Ahmad und Ali: "Rettung in letzter Minute"
Mit der bz einfach näher dran: Ahmad (23) und Ali (27) wurden vom Wiener Landtagspräsidenten Harry Kopietz für ihre Zivilcourage geehrt. Sie retteten eine Frau aus dem Donaukanal.
WIEN. Die Minuten im kalten Wasser haben sich wie Stunden angefühlt. Noch dazu zerrte die starke Strömung an uns dreien, sodass es zur Herausforderung wurde, nicht den Halt zu verlieren. Ali sprang zuerst hinein, als wir sahen, dass jemand im Donaukanal treibt. Die Frau konnte sich kaum halten und wurde immer wieder unter das Partyschiff gedrückt, weil sie nicht wirklich gut schwimmen konnte. Die Strömung zerrte gnadenlos an ihr. Wir harrten mit ihr gemeinsam aus, denn als Nichtschwimmer könnten die wenigen Meter ans Ufer in einer Katastrophe enden. Ich zitterte am ganzen Körper. Trotzdem stieg die Frau zuerst in das Rettungsboot, denn wer weiß, wie lange sie schon im 16 Grad kalten Wasser dümpelte. Im Spital stellte man fest, dass die Frau unterkühlt, aber gesund geborgen werden konnte. Normalerweise gibt mir Wasser ein Gefühl von Heimat, doch dieses eine Mal war das nicht der Fall.
Als ich 2014 aus Syrien in Niederösterreich angekommen bin, habe ich sofort begonnen, Deutsch zu lernen. Unterstützt wurde ich dabei vom Verein Springboard. Schnell beherrschte ich die Sprache so gut, dass ich als freiwilliger Dolmetscher den ankommenden Flüchtlingen bei der Verständigung helfen konnte. Die Helfer, denen ich dabei begegnet bin, ließen durchblicken, was alle Österreicher und ganz besonders die Wiener auszeichnet: ihre Menschlichkeit und Nächstenliebe. Doch was mir während der Rettung im Donaukanal bewusst wurde: Oft schauen sie hin, aber handeln nicht.
***Lesen Sie alle Geschichten der Wiener der Woche auf unserer Themenseite.
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