'Zeit wird nun reif für die Ganztagsklassen'

FELDKIRCHEN. Was in St. Veit abgelehnt wurde, ist in der Tiebelstadt seit über vier Jahren ein Erfolg. Die Rede ist von Kärntens einziger Ganztagsschule, der Volksschule 1.

Drei Säulen
"Wichtig sind das pädagogische Personal, das Konzept sowie der Raum. Nur wenn alle drei Säulen zusammenpassen, funktioniert es", erklärt Direktorin Margot Stern-Isak.
Neben Lehrern kümmern sich sogenannte Freizeitpädagogen um die Kinder. Um diese auch anstellen zu können, gründeten Lehrer, Elternverein und schulnahe Personen vor mehr als vier Jahren einen eigenen Verein, dem Stern-Isak als Obfrau vorsteht. Seitens der Gemeinde gibt es für die Ganztagsklasse übrigens keine Förderungen oder Subventionen. "Mittlerweile haben wir fünf Freizeitpädagogen. Diese stehen mit unseren Lehrern auf einer Ebene", so die Direktorin. Stern-Isak bezeichnet das Projekt Ganztagsklasse als ihr Hobby: "Um mich zu informieren war ich schon Ganztagsschulen in England und St. Petersburg ansehen. Ich bin davon begeistert, deshalb klappt es so gut."

Ist kein Hort
Den Vergleich mit einem Hort oder einer Nachmittagsbetreuung lässt Stern-Isak erst gar nicht zu. "Ganztagsklassen sind abolut was anderes. Wir haben das nicht gemacht, damit Eltern ihre Kinder beaufsichtigt haben, auch wenn das ein Mitgrund ist, weshalb man sich dafür entscheidet. Es steckt viel mehr dahinter", erklärt sie. Der große Vorteil liegt wohl in der individuellen Förderung. "Wenn man sich Zeit nimmt, staunt man, was manche im Stande sind zu leisten. Und wir haben diese Zeit." Vom Konzept der Ganztagsschule ist Stern-Isak überzeugt: "Die Zeit wird reif werden für Ganztagsklassen. Nicht in jeder Schule, aber zumindest in jedem Bezirk."

"Gehen gerne in die Schule"
Von 8 bis 16 Uhr sind die Kinder der Ganztagsklassen in der Schule. Wer meint, dass sie sich darüber ärgern, der irrt. "Wenn man es gewohnt ist, macht einem das überhaupt nichts aus", meint etwa Michelle Prohart. Die Viertklässlerin ist eine der ersten Ganztagsschüler des Landes. Klassenkameradin Elena Frank ergänzt: "Zuhause ist es oft langweiliger." Am besten gefällt den beiden die Freizeitgestaltung, wo gespielt, gemalt oder einfach nur Pause gemacht wird.
"Mir gefällt am besten, dass ich immer Freunde zum Spielen habe", sagt Nico Unterrieder aus der zweiten Klasse. "Und das Essen", fügt er noch schnell hinzu.

Interesse weiterhin groß
Auch im kommenden Schuljahr dürfte es wieder eine erste Ganztagsklasse geben. "Die Nachfrage ist da", so Dir. Stern-Isak. Emina Saracević ist Mutter einer Tochter, die im Herbst in die Ganztagsklasse geht. "Die Kinder lernen spielerisch, haben frei, wenn sie nach Hause kommen und können mit Mama und Papa spielen", zählt sie Vorteile auf.

ZUR SACHE
In der VS 1 gibt es vier Ganztagsklassen mit insgesamt 80 Schülern.
Räume: vier Klassen sowie vier Freizeiträume.
Fünf Freizeitpädagogen unterstützen die insgesamt 28 Lehrer.
Neben den Ganztagsklassen gibt es in der VS 1 vier Halbtagsklassen.