Denkmäler in Enns
Erinnerungen in Stein gemeißelt
ENNS. Anlässlich des „Tages des Denkmals“ am 25. September hat sich die BezirksRundschau auf die Spuren fast vergessener Zeiten gemacht und wurde an so manch blutige Gräueltat und tapfere Helden erinnert.
Sudetendenkmal in Enns
1918 riefen etwa 8,5 Millionen Tschechen und Slowaken die „Tschechoslowakische Republik“ aus und das tschechische Militär besetzte die rein deutschen Randgebiete der böhmischen Länder. „Die 3,3 Millionen Deutschen, die 800.000 Ungarn und die 700.000 anderen Minderheitsangehörigen wurden nicht danach gefragt, ob sie das wollten“, weiß Norbert Fischer, Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bezirksgruppe Enns/Neugablonz-Steyr. Am 4. März 1919 wurden Hunderte Menschen verwundet sowie 54 Männer, Frauen und Kinder bei friedlichen Demonstrationen für ein Selbstbestimmungsrecht und den Verbleib in Österreich im Kugelhagel der Soldaten getötet. Angesichts dieser grausamen Exzesse wollten Tausende Sudetendeutsche nicht weiter unter tschechischer Gewaltherrschaft bleiben und flüchteten nach Österreich.
Stigmata des Krieges
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden über drei Millionen sudetendeutsche Landsleute von den Tschechen vertrieben, ermordet, in Arbeitslagern zu Tode geschunden und vergewaltigt. 1922 gründete man erste Heimatvereine, wie den „Sudetendeutschen Heimatbund Enns-Mauthausen“. Dieser errichtete 1932 zum Jubiläum des zehnjährigen Vereinsbestandes ein Mahnmal im damaligen „Kettenpark“, das 1962 an die alte Stadtmauer beim Schloss übersiedelt wurde. Im Jahre 2004 fand es seinen endgültigen Platz im Ennser Schlosspark. Jedes Jahr Anfang März, findet ein Gedenktag zugunsten der unschuldig getöteten Opfer statt. Ein weiteres Denkmal, das sich in Enns finden lässt, ist einem Helden gewidmet, der lange Zeit als Verräter galt.
Bernardis-Denkmal in Enns
Am 20. Juli 1944 versuchten einige deutsche Offiziere, Hitler durch einen Bombenangriff zu beseitigen. Darunter Robert Bernardis, ein österreichischer Widerstandskämpfer und Oberstleutnant im Generalstab der deutschen Wehrmacht. Als einziger österreichischer Offizier in der kleinen Gruppe von Oberst Claus Schenk von Stauffenberg (Hauptleiter der Operation Walküre) spielte er bei dem Putschversuch eine bedeutende Rolle. Er war einer derjenigen, der die Kommandos telefonisch weiterleitete. Bernardis begann seine Karriere 1928 als Pionier in der Militärakademie in Enns. In der Zeit des Ständestaates sympathisierte er mit dem aufkommenden Nationalsozialismus. Während des Russland-Feldzuges bemerkte er jedoch, wie die Schutzstaffel (SS) Gräueltaten an den Juden verübte. Dieses Erleben prägte ihn und er beschloss, in den Widerstand zu gehen. Als er nach Berlin versetzt wurde und dort Stauffenberg kennenlernte, war sein Schicksal besiegelt. „Es war ausgezeichnet, wie Bernardis die Lage damals einschätzte. Er wusste, dass es so mit Hitler nicht mehr weitergehen konnte“, erzählt Militärsuperintendent Karl-Reinhart Trauner, Leiter der evangelischen Militärseelsorge in Österreich.
Ein Held wird geehrt
Wohl wissend, welche Gefahr für sein Leben bestand, arbeitete der Widerstandskämpfer an den Umsturzplänen gegen den Nationalsozialismus mit. Am Nachmittag des 20. Juli übernahm er die Weitergabe der Befehle, der Staatsstreich scheiterte jedoch und Bernardis wurde noch am selben Tag verhaftet. Am 8. August 1944 erhängte man ihn absichtlich langsam am Plötzensee. Im Jahr 2004 wurde anlässlich des 60. Jahrestages des Attentates ein Denkmal in der Towarek-Kaserne Enns errichtet. Man munkelt, dass Robert Bernardis damals selbst die Bombe gebastelt hatte.
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