Pferdeattentäter waren Drogenkonsumenten

ENNS. Die "Pfeilattacke auf zwei Pferde" in Kronstorf (die BezirksRundschau berichtete) beunruhigte in den letzten Wochen viele Gemüter in der Region. Bei den Ermittlungen zum Fall gelang den Beamten der Ennser Polizei ein besonderer Fang: Ein 20-jähriger Arbeitsloser aus Enns und seine 21-jährige Freundin sollen mehrmals in ein Warenlager einer Ennser Firma eingedrungen sein und unter anderem 100 Armbrüste samt Pfeilen gestohlen haben. Um die Beute einfach mal auszuprobieren, habe das Pärchen laut eigenen Angaben gemeinsam mit dem Bruder des 20-jährigen "Jagd" auf Tiere gemacht (Schaf in St. Valentin, Pferde in Kronstorf). "Bei dem mittlerweile festgenommenen Pärchen haben wir außerdem Drogen gefunden", sagt der zuständige Bezirksinspektor der Polizei Enns. Ob es sich dabei, wie angenommen, um die "Horrordroge" Crystal Meth handelt, könne man erst nach Abschluss der chemischen Analyse bestätigen. Auch lasse sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die jungen Leute ihre "Schießübungen" im Drogenrausch durchgeführt hätten. Ebenfalls vorige Woche wurde im Bezirk Perg ein mutmaßlicher Drogendealer festgenommen, der Crystal Meth unter anderem an Konsumenten im Bezirk Linz-Land verkauft haben soll. "Crystal Meth ist, wenn man so will, derzeit in Mode", so der zuständige Ennser Polizeibeamte. "In Summe ist die Zahl der Drogendelikte im Raum Enns aber ungefähr gleich geblieben."

Hysterie fehl am Platz
Auch der Ennser Streetworker Daniel Roithmair sieht keinen Anlass für eine Hysterie um die "Modedroge": "In unserer Jugendarbeit haben wir zwar mit einzelnen Fällen von Crystal-Meth-Konsum zu tun, doch sehen wir keine 'Szene' im Raum Enns." Lothar Rochade, Geschäftsführer des für das Ennser Streetwork verantwortlichen Vereins I.S.I., ergänzt: "Crystal Meth, vor dem im Internet mit Horrorfotos gewarnt wird, ist in der Tat eine Substanz mit hohem Abhängigkeitspotenzial und starken Symptomen wie Gewichtsverlust, Hautentzündungen oder Paranoia." Für die Jugendarbeit stelle sich die Frage, wie sie sich der Hysterie um "Crystal" und andere "Designerdrogen" ent-ziehen und sachliche Informationen geben könne. "Bei der Beratung zu psychoaktiven Substanzen im allgemeinen betonen wir bestimmte Fragen, die sich die jungen Konsumenten überlegen sollten", sagt Streetworker Roithmair. Solche Fragen seien: Was weiß ich über eine bestimmte Droge? In welcher Verfassung bin ich vor dem Konsum? Bleibt einer in der Gruppe nüchtern und achtet auf uns? Gibt es Stressfaktoren? "Oft berichten uns junge Leute, wie toll der Drogenrausch und die Erfahrungen waren", erzählt Roithmair. "In anderen Fällen haben sie den Wunsch, den Konsum aufzugeben. Dann suchen wir gemeinsam nach Lösungsideen, helfen den Jugendlichen beim Durchhalten und vermitteln sie an Suchtberatungsstellen." Wichtig seien Zuwendung und ein offenes Ohr anstatt Druck und einem "erhobenen Zeigefinger". Das gelte auch für Freunde und Angehörige. "Sonst erreicht man oft nur, dass sich der Freund oder das eigene Kind abwendet und immer mehr verschließt."