Bitte nicht!
Liebe Eltern,
ihr seid sicher so aufgeregt wie eure Kinder, so vor Schulbeginn. - Man wird euch in
der Schule alles Nötige erklären, sodass die Aufregung spätestens in den ersten
Septembertagen der Freude weicht. Hoffentlich wird man euch auch erklären, wie
ihr euren Kindern das Leben erleichtern könnt - nämlich indem ihr einiges
konsequent nicht unternehmt.
Was meine ich damit? - Der Lehrstoff ist nicht von Sadisten und Stümpern,
sondern von kinderfreundlichen Fachleuten erstellt. Er ist so gestaltet, dass ein
durchschnittlich begabtes Kind mit einigem Interesse damit allein zurecht kommt.
Belügt nicht eure Kinder, indem ihr vorgaukelt, Schule wäre sowas von lustig und
spaßig. Schule und Lernen sind Arbeit, die durchaus manchmal lustig sein kann, es
muss aber nicht immer Spaß dabei sein. Trotzdem können die Kinder lustvoll dem
nächsten Schultag entgegen sehen, wenn sie etwas begreifen: Es ist schön und
beglückend, am Abend sagen zu können, dass man viel gescheiter ist als noch am
Morgen - und vor allem, wenn sie von ihren Eltern und ihrer Umgebung abschauen
konnten, dass die Welt riesig und schön und voller spannender Geheimnisse ist, die
es lohnt, zu erforschen. Weckt das Interesse eurer Kinder!
Das vorgelebte Beispiel ist das beste Erziehungs- und Unterrichtsmittel. Tut daher
bitte nichts, was ihr an euren Kindern kritisieren müsstet. Hängt nicht ständig am
Smartphone. Geht Meinungsunterschieden nicht schweigend, vielleicht schmollend
aus dem Weg, sondern besprecht es freundlich. Geht nicht diagonal über die
Kreuzung. Seid nie unfreundlich, auch dann nicht, wenn die Warteschlange lang
oder der Verkäufer sehr langsam ist. - Wenn die Kinder so konditioniert in die
Schule kommen, werden sie geachtet, gemocht; dann fühlen sie sich besser, gehen
lieber hin und lernen freudiger.
Verfallt nicht in Panik, wenn nicht alle Leistungen euren Erwartungen entsprechen.
Kinder entwickeln sich verschieden schnell, haben verschiedene Schwerpunkte, man
kann sie nur bedingt miteinander vergleichen - deswegen gibt es in den ersten
Schuljahren übrigens keine Noten. Lasst die Kinder unbedingt selbständig - allein -
arbeiten. Helft ihnen bitte nicht bei der Hausübung. Dadurch würden die Kinder
nur lernen, dass sie zu dumm dafür wären und dass es eh jemanden gibt - die Eltern
und später die teure Nachhilfe - die für die Hausübung einspringen. Das ist doch
keine Hilfe!
Lasst euch lieber erzählen, was so in der Schule geschieht. Verfolgt mit Interesse
ihr Tun und Erleben. So werden sie selbständig und allein, aber nicht einsam
agieren.
Lobt sie bei jedem noch so kleinen Erfolg, das motiviert zum selbständigen
Weitermachen. Zeigt, dass ihr darauf vertraut, sie könnten allein und richtig
die Aufgaben erledigen. Es sind übrigens ihre - und nicht eure - Aufgaben!
Helft ihnen auf eine erwachsene Weise, indem ihr eine wissens-affine Atmosphäre schafft, Bücher und Zeitungen lest und so ihre Einstellung früh prägt.
Ermuntert sie, bei Unklarheiten die Lehrer zu fragen. Lehrer sind glücklich, wenn sie gefragt werden, denn das ist der Beweis dafür, dass die Kinder aufgepasst haben
und sich mit dem Thema auseinander setzen. Lehrer werden ja dafür bezahlt, dass sie gern auch öfter etwas erklären!
Wenn es trotzdem einmal schlechte Noten gibt, dann denkt daran, dass ihr seinerzeit
wahrscheinlich auch nicht immer nur Glanzleistungen vollbracht habt.
Natürlich nützt all das nicht viel, wenn das Kind in der Schulstunde nicht aufpasst
und/oder zuhause während des Hausübung-Lernens und -Schreibens Musik hört,
mit dem Hund spielt, telefoniert usw. Auf diese Weise kann man den ganzen
Nachmittag, ja das ganze Schuljahr verplempern. Man glaubt dann, es hätte soo viel
H.Ü. gegeben und der Stoff wäre soo schwer - dabei hat man es bloß nicht
vernünftig und effizient angegangen.
Erklärt euren Kindern, dass es ein gesunder Egoismus ist, in der Schule aufmerksam zu sein und die Aufgaben zuverlässig zu erledigen, denn nachher kann man sich mit gutem Gewissen anderem zuwenden.
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