Kalt und regnerisch wie im April 1945
Bericht vom David-Hersch-Gedenkmarsch

Foto: Mauthausenkomitee Enns
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Rund 50 Teilnehmer:innen machten sich am 17. April auf den Weg, um mit 4 Stationen der Rettungsgeschichte von David Hersch nachzugehen. Wie damals war es regnerisch und kalt. Der US-Amerikaner und Journalist Jack Hersch war für eine Woche zu Gast in Österreich, um u.a. in vielen Schulen die besondere Rettungsgeschichte seines Vaters David zu erzählen.
David Hersch wurde als rumänischer Jude in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt. Er kam von einem Ghetto in seiner Heimat Dej in Rumänien im Sommer 1944 über Auschwitz nach Gusen, wo er im Steinbruch Zwangsarbeit leisten musste. Im Frühjahr 1945 wurden bei den Todesmärschen rund 22.000 Menschen aus Mauthausen 55 km zu Fuß nach Gunskirchen getrieben.

Die erste Station des Gedenkmarsches war auf dem Ennser Hauptplatz: David Hersch verbrachte nach seiner ersten Flucht am 6. April eine Nacht in der Gefängniszelle in der Gendarmerie, und wurde anschließend von zwei SS-Soldaten ins KZ Mauthausen zurück eskortiert. Der Name des Gendarms, der ihn einen Tag lang gut verpflegt hat, ist noch unbekannt. Der zweite Halt war an der Kreuzung Wienerstraße/ehem. B1, dort hat das Mauthausenkomitee Enns im Oktober 2022 ein Denkmal errichtet. Das ist auch der Ort, wo David zum ersten Mal die Flucht gelang.

Beim nächsten Todesmarsch am 16. April 1945 war seine Kraft in Kristein bei der Zuckerfabrik zu Ende. David Hersch wog nur mehr 36 kg und litt an Tuberkulose und Lungenentzündung. Er setzte sich beim Kristeinerbach an den Straßenrand und ein SS-Mann setzte ihm die Pistole an. Alle Gehunfähigen wurden auf der Stelle erschossen. Dennoch gelang es ihm, sich im Gebüsch zu verstecken. Der damals 20-jährige wurde dort von der Familie Ignaz und Barbara Friedmann in ihrem Haus versteckt und erlebte so die Befreiung im Mai 1945.

Bei der letzten Station beim ehemaligen Haus der Familie Friedmann in Kristein 57 erzählte sein Sohn Jack Hersch, ebenso durchnässt wie sein Vater 79 Jahre davor, dass er sein Leben dem Mut der Familie Friedmann zu verdanken habe.

Barbara Friedmann erzählte dazu dem Historiker Peter Kammerstätter in den 70iger Jahren folgendes : „Am Abend fuhr mein Mann mit seinem Pferdegespann, auf dem ein mit Erde geladener Schweinetrog lag, zum Versteck, um den Jungen nach Hause zu bringen. Die Erde wurde abgeladen, der Schweinetrog umgedreht und unter diesem wurde der KZler versteckt.“

Die ganze Fluchtgeschichte seines Vaters und seine Recherchen dazu hat Jack Hersch in einem Buch herausgegeben, das in der deutschen Ausgabe im Ennser Museum erhältlich ist.
Zum Abschluss der Veranstaltung des Mauthausenkomitee Enns fand bei der Basilika Enns-St. Laurenz das Gedenken an die Opfer der Todesmärsche statt. 87 in Enns Ermordete waren dort in Massengräbern bestattet, David Hersch war der Einzige, der in Enns gerettet wurde und so überleben konnte.

Foto: Mauthausenkomitee Enns
Foto: Mauthausenkomitee Enns
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