„Heute weiß ich, wo Sparen gefährlich ist“
Die Kabeg-Chefin Ines Manegold über Ende des Sparens und die Dörfler-Forderung.
WOCHE: Welche Themen stehen 2012 im Mittelpunkt?
MANEGOLD: Wir haben sensible, Kabeg-übergeifende Themen. Das große Thema Patientenzufriedenheit etwa. Die Budgetkontrolle und das Steuern über Zahlen. Es ist unser Anspruch, täglich ein bisschen besser zu werden.
Stehen die Pavillons auf dem vorhandenen Klinikum-Gelände leer – in einen davon sind Sie ja übersiedelt, in die frühere plastische Chirurgie?
Die Gebäude stehen nicht leer, sondern sind teilbewohnt. Das ist eine große Problematik. Es gibt auch Kooperationsgespräche mit der FH, die entweder baut oder den Altbestand nutzt – das ist noch nicht ganz klar. Wir müssen jedes einzelne Gebäude nachnutzen – oder abreißen. Aber das kostet nicht wenig Geld.
Wie viel Geld wird heuer in Villach investiert?
Etwas mehr als 40 Millionen Euro. Wir haben uns vorgenommen, die Fehler von Klagenfurt nicht nochmals zu machen – etwa die Verkehrsflächenplanung.
In Wolfsberg?
Rund 20 Millionen – es sind große Summen. Und in Klagenfurt sind es in der Chirurgie Ost rund 25 Millionen, die in die Hand genommen werden.
Die Kabeg hat vor geraumer Zeit kaum mehr Kredite bekommen, springt jetzt das Land ein?
Wir haben das ganze Kreditmanagement verändert und geben Anleihen aus. Zudem haben wir einen Mitarbeiter gewonnen, der ausschließlich mit der Optimierung der Verbindlichkeiten beschäftigt ist. Er hat uns schon einen Millionenbetrag gespart – ohne dass wir den Patienten nur einen Cent wegnehmen.
230 Millionen zahlt 2012 das Land für den Kabeg-Abgang?
Darauf ist die Finanzplanung ausgerichtet, mit einem ausfinanzierten Stellenplan. Das war in den letzten Jahren nicht immer der Fall.
Das Personal wird reduziert?
Im Bereich der Ärzte haben wir im Klinikum nicht vermindert, sondern sogar drei, vier draufgelegt. Insgesamt wird der Personalstand durch natürlichen Abgang etwas vermindert.
LH Dörfler forderte in der WOCHE, die Kabeg müsse von der Managersprache zur Menschensprache.
Ich nehme das als gute Kritik, noch mehr in die Kommunikation zu gehen. Die letzten zwei Jahre waren harte Arbeit, da sind manche Gespräche auf der Strecke geblieben. Es ist ok, sich das sagen zu lassen. Andererseits sind wir in den Kosten deutlich unter den Planungen. Da war Anpacken angesagt und nicht das intensive Diskutieren mit Mitarbeitern.
LH Dörfler will sich den Sorgen am Klinikum widmen …
Ich finde das absolut positiv. Das Thema Gesundheit geht uns alle an.
Gefällt Ihnen der Ruf als harte Managerin?
Ich habe mehrere Sanierungsjobs hinter mir und weiß, dass das nicht immer lustig ist. Harte Sanierung hätte ganz anders ausgesehen und wäre unter den Rahmenbedingungen nicht gegangen. Ich würde das heute auch nicht mehr machen.
Haben Sie sich entwickelt?
Natürlich, ich weiß heute, wo Sparen endet, weil es gefährlich wird. Es ist gut, wenn man eine kleine Reserve hat – niemand weiß, wie sich Wirtschaft und Politik entwickeln. Ich weiß sehr wohl, es geht noch einiges, was möglich wäre – aber dann nur unter dem Verlust des Standards von heute.
Wie weit sind die Reformen?
Wir haben die ersten großen Schritte gemacht – wir sind ein Drittel bis zur Hälfte den Weg gegangen.
Was ist dran an den Horrormeldungen, dass Spitzenärzte das Klinikum reihenweise verlassen?
Drei bis vier Prozent Fluktuation sind keine Horrormeldung. Wir hatten eine Situation, als drei Ärzte zeitnah aus einer Abteilung gegangen sind – sie waren umgehend ersetzt. Wir legen jetzt auch unseren Fokus darauf, perspektivisch für die nächsten zehn Jahre Fachärzte für uns und den extramuralen Bedarf selbst auszubilden. Damit starten wir in den nächsten Monaten.
Wie gehen Sie mit dem Spitzel-Skandal um?
Dazu ist alles gesagt.
Autor: Uwe Sommersguter
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