Borkenkäfer
Käfer setzt dem Wald zu

Diese Fichte ist bereits vom Borkenkäfer befallen. | Foto: Privat
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  • Diese Fichte ist bereits vom Borkenkäfer befallen.
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Als besorgniserregend bezeichnen Experten die Borkenkäferentwicklung in den heimischen Wäldern.

BEZIRK FELDKIRCHEN. Besorgt blickt der Obmann der Kärntner Holzstraße Günter Sonnleitner auf die aktuelle Borkenkäferentwicklung. "Besonders in tieferen Lagen unter 1.000 Metern Seehöhe – aktuell aber auch schon darüber – sind nahezu alle Waldflächen zumindest im Anfangsstadium vom Fichtenborkenkäfer befallen", sagt Sonnleitner.

Im Bezirk sichtbar

"Hunderte befallene Bäume leuchten mit den hellroten Kronen auch in unserem Bezirk. Dabei gilt zu beachten, heute ein Käferbaum, morgen sind es zehn, übermorgen 100 oder gar mehr als 1.000 Bäume, die betroffen sind. Dann ist die Käferkatastrophe nicht mehr aufzuhalten." Der Waldexperte gibt zu bedenken, dass Sturm, Steinschlag, Muren, Lawinen & Co. die öffentliche Infrastruktur und damit den Lebensraum gefährden, wenn es keinen klimafitten Wald mehr gibt.

Geschwächtes Ökosystem

"Nach jedem Sturm, dem Dutzende Bäume zum Opfer fallen, findet der Borkenkäfer durch geschwächte Bäume ideale Lebensbedingungen und vermehrt sich überproportional rasant. Ein Borkenkäfermännchen mit mehreren Weibchen kann bei idealen Bedingungen mit mehreren Generationen jährlich über 30.000 Jungkäfer produzieren." Untersuchungen würden belegen, dass 100 Borkenkäfer selbst die stärkste Fichte zu Fall bringen. Tausende und Millionen zerstören ganze Waldlandschaften, das sei in Oberkärnten bereits sichtbar. "Für aufmerksame Naturbeobachter ist diese Entwicklung auch im Bezirk Feldkirchen unübersehbar", fügt Sonnleitner an. Er erklärt, dass befallene Bäume verhungern, weil durch die Borkenkäferentwicklung und das Fraßbild der Käferbrut die Nährstoffversorgung des Baumes unterbunden wird. "Zuerst verlieren die Bäume – bei noch grüner Krone – ihre Rinde und verfärben sich. In wenigen Wochen wird ihre Krone leuchtend rot. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits alle Jungkäfer ausgeflogen und haben Nachbarbäume befallen. Die Borkenkäferkalamität ist nicht mehr aufzuhalten." Durch den Klimawandel würden sich nicht nur die Lebensbedingungen für Mensch und Tier, sondern auch jene der Bäume verändern. "Menschen können bei Bedarf ihren Standort wechseln. Bäume hingegen sind standortgebunden. Es dauert sehr lange, bis sie sich an Veränderungen anpassen."

Achtsamkeit als Basis

Achtsam zu sein und im Bedarfsfall schnell zu reagieren, empfiehlt die Leiterin der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach des BFW, Anna-Sophie Pirtscher, Waldbesitzern. "Nach den Unwettern heuer sollte Fichten-Schadholz, welches besonders attraktiv für den Borkenkäfer ist, rasch aufgearbeitet und aus dem Wald transportiert werden", so Pirtscher. "Auch regulär genutztes Holz muss zeitnahe entfernt werden. Jetzt im Herbst ist es wichtig, stehende Käferbäume vor Ausflug des Käfers zu finden und aufzuarbeiten, sodass der Wald ,sauber' in den Winter geht. Genau diese Eier, Puppen und Larven von Borkenkäfern überdauern in der Rinde und sind die ersten, die im Frühjahr ausschwärmen und die nächsten Generationen begründen." Generell sei es für Waldbesitzer wichtig ihren Wald zu kennen und regelmäßig zu kontrollieren. "Je schneller Borkenkäferbefall erkannt wird, desto schneller kann reagiert werden. Das ist nicht nur für den eigenen Wald relevant, sondern auch für Nachbarn. Natürliche Gegenspieler des Borkenkäfers wie Spechte gehören gefördert, indem man ihren Lebensraum passend gestaltet."

"Waldreicher" Bezirk

Das Klima und den Borkenkäfer bezeichnet der Leiter der Forstinspektion Feldkirchen Günther Flaschberger als die schlimmsten Widersacher der heimischen Fichtenwälder. "Grundsätzlich kann man sagen, dass die Fichte in Lagen unter 800 Metern Seehöhe über kurz oder lang nur noch in Einzelbäumen zu halten sein wird", sagt Flaschberger. "Aktuell sehen wir aber, dass der Käfer bereits bis in Regionen zur Waldgrenze geht und auch dort Schaden anrichtet. Dazu gilt anzumerken, dass gerade diese Region die natürliche Heimat der Fichte ist."

"Fichte wird kaum zu halten sein"

Trotz der angespannten Situation habe man im Bezirk Feldkirchen eine, im Vergleich zum Oberkärntner Raum, bessere Ausgangslage. "Es gibt aufgrund der geologischen Verhältnisse viele Kleinwaldbesitzer. Dadurch sind die Flächen besser erschlossen und zugleich sind die Grundeigentümer daran interessiert ihre Flächen in einem guten Zustand zu erhalten. Nach wie vor wird der Wald bei uns als Wertanlage gesehen – auch wenn die Preise derzeit wieder im Sinkflug sind", so der Leiter der Forstinspektion.

Hoher Waldanteil

Mit einem Waldanteil von 63 Prozent (höher als im kärntenweiten Durchschnitt) ist der Bezirk Feldkirchen mit Wald "gesegnet". "Wir haben viel Wald, der Anteil des Schutzwaldes ist mit rund 15 Prozent allerdings sehr gering. Auch diese Tatsache ist der Geologie geschuldet." Gemeinsam mit zwei Förstern ist Flaschberger sehr oft im Gelände anzutreffen. "Wir schauen uns Wälder genau an. Sollte Handlungsbedarf gegeben sein, wird der Besitzer informiert. Hier gilt anzumerken, dass die meisten Waldeigentümer ihrer Aufgabe vorbildhaft nachkommen." Ein gutes Zeugnis stellt Flaschberger der Jägerschaft im Bezirk aus. "Indem sie ihre Abschusspläne erfüllen, sorgen sie für eine Regulierung des Wildbestandes. Ist dieser zu hoch, können Jungbäume nicht aufkommen. Damit haben Jäger großen Anteil an einer naturnahen Waldwirtschaft."

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