Psychische Gewalt
Die „unsichtbare“ Gewalt an Frauen

Erniedrigungen, Abwertungen und Schuldzuweisungen sind typische Anzeichen für psychische Gewalt.  | Foto: detailblick/Fotolia
  • Erniedrigungen, Abwertungen und Schuldzuweisungen sind typische Anzeichen für psychische Gewalt.
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Psychische Gewalt wird von der Gesellschaft selten ernst genommen. Sie nimmt aber zu.

REGION. Nicht für alle ist Weihnachten ein Fest der Liebe und Freude. Alkohol, Stress und zu hohe Erwartungen an die Familie sind unter anderem vermehrt Auslöser für häusliche Gewalt an Frauen. Das Nervenkostüm ist rund um die Weihnachtsfeiertage besonders dünn, Emotionen schlagen daher öfter in Gewalt um. „Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Es gibt fast kein Miteinander mehr und auch die Form des in Kontakt Tretens hat sich gewandelt. Außerdem ist eine Distanzierung zur eigenen Person bemerkbar, wodurch manche die Grenzen des Gegenübers nicht spüren und respektlos werden. Respektlosigkeit kann im alltäglichen Leben sehr rasch in Gewalt abgleiten“, sagt Christine Baumgartner, Geschäftsführerin und Beraterin des Frauennetzwerks Linz-Land.

„Deutlicher Anstieg von psychischer Gewalt“

Ist von Gewalt gegen Frauen die Rede, denken die meisten an körperliche Gewalt wie blaue Flecken, Schläge, Platzwunden oder auch an Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe. Dabei darf auch psychische Gewalt keinesfalls außer Acht gelassen werden. „Obwohl ich in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg von psychischer Gewalt bemerkt habe, wird sie von der Gesellschaft viel zu selten ernst genommen. Oft wird auch gerne darüber hinweggesehen und lieber nichts dazu gesagt oder Hilfestellung gegeben“, weiß Baumgartner. Oft merken Frauen gar nicht, dass sie psychischer Gewalt ausgesetzt sind. Manchmal dauert es Jahre, bis sie die Verhaltensmuster des Partners als unnormal werten können. „Der Einstieg beginnt meist mit ‘er verbietet mir, das Haus zu verlassen‘, ‘ich werde ständig kontrolliert wo ich hingehe‘, ‘ich soll alle meine sozialen Kontakte abbrechen‘ oder ‘er kontrolliert ständig mein Handy und nimmt es mir weg‘. Gefolgt von Einschüchterungen und Drohungen wie ‘dir glaubt sowieso niemand‘ und ‘wenn du mich verlässt, tue ich mir etwas an‘. Wenn jemand ständig aufbrausend und aggressiv ist, dann stellt das meist auch eine Vorstufe dar. Die nächste Stufe wird folgen – er schlägt zu. Danach kommen wieder Entschuldigungen und alles beginnt von vorne“, erklärt die Beraterin.

„Normales“ Familienbild

Dennoch gibt es viele Frauen, denen bewusst ist, dass sie ein Opfer häuslicher Gewalt sind. Warum sich viele nicht trauen, darüber zu sprechen, hat verschiedene Gründe. Baumgartner: „Manche schämen sich, für einige ist es wiederum ein ‘normales‘ Familienbild, da sie wahrscheinlich seit ihrer Kindheit mit Gewalt konfrontiert sind. Viele Frauen glauben oder hoffen auch, dass sich alles ändert oder sind von ihren Partnern abhängig. Einige halten die Beziehung oft jahrelang für ihre Kinder aus.“ Neben der Unterstützung für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, bietet das Frauennetzwerk in Enns auch Bildungs-, Berufs- und Laufbahnberatung, Beratung in schwierigen Lebenssituationen, Besuchsbegleitung, Erziehungsberatung und Scheidungsberatung an. „Frauen können sich mit allen möglichen Problemen an uns wenden“, sagt die Beraterin. Jede Frau kann von Gewalt betroffen sein, egal welche Altersstufe, Schicht oder Religion. Auch wenn es schwerfällt, ist es wichtig, das Schweigen zu durchbrechen und sich Hilfe und Beratung zu holen. Es gibt immer Wege aus der Gewalt.

Hilfe in Notlagen

Polizei: 133 oder 112
Frauenhelpline: 0800/ 222 555

Frauennetzwerk Linz-Land
Tel.: 0664 / 731 751 73
Kirchenplatz 3, 4470 Enns
Mo, Di und Do, 9 - 13 Uhr
Mi, 14 - 18 Uhr
frauennetzwerk-linzland.net

Gewaltschutzzentrum OÖ
Stockhofstraße 40 (Eingang Wachreinergasse 2), 4020 Linz
Tel.: 0732/ 607 760
Mo bis Fr, 9 - 13 Uhr; Di und Do, 9 - 20 Uhr;
gewaltschutzzentrum.at/ooe

Autonomes Frauenzentrum
Starhembergstraße 10, 2. Stock, 4020 Linz
Tel.: 0732/ 602 200
Facebook: aFz autonomes frauenzentrum
frauenzentrum.at

Frauenhaus Linz
Tel.: 0732/ 606700
Postfach 1084, 4021 Linz
frauenhaus-linz.at

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