Migräne – das Gewitter im Kopf

Foto: Dr. Leopold Straßmayr
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BEZIRK (kut). Die Migräne zählt wie der Spannungs- und Clusterkopfschmerz zu den primären Kopfschmerzformen, das sind Kopfschmerzformen denen keine andere Erkrankung zugrunde liegt. Im Gegensatz dazu sind sekundäre Kopfschmerzen Folge einer anderen Erkrankung wie Bluthochdruck, Augenerkrankungen, Entzündungen, Erkrankungen der Zähne, Hirnblutungen, Schlaganfall, Tumore, usw.

An Migräne leiden ca. 10% der Bevölkerung. Sie ist typischerweise durch einen wiederkehrenden anfallartigen Verlauf gekennzeichnet. Die genaue Ursache der Migräne ist unbekannt. Es ist wahrscheinlich eine Kombination einer zeitweise auftretenden Gefäß- und Nervenstörung kombiniert mit einer erblichen Komponente und das Zusammentreffen von zusätzlichen auslösenden Faktoren. Bei Frauen tritt die Erkrankung dreimal so häufig auf als bei Männern. Am häufigsten kommt die Migräne zwischen dem zweiten und dem fünften Lebensjahrzehnt vor.
Typischerweise verläuft ein Migräneanfall in drei Phasen: Vorbotenphase, Kopfschmerzphase und Rückbildungsphase.
Vorbotenphase: Bei ca. einem Drittel der Migränepatienten kündigt sich die Migräneattacke bereits Stunden bis zu zwei Tage vorher in Form von Vorbotensymptomen an. Diese können sein z.B. auffallende Müdigkeit, Geräuschempfindlichkeit, häufiges Gähnen, Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel, ausgeprägte Stimmungsschwankungen.

Kopfschmerzphase: Der Migränekopfschmerz ist typischerweise gekennzeichnet durch eine meist einseitige Kopfschmerzattacke, die bis zu 72 Stunden anhalten kann. Der Schmerz hat einen pulsierenden, pochenden Charakter, so „als würde es den Kopf zerreißen“. Die Schmerzintensität ist mittelgradig bis hoch. Zusätzlich treten vegetative Symptome auf wie Übelkeit und/oder Erbrechen, Geräusch- und/oder Lichtüberempfindlichkeit. Seltener kommt eine Überempfindlichkeit auf bestimmte Gerüche vor. Weiters besteht allgemeines Krankheitsgefühl. Die Symptome werden durch körperliche Aktivität verstärkt.
Die gewöhnliche Migräne (Migräne ohne Aura) tritt ohne neurologische Begleitsymptome auf (ca. 80 % der Migränepatienten).

Bei der klassischen Migräne (Migräne mit Aura) treten zu den oben beschriebenen Symptomen zusätzlich reversible neurologische Symptome auf wie Sehstörungen (Lichtblitze, Wahrnehmen von bunten, schillernden, gezackten Linien, Flimmern), Gefühlsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühl), Sprachstörungen und selten auch Lähmungen. Diese Symptome treten langsam auf und halten meist zwischen 30 – 60 Minuten an. Während dieser Symptome bis spätestens eine Stunde später setzen die typischen Migränekopfschmerzen ein. Selten kommt es auch vor, daß die Kopfschmerzphase nach einer Aura nicht mehr auftritt.
Rückbildungsphase: Nach dem akuten Anfall nehmen der Kopfschmerz und die Begleitsymptome langsam ab. Der Patient fühlt sich müde, unkonzentriert und angespannt. Diese Phase kann bis zu 24 Stunden dauern.
Es gibt keine apparative Untersuchungsmöglichkeit um eine Migräne zu diagnostizieren. Der Arzt stellt vielmehr die Diagnose aufgrund eines diagnostischen Gespräches sowie einer klinisch - neurologischen Untersuchung. Apparative Diagnoseverfahren wie Computertomographie, Kernspintomographie oder Elektroenzephalogramm dienen primär dem Ausschluß einer anderen Kopfschmerzursache.

Therapie der Migräne:
Als Allgemeinmaßnahme im Anfall hilft vielen das Zurückziehen in einen abgedunkelten, geräuscharmen Raum. Schlaf und kühlende Kompressen sind sinnvoll.

Die meisten Patienten benötigen im Anfall aber zusätzlich eine medikamentöse Behandlung. Je nach Intensität und Ansprechen werden einerseits unspezifische schmerz- u. entzündungshemmende Mittel eingesetzt und andererseits spezifische Migränemedikamente. Die Pharmaindustrie hat in den letzten Jahren auf diesem Gebiet große Fortschritte erzielt. Hilfe ist möglich.
Um die Häufigkeit der Migräneattacken zu reduzieren sollte versucht werden, auslösende Faktoren aufzuspüren. Stress, unregelmäßiger Biorhythmus, Schlafmangel, Wetterschwankungen, Alkohol, Genuß bestimmter Lebensmittel (z.B. Käse, Schokolade, Rotwein,...), hormonelle Schwankungen und manche Medikamente sind typische Mitauslöser für Migräne. Vorbeugend werden moderate Ausdauersportarten, Entspannungsübungen, Yoga, autogenes Training, Stress– und Schmerzbewältigungstraining und regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus empfohlen. Auch Homöopathika, pflanzliche Medikamente und Akupunktur können die Anfallhäufigkeit reduzieren.

Einige typische Unterscheidungsmerkmale zu anderen Kopfschmerzarten:
Der Spannungskopfschmerz ist typischerweise gekennzeichnet durch beidseitige Kopfschmerzen und ist dumpf, drückend oder ziehend, er legt sich wie ein stählernes Band um die Stirn bzw. den Kopf. Er ist gekennzeichnet von leichter bis mittlerer Intensität und verstärkt sich nicht bei körperlicher Aktivität. Gelegentlich besteht auch eine Überempfindlichkeit auf Licht und Lärm. Typischerweise fehlen im Vergleich zur Migräne das allgemeine Krankheitsgefühl, der anfallsartige Verlauf und die ausgeprägte Schmerzverschlimmerung bei körperlicher Aktivität.
Der Clusterkopfschmerz ist gekennzeichnet durch heftige einseitige Schmerzen im Augen-Schläfenbereich. Der Clusterkopfschmerz tritt öfter täglich mit heftigen Schmerzattacken auf, die bis zu drei Stunden dauern können. Schmerzbeginn ist meist ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen oder in den frühen Morgenstunden. Diese Kopfschmerzphasen dauern zwischen vier und zwölf Wochen. Im Gegensatz zur Migräne haben Patienten mit Clusterkopfschmerz einen ausgeprägten Bewegungsdrang und kein allgemeines Krankheitsgefühl.

Migräne ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Sie verursacht unbehandelt für die Betroffenen hohen Leidensdruck und kann die Lebensqualität – beruflich und privat - deutlich mindern. Um so wichtiger ist es unklare Symptome rechtzeitig abzuklären und konsequent ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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