre aber noch viel Platz für weitere Ansiedelungen. Allein, die Fahrt vom nächsten hochrangigen Straßennetz - der Südautobahn - zum Wirtschaftspark Heiligenkreuz gleicht aber einer Reise nach Mekka.
WiBAG Vorstandsdirektor Franz Kast hat daher seine liebe Not, Unternehmens-ansiedelungen hierher zu bringen. "Derzeit setzt die WiBAG ein umfassendes Vermarktungskonzept für die Verwertung des Businessparks Heiligenkreuz um. Im Businesspark stehen rund 54 Hektar voll aufgeschlossene Betriebsan-siedlungsflächen mit hochwertiger Infrastruktur für Betriebsansiedlungen zur Verfügung. Ein essentieller Nachteil in der Vermarktung des Businessparks Heiligenkreuz ist, dass er über keine optimale Verkehrsanbindung verfügt. Das hat negative Auswirkungen auf die Unternehmen, die im Businesspark bzw. in der gesamten Region angesiedelt sind, auf die Ansiedlungen von neuen Unternehmen im Businesspark, auf die Arbeitsplatzsituation des Südburgenlandes und damit auch auf die Wertschöpfung der Region," so Franz Kast.
Jede weitere Verzögerung des Ausbaus der Infrastruktur im Südburgenland birgt die Gefahr des Verlustes vieler Arbeitsplätze und der Verhinderung von Betriebsansiedelungen in sich. Die Abwanderung, besonders der jungen Bevölkerung - in noch stärkerem Ausmaß als bereits jetzt - wird eine unausweichliche Folge daraus sein.
"Die Bundespolitik ist daher dringendst gefordert, raschest die nötigen Schritte zu setzen," fordert IV Vize Bernd Zauner. „Wir wollen unsere Landespolitik mit aller Kraft unterstützen, damit das Thema „Südburgenland“ im Infrastrukturministerium und bei der ÖBB endlich ernst genommen wird“
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