Ein Volksbischof, der das Land liebt

Der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz im Garten des Stiftes St. Georgen am Längsee, das er als einen persönlichen Ort der Kraft für das
WOCHE-Interview anlässlich seines Jubiläums
ausgewählt hat | Foto: Gert Eggenberger/KK
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  • Der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz im Garten des Stiftes St. Georgen am Längsee, das er als einen persönlichen Ort der Kraft für das
    WOCHE-Interview anlässlich seines Jubiläums
    ausgewählt hat
  • Foto: Gert Eggenberger/KK
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WOCHE: Vor genau 10 Jahren erfolgte Ihre Amtseinführung als Kärntner Bischof. Sie kamen aus Niederösterreich – nach Kärnten, das ja nicht gerade als „heiliges Land“ gilt …
Bischof Schwarz: Kärnten hat eine sehr differenzierte Ausprägung der Frömmigkeit. Es gibt kirchliche Großereignisse, an denen jeder Kärntner teilnimmt. Das gibt es in Niederösterreich nicht. Die Kärntner Religiosität zeigt sich in Südkärnten etwa in den slowenischen Liedern.

Die Frömmigkeit wird ja nicht immer so eng gesehen – eine typische Kärntner Hochzeit wird ja mit einem oder zwei Kindern gefeiert.
Es wäre schön, wenn das heute auch noch so wäre. Ich sehe eher, dass laut Statistik in Kärnten weniger Kinder da sind als in anderen Bundesländern.

„Kärntner Hochzeit“ – aus Ihrer Sicht kein Problem?
Es ist für Kinder das Schönste, wenn sich die Eltern einander die Zukunft versprechen und diese auch veröffentlichen – sei es vorm Standesamt oder am liebsten ist es mir natürlich in der Kirche.

Sie mögen Kärnten?
Ich liebe das Land wegen der Schönheit der Landschaft und der Offenheit der Menschen sehr und ich habe immer das Gefühl, dass ich in einem Urlaubsland arbeite.

Die Kirche ist sehr hierarchisch geprägt, Sie begegnen den Menschen auf Augenhöhe. Das ist ungewöhnlich.
Man kann heute das Amtliche nur personal vertreten. Anders geht es nicht. Ich verstehe mich als Seelsorger für die 400.000 Katholikinnen und Katholiken. Die Leute haben oft großen Respekt und freuen sich, wenn ich auf sie zugehe.

Das hat Ihnen das Attribut des Volksbischofs eingebracht.
Wir sind die Kirche des Volkes, keine abgehobene Elite. Ich will ein Bischof des Volkes sein.

War das Amtsverständnis früher nicht viel autoritärer?
Früher gab es einen anderen Umgang mit Autoritäten. Heute ist der Papst oder ein Bischof den Leuten medial näher als der eigene Pfarrer. Von daher erwarten sie, dass ich auf sie zugehe. Das hat sich heute durch die Medienwelt verändert.

Der Priestermangel bleibt in Kärnten latent.
Das ist eine ganz große Sorge ...

... es gibt nur wenige Kärntner im Priesterseminar. Wann kommt eine Trendwende?
Ich glaube daran. Die Leute suchen heute für ihre Lebensdeutung verschiedene Geschichten. Wir haben heute kein Monopol mehr auf Lebensdeutung. Wir müssen nur konsequent dranbleiben, dann werden sie sich bei uns wieder andocken. Die Phase ist schwierig, aber wenn wir durchhalten, können wir das schaffen.

Die Kirche setzt sich durch?
Die Kirche hat einen langen Atem. Wir haben tiefe Geschichten der Mystik und Spiritualität, die sich seit 2.000 Jahren bewährt haben. Nach innen hin müssen wir versuchen das Konzept verstärkt zu leben.

Daher haben Sie jüngst Leitziele ausgegeben, wo Sie in fünf Jahren sein wollen?
Das Leitbild heißt „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein“. Die Verantwortungsträger in dieser Kirche werden mit mir Halt und Orientierung geben. Wir wollen unsere etwa 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als starke Verbündete gewinnen. Es gibt eine Vielfalt der Zugänge zum christlichen Glauben. Wenn wir den Menschen nahe sind, sind wir ein besseres Vorbild. Und Vorbilder stellen das Leben in Frage.

Wann startet der Prozess?
Gestartet wurde der Sinn-Prozess, der kein Strukturprozess ist, letzte Woche. Einen großen Strategieprozess beginnen wir im Herbst.

Letztes Jahr flüchteten die Menschen in Folge des Missbrauchsskandals geradezu aus der Kirche, wie entwickelt sich die Austrittszahl heuer?
Voriges Jahr war es extrem, ich hoffe, wir kommen heuer unter das Niveau der Jahre zuvor.

Auch der Kirchenbeitrag verschreckt manche. Ist der in Stein gemeißelt?
Er ist ein Solidarbeitrag, den das Kirchenvolk selbst vorschlägt. Wir brauchen sicher zusätzliche, andere Einnahmequellen. Wir brauchen ein neues Fund-raising für die Kirche. Bei Renovierungen geben die Leute viel dazu. Ich hoffe jetzt, dass ganz Kärnten über den Kirchenbeitrag hinaus die Renovierung des Maria Saaler Doms mitträgt.

Eine Front der Hilfe für Maria Saal wie in Mariazell?
Wenn das so wie in Mariazell wird, wäre das mein größter Wunsch. Maria Saal ist ein Kärntner Heiligtum. Das Bundesdenkmalamt macht deutlich, dass wir jetzt was machen müssen. Da wird hoffentlich auch die öffentliche Hand etwas beitragen.

Der Landeshauptmann hat bei einer Begegnung mit dem Papst eine Einladung an Benedikt XVI. ausgesprochen – ist ein Kärnten-Besuch des Papstes realistisch?
Ich freue mich immer wenn der Papst kommt. Aber Einladungen müsste die Bischofskonferenz aussprechen. Aber da ist nichts geplant.

Sie sind erst 59. Mit 75 müssen Bischöfe ihr Rücktrittsgesuch beim Papst einreichen. Werden Sie das noch als Kärntner Bischof tun?
Ich hoffe. Ich bin leidenschaftlich gerne hier.

Autor: Uwe Sommersguter

Der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz im Garten des Stiftes St. Georgen am Längsee, das er als einen persönlichen Ort der Kraft für das
WOCHE-Interview anlässlich seines Jubiläums
ausgewählt hat | Foto: Gert Eggenberger/KK
Bischof Alois Schwarz im Gespräch mit WOCHE-Chefredakteur Sommersguter | Foto: Gert Eggenberger/KK
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