Almsommer
"Wie Heidi auf der Alm nur ohne Großvater"
Seit sechs Jahren verbringt Roberta Rauter die Sommer als Sennerin auf der Alm. Ein Kindheitstraum ging damit in Erfüllung.
SPEIKKOFEL. "Als mich meine Lehrerin in der Volksschule gefragt hat, was ich werden will, lautete meine Antwort: Ich will werden wie die Heidi auf der Alm, nur ohne Großvater", sagt Roberta Rauter mit strahlendem Gesicht. Und obwohl es lange gedauert hat, hat sich ihr Wunsch erfüllt. Seit sechs Jahren verbringt sie nun die Sommer als Sennerin am Speikkofel. Zu ihren Aufgaben zählt neben Bewirtschaftung der Hütte das Hüten des Viehs. "Zwischen 80 und 100 Rinder werden jährlich von verschiedenen Landwirten aufgetrieben. Diese gilt es zu beaufsichtigen."
Ritual hat sich verändert
Jeden Tag frühmorgens rüstet sich die 54-Jährige und macht sich auf den Weg, um nach den Tieren zu schauen. Für sie die schönste Zeit des Tages, denn in aller Ruhe den Sonnenaufgang in den Bergen in herrlicher Ruhe zu genießen, Wildtiere zu beobachten und zu sehen, dass es den Rindern gut geht, erfüllt die Tierfreundin mit Frieden und Glück. Allerdings hat die Anwesenheit des Wolfes ihr Ritual ein wenig verändert. "Ich breche jetzt erst auf, wenn es schon ein wenig dämmert und lasse – auf Anraten der Jäger – meinen Hund in der Hütte. Das schmerzt sehr, denn seit vielen Jahren ist er mein treuer Begleiter und gerade die morgendlichen Märsche haben uns beiden gut getan." Sie selbst liebt Tiere, doch dem Wolf begegnet sie mit Respekt. "Ein harmonisches Miteinander ist in einer Landschaft, die der Mensch mit seinen Nutztieren bewirtschaftet und pflegt sowie für Freizeit- und Erholungszwecke nutzt, eigentlich nicht möglich. Früher oder später müssen wir uns entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen."
Kraft, Ruhe und innerer Frieden
Sie selbst weiß das, wenn sie nach den langen Wintermonaten erstmals wieder die Türe zur Speikofelhütte öffnet und eintritt: "Jetzt bin ich wieder angekommen". Und dieses Gefühl will sie gerne mit anderen Menschen teilen. "Ich habe vor meiner Zeit als Sennerin sieben Jahre meinen schwer kranken Vater gepflegt. Eine sehr intensive und fordernde Zeit, die Spuren hinterlässt. Man ist seelisch und körperlich am Ende. Auf der Alm habe ich nicht nur inneren Frieden, sondern auch Kraft gefunden. Daher kann ich jedem, der auf der Suche nach sich selbst ist nur raten in die Natur zu gehen. Alles andere kommt dann von allein."
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