DAS GEWAND - ANNO DOMINI 65 … Eine Kurzgeschichte
Sie ließen seine Gedanken erstarren, die dunklen, schweren Gebilde, bedrohlich am Himmel kreisend und scheinbar zum Greifen nah, als der Unbeugsame sich ein letztes Mal aufbäumte um dann für immer zu verstummen. Spurius Crispus, Optio Carcerius des kaiserlichen Tullianus, hatte den Auftrag noch heute seinem Herrn vom Tode des Verurteilten zu berichten. Er winkte seine Männer beiseite und näherte sich zweifelnd dem leblosen Körper. War es wirklich jener Mann gewesen, der die Gruppe des Jeshuas aus Nazareth angeführt hatte? Diese Sekte die sich Christen nennen und in nur einem Gott ihr Auskommen finden. Was wäre schon dabei auch ihn in die Reihe der römischen Heilbringenden einzuordnen?
"Du wolltest also sterben wie dein Herr, das hättest du dir vom Imperator nicht erbitten dürfen."
Die starr geöffneten Augen stierten Spurius entgegen, als im selben Moment zwei gewaltige Blitze die Hinrichtungsstätte erleuchteten. Ein mächtiger Sturm und starker Regen folgten binnen weniger Sekunden und kleine Bäche begannen sich ihren Weg den Hügel hinab zu bahnen. Beunruhigt verfolgte der Optio die grellen Lichter, die das am Kopf stehende Kreuz in seiner eigentlichen Form, wieder und wieder, auf den nassen, lehmigen Boden spiegelten.
"Imperator!", stieß er hervor, als er in die blutwässrige Pfütze blickte, in der er nun stand.
"Warum musste dieser Mann sterben, so wie all jene, denen du deinen Irrsinn zur Last gelegt hast? Sieh nur den Zorn der Götter, oder eben des Einen an den sie gedenken. Im Zirkus hast du ihn aufgegriffen, als er ihnen mit seinen Worten nur Mut zusprechen wollte. Die Hoffnung an ein Leben danach."
Augenblicklich rief Spurius Crispus seine Wachen herbei und befahl Ihnen den Mann vom Kreuze zu nehmen.
"Oh ja, Nero, du wirst in die Geschichtsbücher eingehen, aber nicht wie er, dessen Leichnam ich jetzt der Gemeinschaft zurückbringen werde. Sein Tod wird den seines Herrn noch zu viel Größerem verhelfen, während du nur als Brandstifter Roms in Erinnerung bleibst!"
Das Sagum um die nackten Stellen des Toten gewickelt, hob er ihn auf und trug ihn an den anderen vorbei, die ihn nicht daran hinderten, sein Vorhaben zu vollenden.
Ein Häufchen Knochen in einer Mauernische, inmitten einer römischen Totenstraße, im Zentrum der konstantinischen Planung seiner Basilika. Die Reste eines purpurfarbenen Stoffes, womöglich das Gewand (Sagum) unseres Spurius Crispus? Gefunden im Jahre 1942, nach Grabungen ab 1939 zur Erweiterung der unterirdischen Grotten des Petersdoms.
Das Petrusgrab, nur Mythos der römisch-katholischen Kirche oder aber mehr? Vielleicht hat es sich ja wirklich so zugetragen wie in meiner Geschichte, die womöglich "Geschichte" ist.
Frohe Ostern wünscht Ihr/Euer Norbs
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