5 Minuten: Alles wird wieder gut
WIEN. Es gibt Tage, da wünscht man sich, man wäre einfach liegen geblieben. Meistens fangen diese mit einem Wecker an, der einfach vergisst einen zu wecken. Das ist mir kürzlich passiert. Damit laufe ich den ganzen Tag einer vermeintlich verlorenen Stunde hinterher – natürlich ohne diese Zeit auch wirklich zu finden.
Das passierte mir auch vor kurzem. Schnell zog ich mein sommerliches Outfit an – und hoffte, den herbstlichen Temperaturen so Paroli bieten zu können. Dass dies vergeblich war, wurde mir mit dem ersten Schritt auf die Straße klar. Aber keine Zeit, schließlich muss ich eine verlorene Stunde wieder aufholen. Wenn man friert läuft man schneller, tröstete ich mich.
Mit einem Blick zum Himmel, verdüsterten sich auch meine Gedanken: Da waren schon sehr viele Wolken. Und wirklich: Weit vor meinem Büro begann es Schusterbuben zu regnen, wie meine Oma gerne sagte. Verzweifelt versuchte ich mit einem Sackerl über dem Kopf das Nass von mir abzuhalten. Wen wundert’s: Vergeblich.
Nach fünf Minuten war ich durchnässt und gab es auf. Als ich mich schon meiner Verzweiflung ergeben hatte, machte ich noch einen Schritt – und stand mit meinen Halbschuhen bis über den Knöcheln in einer Pfütze.
Am liebsten wollte ich losschreien, als ich ein helles Lachen hörte: Ein Kind hat mich beobachtet und meine clownesken Bemühungen, trocken zu bleiben lösten bei dem Mädchen einen Lachkrampf aus. Während ich noch überlegte, ob ich lachen, weinen, schreien oder weglaufen sollte, kam die Kleine zu mir. Mit der Linken hielt sie ihren Regenschirm salopp über die Schulter und mit der rechten hielt sie mir eine kleine Tafel Schokolade entgegen: "Die macht alles wieder gut, sagt meine Mama." Verdutzt bedankte ich mich, stärkte mich an der Schokolade und pfiff auf die verlorene Stunde.
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